"Endlich ein Auto!" Selbst Monate danach ist Lewis Hamilton die Erleichterung anzumerken. Im Freien Training zum Großen Preis von Deutschland am Nürburgring hatte er zum ersten Mal in dieser Saison das Gefühl, ein gutes, ein echtes Rennauto zu fahren. Vom Saisonstart bis dahin fehlte es dem MP4-24 massiv an Abtrieb.

Nach einem kurzen Zögern und kurzem Überlegen ja nichts Falsches zu sagen, vergleicht er den ursprünglichen 2009er Silberpfeil mit einem Ziegelstein. "Vorher hatte es die Aerodynamik und den Downforce eines Ziegelsteins", so Hamilton. "Und plötzlich hatten wir einen Schritt gemacht, der einen Unterschied wie Tag und Nacht ausgemacht hat."

Um Welten besser geworden

Auf den ersten großen Erfolg, den ersten Saisonsieg in Ungarn, musste er lange warten. Damit gerechnet hatte er nicht. "Ich hatte zu Saisonbeginn absolut keine Vorstellung, ob wir in diesem Jahr ein Rennen gewinnen würden. Wir haben nicht geglaubt, dass dieses Auto im Laufe der Saison noch viel bringen kann, aber jetzt ist es wirklich um Welten besser, alle haben einen tollen Job gemacht. Es ist aber immer noch nicht da, wo es sein sollte - was aber einfach an der Basis des Autos liegt."

Trotzdem hat Hamilton zwei Rennen gewonnen, in Ungarn und in Singapur. "Im Rahmen dessen, was möglich ist, bin ich zufrieden", zieht er gegenüber Motorsport-Magazin.com eine zufriedene Bilanz. "Einen Grand Prix anzuführen und zu gewinnen, das ist immer eine große Sache, und fühlt sich einfach gut an. Als es am Anfang so schlecht lief, habe ich mir gesagt, ich will wenigstens bis zum Saisonende stark zurückkommen. Am Anfang hat man mich kaum beachtet, aber jetzt kann ich als noch amtierender Weltmeister auch die Leute schlagen, die dieses Jahr um den Titel kämpfen. Das zeigt, dass ich noch da bin."

Leichteste F1-Saison bislang

Lewis Hamilton möchte 2010 wieder um den Titel fahren., Foto: Sutton
Lewis Hamilton möchte 2010 wieder um den Titel fahren., Foto: Sutton

Die Saison 2009 mit all ihren Höhen, aber vor allem den Tiefen stuft Hamilton nicht als verlorenes Jahr ein. "Ich würde sogar sagen, dass es die leichteste Saison war. Weil wir von Anfang an wussten, dass wir nicht um den Titel fahren würden." In den Vorjahren sei immer der Druck da gewesen, unbedingt gewinnen und um den Titel fahren zu müssen. Jeder einzelne Punkt zählte. "Dieses Jahr war es anders - ich habe versucht, ein Auto weiterzubringen, das am Anfang nicht sehr viel Potenzial zu haben schien. Jetzt holen wir wenigstens regelmäßig Punkte und Podiumsplätze, damit haben wir schon einiges erreicht."

Persönlich ist er als Mensch gereift. "Ich habe viel aus den verschiedenen Erfahrungen gelernt, bin jetzt ein noch besserer Fahrer, auch als Mensch, als Person, stärker", verrät er. "Ich bin jetzt hier als Weltmeister, habe einen großen Titel im Rücken. Deshalb kann ich entspannt sein, ich weiß, dass ich schon einmal eine Weltmeisterschaft gewonnen habe - selbst wenn ich in diesem Jahr keine Chance habe, sie zu gewinnen. Ich weiß, dass ich nächstes Jahr einen neue Chance bekomme, ich werde dann hoffentlich noch besser sein, wir als Team werden hoffentlich noch besser sein."

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