Ich fuhr (dieses Jahr) zu zwei Wintertests - nach Valencia und nach Jerez - und es verwundert wenig, dass Ferrari, McLaren, Red Bull und Mercedes alle sehr schnell scheinen. Die Abstände sind kaum erwähnenswert klein, so dass sich die Rennen durch andere Faktoren als die pure Rundenzeit entscheiden werden.

Ich glaube, dass einer der entscheidenden Punkte bei den ersten Rennen die Reifen sein werden. Mir ist zu Ohren gekommen, dass die weichere Mischung nach sieben oder acht Runden nahezu unbrauchbar wird, wenn das Auto vollgetankt ist. Es wird interessant zu beobachten sein, ob manche Fahrer das Risiko eingehen, die weichen aber schnelleren Reifen im letzten Qualifyingstint zu benutzen, mit denen sie nach den neuen Regeln allerdings auch ins Rennen gehen müssen.

Wie wichtig ist das Qualifying?

Mark hat sich bei den Tests umgesehen und mehr als nur schöne Bilder geschossen., Foto: Sutton
Mark hat sich bei den Tests umgesehen und mehr als nur schöne Bilder geschossen., Foto: Sutton

Vielleicht sollten wir uns fragen, ob das Qualifikationstraining so entscheidend sein wird? Kaum vorstellbar, dass sich jemand die Pole Position schnappt, aber schon nach sieben Runden in die Box kommen muss, weil die weichen Reifen durch das Gewicht des vollgetankten Autos zerstört wurden. Es ist dann wahrscheinlich, im Verkehr zu stecken, hinter Konkurrenten mit den härteren Bridgestones. Die perfekte Strategie wird sehr wichtig sein.

Eine weitere Unbekannte für die Teams besteht darin, dass die Temperaturen beim ersten Rennen in Bahrain mit über 30 Grad Celsius viel höher sind als bei den Testfahrten, bei denen zehn bis 15 Grad herrschten. Die Asphalttemperatur könnte doppelt oder dreimal so hoch sein als im letzten Monat in Spanien, was einen enormen Unterschied ausmachen kann. Ob Bridgestone plant, die Reifenmischung noch zu verändern ist mir nicht bekannt, aber möglicherweise macht es das zusätzlich sehr interessant.

Die Prost-Mentalität

Der nächste Punkt, der beim Thema Betankung einhakt, ist die Effizienz der Motoren. Je sparsamer das Triebwerk, desto weniger Treibstoff muss mitgeschleppt werden, was die Autos schneller und in der Startphase reifenschonender macht. Ich habe gehört, dass der Cosworth sehr sparsam ist, was für Williams - das Cosworth Team mit dem besten Chassis - ein massiver Vorteil sein kann.

Es kommt mal wieder auf die Reifen an., Foto: Sutton
Es kommt mal wieder auf die Reifen an., Foto: Sutton

Natürlich wird es auch auf den Fahrer ankommen! Alain Prost wurde "Der Professor" genannt, auch weil er sich selber einbremsen konnte und am Anfang eines Rennens nicht "überpacete". Er achtete lieber auf die Reifen und studierte die Benzinmenge, um Plätze zu erobern, wenn bei seinen Konkurrenten Probleme auftraten. Im aktuellen Fahrerfeld sind nur Michael Schumacher und Rubens Barrichello, die schon vor der Zeit des Nachtankens in der Formel 1 fuhren, was ein Vorteil sein könnte.

Ob einer von ihnen die angesprochene "Prost-Mentalität" mitbringt, wird sich aber erst zeigen. Die gute Neuigkeit könnte sein, dass wir aufregende Kämpfe am Ende der Rennen sehen werden, wenn manche Fahrer auf gebrauchten Reifen sind und Benzin sparen müssen, während andere keine Rücksicht nehmen müssen und volle Attacke gehen können.

Force India und Sauber könnten überraschen

Ich glaube auch, dass dieses Jahr einige Teams überraschen könnten. Force India, Sauber und Toro Rosso scheinen alle sehr schnell zu sein und es wäre keine Überraschung, wenn diese Teams am Anfang der Saison vorne mitmischen würden. Force India hat von der Zusammenarbeit mit McLaren und Mercedes profitiert - das Auto sah bei näherer Betrachtung in der Box sehr eindrucksvoll aus!

Mark hat die Bauarbeiten in Korea bereits besichtigt., Foto: Sutton
Mark hat die Bauarbeiten in Korea bereits besichtigt., Foto: Sutton

Sauber hat sowieso einen tollen Windkanal und mit dem Ferrari Motor eines der besten Triebwerke. Sie haben zudem auch James Key als Technischen Direktor von Force India abgeworben, einen Mitarbeiter den ich sehr hoch einschätze. Obwohl Toro Rosso die Zusammenarbeit mit Red Bull beenden musste, ähneln sich die beiden 2010er Wägen wieder stark. Sie werden auch einige Geheimnisse des erfolgreichen Red Bull Boliden, der 2009 Rennen gewinnen konnte, in ihr Design integriert haben.

Neue Strecken für neue Bilder

Für uns Fotografen ist es auch aufregend, mit Korea eine neue Strecke zu fotografieren und in Bahrain und Silverstone Änderungen zu haben. Ich glaube, die beiden letztgenannten ermöglichen bessere Blickwinkel und mehr Spielraum für bessere Bilder, da die alten Kurven sehr schnell und etwas langweilig waren. Ich denke, dass es mehr Überholmanöver geben wird, was sich natürlich positiv auf meine Bilder auswirkt.

Wir müssen früher nach Korea, um die Strecke zu begehen und die Blickwinkel und die besten Positionen auszumachen, bevor die Trainings beginnen. Ich schaute mir die Strecke schon nach dem Japan Rennen des letzten Jahres an - lange vor der Fertigstellung - und man kann alleine von der Anlage auf einen eindrucksvollen Austragungsort schließen. Darüber hinaus ist es immer wieder toll, neue Kulturen und Flecken der Erde kennen zu lernen.

Zuerst schauen wir natürlich auf Bahrain, wo ich viele Änderungen an den Autos erwarte. Es ist unser Job, gute Fotos davon zu sichern und einen Platz zu erobern von dem aus man alle aufkommenden Kämpfe festhalten kann. Ich kann es kaum erwarten!