Ab dem zweiten Rennen in dieser Saison hat Nick Heidfeld gewusst, dass dieses Jahr ein schwieriges für ihn und für BMW Sauber wird. Dabei war er dort eigentlich Zweiter geworden, doch ihm war schon nach Melbourne klar gewesen, dass der Speed nicht der erhoffte war. In Malaysia sei die Pace dann schwach gewesen, dank Regen aber dennoch Platz zwei herausgesprungen. "Im dritten und vierten Rennen wurde es dann nur noch schlimmer. Das war ganz einfach damit zu erklären, dass wir kein neues Teil am Auto hatten", sagte Heidfeld gegenüber auto motor und sport.

Und auch in den Rennen danach kamen keine neuen Teile, bei der Konkurrenz aber schon, das sorgte dann nicht nur für fehlenden Speed, sondern auch für Frust. Dass sich BMW Sauber zu Beginn vielleicht zu sehr auf KERS konzentriert hat, wollte Heidfeld so nicht gelten lassen. Aus der damaligen Sicht sei es kein Fehler gewesen, das Team habe es nur nicht geschafft, das System gut genug zu entwickeln. "Offensichlich ist es bei Ferrari und McLaren schneller, sonst würden sie es nicht drin haben und bei Renault war es zumindest in Monza sinnvoll. Das konnte man natürlich im Vorhinein nicht wissen. Dann hätte man sagen müssen, für uns wäre es besser gewesen ohne KERS zu planen. Aber idealerweise hätten wir es einfach besser hinbekommen müssen."

Die Updates der anderen

So war es aber eben nicht und das Jahr wurde schwierig, wobei Heidfeld noch daran glaubt, dass es in den kommenden Rennen dank der engen Abstände im Feld für ihn vorwärts gehen kann. In Singapur gibt es einiges an Updates und die könnten noch einmal ordentlich Schwung geben. Wie viel, das hängt klarerweise auch von den anderen Teams ab. "Die Hoffnung ist, dass die anderen nicht mehr so viel machen für dieses Jahr. Das ist zumindest das, was man so hört. Bei Ferrari kommt angeblich nicht mehr viel, bei Renault auch nicht und wie es bei McLaren aussieht, weiß ich nicht." Aber es hat auch bereits Verbesserungen gegeben, die es Heidfeld ab dem Nürburgring ermöglichten, zufrieden mit seinen Leistungen zu sein. Damals wurde am Auto einiges geändert, wodurch er deutlich besser zurechtkam.

Ehemalige Teamkollegen hatte Nick Heidfeld im Griff, Foto: Sutton
Ehemalige Teamkollegen hatte Nick Heidfeld im Griff, Foto: Sutton

Dennoch ist die Frage nach wie vor offen, wo es für Heidfeld 2010 weitergeht. In seinem Werben um ein Cockpit muss er wieder und wieder betonen, dass er Teamkollegen wie Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Mark Webber und - mit Ausnahme von 2008 - Robert Kubica immer nach Punkten geschlagen hat. "Das ist für mich ein Fakt, aber da denke ich vielleicht manchmal auch zu logisch und zu mathematisch, aber so bin ich. Ich hätte eigentlich gedacht, dass es in der Formel 1 auch so sein müsste." Doch Heidfeld hat bemerkt, dass das Image eines Fahrers nicht immer nur an Zahlen festgemacht wird und dem Deutschen wird der fehlende Sieg in der Königsklasse nach wie vor als Makel angekreidet. Belasten lässt er sich davon aber nicht, auch wenn es ihn ärgert. "Ich will auch Rennen gewinnen, aber imagemäßig kann ich mir schon vorstellen, dass es eine Auswirkung hat."

Der Glaube bleibt

Nicht nur vorstellen, sondern fest daran glauben kann Heidfeld, dass er noch ein Rennen gewinnen wird - und er glaubt auch daran, dass er noch um den Titel kämpfen wird. "Das ist ein Gefühl, was ich einfach ganz stark in mir habe und das wird mir auch keiner nehmen können. Das ist etwas, was ich in der Vergangenheit vielleicht auch nicht so offensiv gesagt hätte. Ich weiß, was ich kann, ich weiß, wen ich geschlagen habe. Ich habe viele Meisterschaften gewonnen, auch wenn es nicht die Formel 1 war", betonte er. Gewonnen habe er bislang nur nicht, weil in den Autos, in denen er fuhr, bisher niemand Rennen gewann - mit Ausnahme von Kubica in Kanada 2008. "Und dieser Sieg war eigentlich meiner."

Aber auch ohne Sieg ist Heidfeld dank seiner Erfahrung und der gleichzeitigen Testbeschränkung für einige Teams sicher eine interessante Option, obwohl er selbst momentan vorsichtig ist, da sich die Zukunft doch noch ungewiss darstellt. So stünde noch lange ein Fragezeichen hinter Toyota, bei Renault wisse nach Crashgate auch niemand, wie es weiterginge. "Bei den neuen Teams sagt man, dass Campos die besten Chancen haben soll. Über die beiden anderen gibt es viele Zweifel. Bei den Teams, die dann noch übrig bleiben, sind nicht viele Fahrer fix. Red Bull ist gesetzt, Lewis Hamilton ist klar und sonst keiner. Das ist ein Wahnsinn dieses Jahr." Die extremste Situation ist das allerdings nicht, die Heidfeld bislang erlebt hat. Zwei Winter sei er bereits zu Hause gesessen und habe nicht gewusst, wie es weitergeht, als die Saison bereits vorbei war. "Ich denke, da bin ich jetzt in einer besseren Situation. Aber es ist die extremste Situation in dem Sinne, wie offen und verworren alles ist."