Am kommenden Wochenende sollte ein letzter Versuch gestartet werden, um die Zukunft des Hockenheimrings in der Formel 1 zu sichern. Nach den - mittlerweile abgeschwächten - Aussagen von Bernie Ecclestone über Adolf Hitler sagte jedoch Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger das geplantes Treffen mit dem F1-Boss ab. An seiner Stelle soll ein Anwalt oder Beauftragter führen.

"Das hat der Ministerpräsident am Wochenende nach Bekanntwerden der Äußerungen entschieden", sagte Regierungssprecher Christoph Dahl der dpa. "Ich bin schockiert über das, was passiert ist", fügte Karl-Josef Schmidt hinzu, einer der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH. "Ich kann über die Auswirkungen für das Formel-1-Rennen auf dem Hockenheimring im Moment noch nichts sagen."

Vorerst steht nur fest, dass der Stadtrat beschlossen hat, die Formel 1 ab 2010 nicht mehr zu finanzieren. Sollte es beim Krisengipfel mit Ecclestone nicht zu einer Rettungstat des F1-Chefs kommen, wird es im kommenden Jahr kein Rennen in Hockenheim und wohl auch keines in Deutschland geben. Denn der Nürburgring möchte nur den Grand Prix im Jahr 2011 austragen, zu dem er sich vertraglich verpflichtet hat.

Harte Kritik an Ecclestone

Ecclestone könnte selbst als Vermarkter und Veranstalter des Deutschland GP in Hockenheim auftreten und so vielleicht einige der verärgerten Deutschen gnädiger stimmen. Den Zentralrat der Juden wird er damit aber wohl nicht mehr auf seine Seite bringen. "Mit Faschisten verhandelt man nicht - man muss sie verdammen und verachten", sagte dessen Vizepräsident Dieter Graumann gegenüber dem Handelsblatt. "Der Herr ist entweder strohdumm oder unglaublich bösartig - vermutlich aber beides."

Selbst den Teams legte Graumann nahe, sich nicht mehr mit Ecclestone einzulassen. "Kein Team sollte mehr mit ihm zusammenarbeiten - ein Boykott wäre nun mehr als angebracht. Gerade eine Woche vor dem Start am Nürburgring sollten alle Teams sehr klar machen: Wer Hitler lobt, katapultiert sich selbst rasant sofort aus der Seriosität heraus." Ecclestone sei ein übler politischer Geisterfahrer, der auf diese Weise die gesamte Formel 1 an die Wand fahre.