Warum kehrt Schumacher in die Formel 1 zurück?

Für Norbert Haug ist es das schönste Weihnachtsgeschenk geworden, das er sich vorstellen kann - Millionen von Formel-1- und Schumacher-Fans werden ihm zustimmen. Aber warum tut sich der siebenfache Weltmeister den Stress und den Druck nach drei Jahren F1-Pause noch einmal an? "Ich bin total heiß auf das kommende Jahr", sagt Schumacher. Als er am Morgen seiner Comeback-Ankündigung mit seinem neuen Renningenieur Andrew Shovlin zusammen saß, sagte er zu ihm: "Ich fühle mich wie ein Zwölfjähriger, wie ein kleiner Junge, der durch die Gegen hüpft."

Schumacher ist bereit für die Rückkehr in den F1-Paddock. "Die Akkus sind aufgeladen, ich bin voller Energie und Tatendrang." Besondere Motivation zieht er aus der speziellen Kombination: Ross Brawn, Mercedes und ihm selbst. Er möchte seinem alten Freund und Wegbegleiter Brawn helfen und Mercedes zurückzahlen, dass man ihm Anfang der 90er Jahre den Weg in die Königsklasse ebnete. Seine Motivation ist zurückgekehrt. "Ende 2006 war ich erschöpft, hatte keine Energie und Motivation mehr", erinnert sich Schumacher. "Ich habe die Pause wirklich gebraucht, darin mit Motorrädern herumgespielt und viel Spaß gehabt, aber jetzt bin ich wieder bereit für etwas Ernsthaftes."

Wie gesund ist Schumacher wirklich?

Michael Schumacher und Ross Brawn gewannen schon bei Benetton und Ferrari gemeinsam Titel., Foto: Mercedes-Benz
Michael Schumacher und Ross Brawn gewannen schon bei Benetton und Ferrari gemeinsam Titel., Foto: Mercedes-Benz

Auch nach der Comeback-Ankündigung bleibt die große Frage, ob Schumachers verletzter Nacken die Belastungen in einem Formel-1-Auto aushalten wird. Bei seinem ersten Comeback-Versuch mit Ferrari merkte er schon beim ersten Test in Mugello, dass er zu starke Schmerzen hatte, um zu fahren. Er selbst geht davon aus, dass dies jetzt nicht mehr der Fall ist - auch ohne einen weiteren F1-Test absolviert zu haben.

"Ich kann zu 100% sagen, dass der Nacken kein weiteres Problem mehr ist", sagt Schumacher. "Im Sommer war es noch zu früh, aber jetzt ist genug Zeit vergangen, um die Verletzung komplett auszuheilen." Er könne jetzt Übungen durchführen, die im August noch nicht möglich waren. "Jetzt konnte ich sie voll aushalten und ohne Probleme trainieren."

Was ist mit Ferrari?

14 Jahre lang war Schumacher ein Synonym für den Rennstall aus Maranello. Im Sommer wollte er der Ferrari-Familie zu liebe als Ersatz für Felipe Massa ins Cockpit zurückkehren. Nun verlässt er Maranello in Richtung Stuttgart - Ferrari lässt ihn freundschaftlich ziehen, obwohl man sich mündlich bereits auf einen weiteren Dreijahresvertrag als Berater geeinigt hatte. Ausgerechnet jener Test in Mugello in einem alten F2007 zeigte Schumacher, wie gerne er Formel 1 fährt. "Ich habe gespürt, wie wohl ich mich in einem Auto fühle, trotz der Schmerzen, wie schnell ich mich darin zurechtgefunden habe."

"Der Initialzünder war die Verletzung von Felipe [Massa] im Sommer und die damit verbundene unvorhersehbare Situation", bestätigt Schumacher, der eigentlich plante, seine Karriere bei Ferrari zu beenden. "Ich hatte vorher keine andere Motivation und wollte eigentlich auch Luca di Montezemolo absagen." Als dann Ross Brawn im November zusammen mit Mercedes anklopfte, wurde Schumacher schwach - das Feuer war wieder entfacht. "Es war kein einfacher Schritt, ehrlich gesagt, denn ich habe viele Freunde bei Ferrari und gute Erinnerungen an meine Zeit dort", gesteht Schumacher.

