Sebastian Vettel ist keiner, der ewig mit dem Schicksal hadert, viel lieber analysiert er, warum etwas nicht so gelaufen ist, wie es laufen hätte sollen. Daher weiß der Deutsche auch genau, wieso er 2009 am Ende nicht Weltmeister wurde und Jenson Button den Titel einfuhr. "Jenson kam bei 94 Prozent aller Rennen ins Ziel, ich nur bei 71. Wenn ich lediglich die Zielankünfte zähle, hat er im Schnitt 5,9 Punkte gemacht, ich aber 7,0", erklärte Vettel gegenüber auto motor und sport. Dennoch ist er der Meinung, dass Button den Titel verdient hat. "Er hatte keinen Defekt, nur einen Unfall. Das muss man anerkennen."

Wirklich chancenlos fühlte sich Vettel 2009 nur in einem Rennen, jenem von Monza, ansonsten waren Defekte, Strategiefehler, Probleme beim Start und andere Dinge verantwortlich für den Rückstand am Saisonende. Probiert hatte er den Angriff auf den Titel dennoch mit allen Mitteln, ließ sich gemeinsam mit seiner Crew einen Bart wachsen, um zu zeigen, dass bis zum Ende gekämpft wird und war wahrscheinlich genau wegen dieses Kampfgeists in Brasilien dann so enttäuscht, als es doch nicht geklappt hatte. "Ich war frustriert, enttäuscht, geknickt. Auch wenn die Chance minimal war, aber der Moment, an dem du realisierst, dass der Traum zu Ende ist, trifft dich wie ein Schlag. Ich bin die letzten drei Runden gefahren, als ginge es um den Sieg, und habe gehofft, dass Jenson vielleicht doch noch ausfällt."

Nicht immer volles Risiko

Aus der Niederlage haben Vettel und das Team aber ihre Lehren gezogen. Statt vollem Angriff ist es manchmal besser, den sicheren Platz und damit die sicheren Punkte nach Hause zu fahren. "Wir müssen lernen, das Bestmögliche rauszuholen." Und dafür arbeitet er auch so hart wie möglich. Wenn es um den Erfolg geht, wird alles andere ausgeblendet. "Alles, was das Fahren und das Abstimmen des Autos angeht, hat Vorrang. Der Rest muss warten. Wenn ich am Ende Zehnter werde, fragt mich keiner: Hattest du keine Zeit, deine Arbeit zu erledigen?" So dauert es dann eben zwei Tage, bis der neue Sitz angepasst ist und dank Testverbot sitzt er eben acht Stunden im Simulator. Gerade wegen dieses Einsatzes will Red Bull auch das Team um Vettel herum aufbauen, so wie das früher Ferrari mit Michael Schumacher getan hat.

Vergleichen lässt sich Vettel allerdings nicht gerne mit dem siebenfachen Weltmeister, auch wenn das manche Medien gerne tun. Der Wille zum Siegen scheint aber doch recht ähnlich zu sein. "Einfach nur mitfahren, vielleicht hin und wieder mal aufs Podest, das gibt mir nichts. Ich gehe nicht so weit, dass mir das Rennfahren nur Spaß macht, wenn ich gewinne, aber wenn ich um Platz 15 kämpfe, dann ist der Spaßfaktor schon beeinträchtigt. Da macht ein scheinbar einfacher Sieg wie in Silverstone mehr Laune. Auch wenn ich dort keinen Gegner hatte, habe ich jede Runde in meinen Helm gelacht." Bei seinen ersten Formel-1-Runden war das noch anders, damals dachte er, er hätte nichts in der Königsklasse verloren. "So viel Power, so viel Grip, kaum Zeit, zu reagieren. Es hat 20 Runden gedauert, bis ich mich einigermaßen wohl gefühlt habe."