Rubens Barrichello steht mit seinem Fahrstil im Reigen seiner Kollegen ziemlich einsam da. Der Brasilianer zählt noch zu den wenigen Rechtsbremser. "Normalerweise bremse ich zu 90 Prozent mit dem rechten Fuß. Nur in Suzuka ist das Verhältnis 50 zu 50. Da gibt es viele Kurven, in denen du Gas gibst und gleichzeitig mit dem linken Fuß leicht auf der Bremse stehst, um das Auto zu stabilisieren", erklärte Barrichello.

Dabei musste der Williams-Pilot in seiner langjährigen Karriere seinen Fahrstil oftmals dem Reglement anpassen. "Nur eines blieb gleich: Ich bin immer auf Attacke gefahren", betonte der Brasilianer. Vor allem in seiner Ferrari-Zeit müsste sich Barrichello umstellen, um an die Zeiten von Michael Schumacher heranzukommen. "Ich war deutlich langsamer als Michael, weil ich mit Untersteuern kämpfen musste, das er nicht hatte. Also habe ich mich gezwungen, seine Fahrwerkseinstellung zu übernehmen und meine Fahrweise darauf abzustimmen", verriet Barrichello.

Im Nachteil gegenüber Teamkollegen

Der Brasilianer war immer der Erste auf den Bremsen. Auch das musste sich die ehemalige "1B" von Ferrari abgewöhnen. "Michael stieg extrem spät in die Eisen. Ich habe dann einen Mittelweg gewählt, eher Richtung Spätbremsen. Dafür musste ich beim Beschleunigen etwas später aufs Gas", verriet der Brasilianer gegenüber auto, motor und sport. Auch bei Brawn GP hatte Barrichello gegenüber Jenson Button Nachteile. "Es gibt Stellen, da nahm mir Jenson beim Bremsen Zeit ab, weil er nicht mit dem rechten Fuß von der Bremse aufs Gaspedal wechseln musste. Auf Stop-and-go-Kursen war ich besser dran", erklärte der Brasilianer.

Dennoch könnten die Bremsen - besser gesagt das Material der Bremsscheiben - die WM 2009 entschieden haben. Denn erst als Barrichello beim England-GP das Scheibenmaterial wechselte, begann seine Siegesfahrt. "Die Hitco-Scheiben sind für mich eigentlich ideal. Sie entwickeln sofort Biss, so kann ich später bremsen. Leider haben mit diesem Material im Brawn GP die hinteren Bremsscheiben überhitzt, vor allem wenn viel Benzin an Bord war, also in der letzten Quali-Runde und im Rennen. Wir mussten deshalb die hinteren Radabdeckungen entfernen, was ein halbes Prozent Abtrieb kostete. Der Luftdruck der Reifen stieg an, was weniger Grip zur Folge hatte", erklärte Barrichello die Problematik.