Was sagt Schumachers Ehefrau Corinna?

Nach drei Jahren Familienleben hält bei Schumachers wieder der Reisestress einer vollen Formel-1-Saison mit 19 Rennen Einzug. "Meine Frau legt immer größten Wert darauf, dass ich glücklich bin, und als sie das Leuchten in meinen Augen gesehen hat, widersprach sie mir überhaupt nicht. Im Gegenteil sie hat sogar gesagt: Viel Spaß!" Überzeugungsarbeit musste Schumacher keine leisten.

"Dass Michael nun wieder Formel-1-Rennen fährt, stellt zugegebenermaßen unser Familienlieben sehr unerwartet auf den Kopf", gesteht Corinna Schumacher. "Aber als er mir von Ross' Anruf erzählte, habe ich sofort gespürt, dass da dieses Feuer wieder in ihm brannte, das ich so gut kenne. Michaels Leidenschaft für's Rennfahren ist nun mal riesig, ohne diese tiefe Leidenschaft wäre das alles nicht möglich gewesen."

Was ist Schumachers Ziel 2010?

Wenn ein siebenfacher Weltmeister, der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten, wieder ins Cockpit steigt, sind die Erwartungen und Anspruchshaltungen enorm. Schumacher ist sich dessen bewusst, er erwartet sogar, dass die Welt und die Fans ihn an seinen bisherigen Erfolgen messen. "Mein Ziel wird natürlich sein, am Ende wieder oben auf dem Treppchen zu stehen", kündigte er Siege und einen Angriff auf seinen achten WM-Titel an. "Das Team hat 2009 beide WM-Titel gewonnen, Mercedes ist als starker Partner hinzugekommen und unser Ziel kann nur sein, um die WM zu kämpfen."

So ähnlich wird Schumachers neues Arbeitsgerät aussehen., Foto: Mercedes-Benz
So ähnlich wird Schumachers neues Arbeitsgerät aussehen., Foto: Mercedes-Benz

Die meisten Experten sind sich einig: Schumacher kann wieder an alte Erfolge anknüpfen, der Speed sei noch vorhanden. Niki Lauda glaubt: "Ich behaupte, wenn der Michael nach den ersten Testfahrten einsteigt, fährt der mit seiner Konsequenz wieder vorne mit, hundertprozentig." Die vielen Neuerungen seit Schumachers letztem F1-Rennen Ende 2006 in Brasilien bereiten ihm keine Sorgen. "Die Autos sind etwas anders, aber ich bin in meiner Karriere so viele verschiedene Autos gefahren, dass ich mich gut anpassen kann."

Was sagt er zu seinem Teamkollegen Rosberg?

Mit Nico Rosberg hat Schumacher einen jungen, ehrgeizigen Deutschen zum Teamkollegen, der eigentlich der Teamleader sein wollte. Nun steht er im Schatten des Rekordchampions - außer er schlägt ihn auf der Strecke. Vorerst freut sich Rosberg auf die Zusammenarbeit. "Es ist eine große Herausforderung für mich, gegen einer der besten Fahrer aller Zeiten anzutreten", sagt er. "Ich bin sicher, wir werden ein starkes Team bilden, denn er hat nichts von seinem Speed verloren."

Das glauben auch Ross Brawn und Nick Fry, die in Schumacher und Rosberg ein perfektes Duo gefunden haben wollen. Beide Fahrer seien technisch versiert und veranlagt, Schumacher habe jedoch sehr viel mehr Erfahrung, von der Rosberg nun profitieren könne. Gleichzeitig sollen sie sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. Viel Kontakt gab es zwischen Schumacher und Rosberg noch nicht. "Nico ist ein toller Kerl. Ich sehe es positiv."

Ist Willi Weber noch Schumachers Manager?

Vor der Vertragsunterschrift am Dienstagabend gab es Spekulationen, dass Willi Weber nicht mehr Michael Schumachers Manager sei. "Willi ist definitiv noch mein Manager", dementiert Schumacher eine Trennung von seinem Freund. Er räumte aber auch ein: "Ich werde älter und werde gewisse Dinge selbst in die Hand nehmen." Die Aufteilung sei unverändert: Schumacher fahre, Weber kümmere sich um die Finanzen.