Luca Badoer hat es nicht einfach. Auf der einen Seite schwebt er auf Wolke sieben, erfüllt sich seinen Traum und fährt als Italiener für Ferrari in der Formel 1. Auf der anderen Seite belegte er zweimal in Folge den letzten Startplatz. So etwas schien bei Ferrari ohne Strafversetzungen, Unfälle oder Wetterkapriolen bislang undenkbar.

"Es gibt immer ein erstes Mal, dies ist das erste Mal", wehrt sich Badoer. "Es ist auch das erste Mal, dass es so eine Situation gibt." Also ein Fahrer einspringt, der vor zehn Jahre das letzte F1-Rennen bestritten und vor 10 Monaten das letzte Mal in einem F1-Auto gefahren ist.

"Es war mein Traum für Ferrari zu fahren. Aber wenn ich diese Chance vor zwei Jahren erhalten hätte, wäre es ganz anders verlaufen", sagt Badoer. Damals gab es noch kein Testverbot und er saß beinahe ununterbrochen bei Testfahrten im Auto. "Ich bin viel gefahren und hatte den Vergleich mit anderen Piloten. Leider kann man sich im Leben nicht alles aussuchen. Die Chance hat sich erst jetzt ergeben und das zu einem schwierigen Zeitpunkt."

Trotzdem fühlt er sich nicht unter Druck gesetzt - auch nicht durch die vielen Gerüchte um potenzielle Nachfolger. "Giancarlo Fisichella ist mein Freund", sagt er zum Pole-Mann, der nach diesem Ergebnis sicher noch öfter mit Ferrari in Verbindung gebracht werden wird. "Aber die Frage ist bei Ferrari besser aufgehoben. Sie wählen die Fahrer aus." Er selbst geht davon aus, dass er in Monza im Auto sitzen wird. "Monza ist für mich etwas Besonderes, es ist meine Heimstrecke. Ich halte dort den F1-Rekord, habe dort in meinem Leben so viel Zeit in so vielen Rennserien verbracht. Ich bin sicher, dort kann ich den großen Schritt vollbringen, auf den alle warten."

Luca Badoers Traum ist in Erfüllung gegangen., Foto: Sutton
Luca Badoers Traum ist in Erfüllung gegangen., Foto: Sutton

Einige Fahrerkollegen haben ihm schon auf die Schulter geklopft und gesagt, dass ihnen klar sei, wie schwer er es habe. "Mein einziges Problem ist die Presse", sagt Badoer. "90 Prozent schreiben wirklich schlechte Dinge über mich. Ich lese keine Zeitungen, also kann jeder schreiben, was er möchte. Aber wenn die Leute drum herum Einfluss haben, mag ich das nicht. Abgesehen von der Presse bin ich momentan sehr glücklich: Ich fahre Ferrari, ich fahre in der Formel 1 und ich verbessere mich jedes Mal. Für mich ist es ein guter Augenblick, abgesehen von der Presse."

So zählt er auf, wie er sich von der letzten Runde in Valencia bis zur ersten Runde in Spa gesteigert habe. "Das wird am Sonntagabend wieder so sein. Es ist wichtig, ein gutes Rennen zu fahren. Ich bin sehr glücklich, dass ich diese Chance erhalten habe, obwohl die Performance nicht sehr gut ist. Aber ich bin sicher, dass ich mich nach noch mehr Rennen verbessern kann."

Im Qualifying in Spa machte er den Verkehr dafür verantwortlich, dass er nicht ins Q2 kam. "Ich steckte erst hinter Nakajima und dann auf meiner letzten Runde war Vettel im Weg. Das war das größte Problem", erklärte er. Beendet hat er sein Qualifying nach einem Dreher jedoch im Kiesbett. "Wir haben am Vormittag gesehen, dass das Q2 von der Zeit her möglich war. Leider gab es viele Gründe, warum wir es nicht geschafft haben. Deswegen bin ich etwas traurig." Aber nicht zu sehr, denn Luca Badoer lebt seinen Ferrari-Formel-1-Traum weiter - auch in der letzten Startreihe.