Er strahlt, er lacht, aber im Rennwagen verliert Kamui Kobayashi seine Harmlosigkeit. Furcht im Rennwagen kennt Kobayashi nicht. Sein Ziel sind Siege, was so gar nicht zu seiner privaten Lässigkeit passen will. "Wenn man irgendwas zum Spaß veranstaltet, dann soll man das auch genießen. Ich mag nicht verbissen oder schwierig sein. Ein Spiel kann ich gut verlieren, einen Kampf auf der Strecke nicht", erklärte der Japaner. Das hat er 2009 bewiesen. Sein erfolgreiches Überholmanöver gegen den amtierenden Weltmeister Jenson Button in Abu Dhabi führt der Japaner auf die unterschiedliche Rennstrategie zurück. Dass er Kimi Räikkönen nach dem Start niederringen konnte, macht ihn hingegen schon ein wenig stolz.

Mit der vorübergehenden Unterstützung seines Vaters und von Yamaha begann er im Alter von neun Jahren im japanischen Kartsport. Mit Siegen empfahl Kobayashi sich für die Nachwuchsförderung von Toyota und gelangte mit 17 Jahren nach Europa. 2004 bestritt er die Formel Renault in Italien, die er 2005 auch gewann. "Ich bekam ein Apartment und viel Hilfestellung von Toyota", erinnert er sich dankbar. Schon ein Jahr zuvor packte ihn das F1-Fieber. "Da habe ich Michael Schumacher und Fernando Alonso kämpfen sehen und wollte selbst in die Formel 1", erinnerte sich Kobayashi. Ende 2007 berief ihn Toyota zum Formel-1-Ersatzmann ab 2008.

Doch die Ersatzbank in der Formel 1 ist heutzutage eher eine Strafbank - es wird kaum noch getestet, dennoch ist maximale Leistungsbereitschaft für den Ernstfall gefragt. "Insofern war der GP von Brasilien 2009 wahrscheinlich das wichtigste Rennen meiner bisherigen Karriere", reflektiert der Japaner sein Einspringen für Timo Glock und ergänzt selbstkritisch: "besser war ich aber beim GP2-Rennen in Dubai und beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi." Kobayashi hatte sieben Monate nicht mehr in einem Formel-1-Rennwagen gesessen, als er am 2. Oktober 2009 zum freien Training in Suzuka für Timo Glock ins Toyota-Cockpit stieg.

Zwei Wochen später bestritt er sein erstes von bisher zwei Formel-1-Rennen. Bei seinem Debüt in Interlagos verpasste er als Neunter im Rennen nur knapp die Punkteränge. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi startete er als Zwölfter, profilierte sich als bester Pilot mit einer Einstopp-Strategie und holte drei Punkte für Platz sechs. In beiden Rennen fiel er durch Zweikampfstärke auf, in Abu Dhabi zudem durch sein Vermögen, eine Rennstrategie mit Kalkül umsetzen zu können. Offenheit, Ehrlichkeit und Fairness sind ihm wichtig und damit hat ihn auch Peter Sauber überzeugt.

"Ich war beeindruckt, dass er mir schon das neue Auto zeigte, als wir uns gerade per Handschlag geeinigt hatten", betont Kobayashi. "Ausserdem war ich begeistert, welch eine super moderne Fabrik in Hinwil steht! Ich hatte mir das nicht so ausgemalt." Sauber wiederum machte sich sein Bild von dem jungen Japaner beim Zuschauen. "Das Rennen in Interlagos war eine sehr gute Leistung", attestiert der erfahrene Teamchef, "aber Kamuis Rennen in Abu Dhabi war brillant."