F3 Euro Series-Fahrer Mika Mäki ist nur ein Beispiel für Rennfahrer mit der Vorliebe zum Extremen., Foto: mikamaki.com
F3 Euro Series-Fahrer Mika Mäki ist nur ein Beispiel für Rennfahrer mit der Vorliebe zum Extremen., Foto: mikamaki.com

Rennfahrer sind im Allgemeinen schon ein erstaunlicher Schlag der Menschheit. Da reisen sie zehn Monate im Jahr um den Globus, hetzen zu PR-Terminen, müssen ständig die gleichen Fragen auf Pressekonferenzen beantworten, in Kameras lächeln, Autogramme schreiben sich für gute Zwecke engagieren und stöhnen über den generellen Stress den der Job mit sich bringt und was machen sie dann, wenn sie mal Pause haben? Am Strand liegen? Däumchen drehen? Einfach einmal Fünf gerade sein lassen? Golf spielen wie Skispringer? Nein! Entspannung und Abschalten beinhaltet bei nicht wenigen eher einen Marathon laufen, eine Challenge quer durch Tasmanien zu veranstalten, an Rallyes teilzunehmen oder sich für den nächsten Triathlon zu foltern.

Kommenden Monat zum Beispiel, nehmen Bradley Smith aus der 125cc-MotoGP-Klasse und Jenson Button am London Triathlon teil; dem, nur Mal so nebenbei, größten der Welt. Warum ? Weil sich beide zufällig über Papa John Button beim Rennen in Silverstone getroffen haben und feststellten, dass sie das gleiche leidenschaftliche Hobby haben. Nun tritt also der 18-Jährige Bradley Smith in einer kleinen privaten Herausforderung gegen den 29-Jährigen Jenson Button an.

"Ich habe Jenson gleich gesagt, dass Lewis (Hamilton) nicht gegen ihn laufen wird, aber ich sehr wohl", wird Smith auf motorcyclenews zitiert. "Ich habe sicher gestellt, dass wir in der gleichen Gruppe starten, so wird es ein Kampf Mann gegen Mann. Hoffentlich können wir beide unsere jeweiligen Meisterschaften gewinnen, aber beim Triathlon kann nur einer von uns gewinnen und das werde ich sein."

Warum nicht einfach ein Wii nehmen und damit gegeneinander antreten, denkt sich doch da der pragmatische Mensch. Kollege Timo Scheider könnte sicher ein paar heiße Tipps geben. Da kann man nur Ex-Sportlern wie Dirk Raudies danken, der meinte er verstünde den Fitness-Wahn der heutigen Motorradfahrer nicht und 'hätte nicht einmal von einem Ende des Fahrerlagers zum anderen joggen können, ohne danach tot zu sein'.

Doch es gibt nicht nur Triathlon. Jarno Trulli und Heikki Kovalainen kürzen zwar drei Disziplinen auf eine herunter, enden aber immerhin noch mit einem Marathon. Beide nahmen bereits am New York Marathon teil und beendeten ihn erfolgreich. Im Gegensatz zu Bradley Smith aber, startet Heikki Kovalainen nicht so sehr wegen Kampf und dem sich Durchbeißen, sondern für mentale Entspannung. "Mental gesehen ist ein Grand Prix viel anspruchsvoller, auf der anderen Seite sind die Schmerzen nach einem Rennen nicht vergleichbar mit dem Gefühl nachdem du einen Marathon gelaufen bist", schrieb der Finne auf seinem BBC Blog. "Wenn ich renne, kann ich mit meinen Gedanken sonst wo sein." Wenn Jarno Trulli nicht Marathon läuft kann er sich zumindest auf seinen Weinbergen entspannen, Kovalainen hingegen veranstaltet dann Kartrennen in Suomussalmi.

Bei Landsmann Kimi Räikkönen weiß die Welt, dass er auch Mal auf alle Disziplin pfeifen kann, was durchaus eine beruhigende Erkenntnis ist. Aber auf der faulen Haut liegen ist dann auch nichts für Kimi - wie schon seine Lehrer erfahren mussten. Aber anstelle sich die Lunge aus dem Hals zu hetzen setzt "The Iceman" auf Schotterstrecken. Zugegeben kein ungewöhnliches Hobby bei einem Finnen und auch Mika Häkkinen, Heikki Kovalainen und Mika Salo nahmen an Rallyes teil, bei Räikkönen liegt der Unterschied im Erfolg. Der 29-Jährige hat durchaus Talent und Willen in der erweiterten Weltspitze mitzufahren und er ist der Erste der finnischen F1-Fahrer, der einen Start in der WRC wagt - bei der 1000 Seen Rallye in Finnland. Und als ob das noch nicht genug wäre hat Räikkönen auch noch ein Team in der Britischen F3, da fragt man sich doch wann der Mann eigentlich die Zeit findet 'abzufeiern'.

Dann wiederum ist Kimi Räikkönen nicht der einzige Rennfahrer mit einem Team. Robert Kubica zum Beispiel, hat ebenfalls ein Kart Team; und damit nicht genug aufgrund der Erfolge die Kubica selbst als Kartfahrer hatte, wurde ein ganzer Rahmen in seinem Namen produziert. Ungefähr so wie viele Sängerinnen ihre eigene Unterwäsche-Kollektion heraus bringen lassen, nur praktischer. Einer der nicht herstellen lässt, sondern selber bastelt ist MotoGP-Fahrer Mika Kallio. Er selbst fährt zwar seit Jahren im Winter Eisrennen, aber damit nicht genug. Anstelle sich beim Eisfischen zu entspannen bastelt der 26-Jährige auch die Maschinen für die Rennen zurecht und seitdem er nicht mehr selbst fahren darf, setzt er einfach andere Talente auf seine Maschinen.

Wie Mika Kallio, so sagt sich auch Fernando Alonso 'warum nicht mal andere für mich fahren lassen'. Während Superbike-Fahrer Ben Spies nämlich selbst die Berge mit dem Rad erklimmt - und auch schon Mal an einem 24h-Mountenbike-Rennen teilnimmt, überlegt der zweifache Ex-Champion ein Rad Team zu gründen und es eventuell bei der Tour de France an den Start zu bringen. Alonso ist ein Fan des Sports und wenn man schon einmal die Mittel und Kontakte hat, warum sie dann nicht auch nutzen? Ab wann genau das Projekt startet, wird sich aber erst noch zeigen und bis dahin wird Fernando Alonso sicher auch keine Langeweile bekommen. Ein gewisses Maß an Hyperaktivität scheint einfach in jedem Rennfahrer zu stecken, anders kann man sich den Drang zur Bewegung und Aktion kaum erklären. Aber wenn Sie das nächste Mal einen der Herrschaften über Stress stöhnen hören oder lesen, denken Sie einfach an Tasmanien und bitten ihn dann dennoch um ein Foto und Autogramm.