Nachdem ein Pariser Gericht das FIA-Urteil gegen Flavio Briatore, und damit seine Verbannung aus dem Motorsport auf unbestimmte Zeit, aufhob, glaubt der Anwalt des Italieners nicht, dass eine Berufung des Weltverbandes Aussicht auf Erfolg haben wird. "Zunächst werden wir das Urteil durchsetzen. Aber die FIA hat in jedem Fall null Chancen, sollte sie sich für eine Berufung entscheiden", sagte Philippe Ouakrat laut Gazzetta dello Sport.

Viel Mitgefühl mit der FIA hatte der Anwalt aber ohnehin nicht. "Für sie muss das eine Katastrophe sein. Sie verschließen sich lieber wie eine Muschel. Wir hätten gerne eine andere Lösung gefunden, aber Briatore hat jetzt eine breite, freie Straße vor sich", meinte Ouakrat. Seiner Meinung nach könnte die FIA einen Schritt zurück machen, denn Briatore habe bislang immer zugestimmt, das Team vor Schaden zu bewahren, er werde aber nicht zulassen, dass sein Name mit Betrug in Verbindung gebracht wird. Laut Max Mosley hat die FIA allerdings klare Beweise gegen Briatore, wird also wohl keinen Schritt zurück machen, vielmehr wird man alles tun, um Briatore weiter aus der Formel 1 zu halten - vor allem deswegen, weil das Urteil gegen ihn laut Meinung der FIA nur aufgrund von Formalitäten aufgehoben wurde.

Schadensersatz

Das Lager des Italieners sieht sich derweil gestärkt und könnte vor allem auf finanzieller Ebene Schritte gegen die FIA setzen. "Wir könnten Schadensersatz für die Verluste in der Fahrer-Management-Firma meines Klienten verlangen. Diese Zahlen wären sehr viel bedeutender", meinte Ouakrat. Nach Ansicht des Anwalts ist das Urteil des Pariser Gerichts so zu deuten, dass der World Motor Sport Council (WMSC) - der auf FIA-Ebene über die Verbannung Briatores entschied - nun völlig neu strukturiert werden muss, um weiter legal operieren zu können.

"Das Gericht hat prinzipiell all unsere Ersuchen angenommen, aber das ernsteste Element ist jenes, das Zweifel über die Struktur des FIA World Council streut, der eigentlich nicht mehr existieren kann. Es ist gegen französisches und internationales Recht, wenn eine Organisation Jury, durchführendes Organ und untersuchendes Organ zur gleichen Zeit ist und der Präsident der Einrichtung entscheidet, wer untersucht wird, er die Untersuchenden kontrolliert und er das urteilende Organ leitet. Die FIA kann nun keine Disziplinarmaßnahmen mehr treffen, ohne zu riskieren, dass diese von einem zivilen Gericht annulliert werden." Was die mögliche Klage Briatores gegen die Familie Piquet betrifft, so ließ Ouakrat wissen, dass darüber momentan noch nachgedacht wird.