Zeit ist in der Formel 1 ein relativer Begriff. Im Winter scheint man viel davon zu haben, trotzdem ist es immer zu wenig, irgendwie reicht sie aber trotzdem aus. Bei Force India musste dieses Jahr immerhin kein Design umgestellt werden, weil der Teambesitzer zu einem Mercedes-Motor und einem McLaren-Getriebe wechseln will - das hat er bereits voriges Jahr gemacht. Durch den etwas früheren Saisonstart als 2009 ist der Zeitplan dann zwar doch wieder etwas enger, doch das Team ist guter Dinge, immerhin konnte man im Vorjahr einige Male weit vorne mitmischen und das soll auch 2010 wieder so sein.

"Ich kann mich seit ich hier bin an keine bessere Aufbauphase im Winter erinnern. Es war gut in punkto Kontinuität, beim allgemeinen Gefühl und auch bei den Zielen, die wir uns selbst gesteckt haben. Das war alles sehr positiv. Es ist immer noch eine Zeit des Wandels, der Neugruppierung, der Planung und so weiter, das läuft also normal weiter. Darunter liegt aber dieses Selbstvertrauen, dass wenn wir so weitermachen und an uns glauben, wir auch etwas zustande bringen", sagte der oberste Renn-Ingenieur von Force India, Dominic Harlow. Er war auch stolz darauf, dass seine Mannschaft anders als andere Teams keine Eile hat und das Auto nicht erst im letzten Moment zusammenbaut.

Komplizierte Änderungen

Durch die Kontinuität beim Motorenpartner konnte schon früher zu arbeiten begonnen werden, was klarerweise ein Vorteil gegenüber einer Anpassung in letzter Minute ist. Durch das relativ unangetastete Reglement, konnte auch viel übernommen werden, wobei die Regel-Änderungen durchaus Arbeit bedeuten. "Wir haben einen schmaleren Vorderreifen. Und die Reifen ändern sich sowieso immer ein wenig, sind also eine kleine Unbekannte. Wir sind gespannt, was wir beim Testen herausfinden. Das Verbot der Radkappen hat auch große Auswirkungen." Die größte Auswirkung hat aber wohl das Tankverbot und deswegen wurde im Winter genau ausgerechnet, welche Größe der neue Tank brauchen wird, um im Rennen auch genug Benzin dabei zu haben.

"Wir waren da ziemlich systematisch. Wir haben uns alles angesehen, von dem wir dachten, dass es den Verbrauch beeinflusst - den Luftwiderstand des Autos, die Strecken, auf denen wir fahren, der Fahrstil, die Art, wie wir die Motoren nutzen, das Benzin. Wir haben das auf 2010 vorgerechnet und kamen zu einer Einschätzung für die schlechteste Strecke, was den Benzinverbrauch betrifft; das ist Valencia. Dann muss man noch ein paar Design-Faktoren berücksichtigen, so wie die Tatsache, dass eine berechnete Tankgröße nie ganz genau auch bei der Herstellung erreicht wird - das ist eine etwas ungenaue Wissenschaft", erklärte Harlow.

Noch ein paar Modelle erstellen

Ebenfalls noch nicht ganz erforscht ist das taktische Herangehen an die Rennen, denn bei Trockenrennen müssen nach wie vor beide Reifenmischungen eingesetzt werden, ein Boxenstopp ist also unausweichlich, nur wann der gemacht wird, ist schwer abzuschätzen. Die Reifen werden mit vollem Tank mehr leiden, darüber sind sich alle einig. "Wir müssen da noch einige Modelle für den Benzinbrauch und die Reifen erstellen. Abhängig davon, wo wir fahren, werden die Leute beim Start des Rennens wohl etwas vorsichtiger sein." Dadurch wird sich allerdings nicht vermeiden lassen, dass das Fahrverhalten des Autos mit leerer werdendem Tank völlig anders sein wird. Laut Harlow werden sich dabei jene durchsetzen, die am schnellsten lernen und sich anpassen. "Bei nassen Bedingungen wird das zusätzliche Gewicht der Autos ein weiterer interessanter Faktor und wird die Unterschiede zwischen den Fahrern wohl mehr herausheben als zuvor."