Einen gewissen Sarkasmus konnte sich Felipe Massa bei den Testfahrten in Barcelona nicht verkneifen. Denn auch er war von der Vorstellung der Brawn-Mannschaft doch etwas irritiert. "Wir haben hier alles gebracht, was wir von der Entwicklung her bringen wollten. Wir sind eigentlich bereit für den Saisonstart. Vor Barcelona sah es etwas besser aus. In Barcelona hat das neue Brawn-Team alle überrascht. Ich würde sagen, vor Barcelona waren wir eines der schnellsten Autos auf der Strecke, wir waren sicher ganz vorne dran. Jetzt sind wir immer noch konkurrenzfähig, aber hinter Brawn", meinte er mit einem ungläubigen Schmunzeln.

Eine Feststellung des Brasilianers überraschte besonders. So hatte Rubens Barrichello seine Spitzenzeiten am Donnerstag im Qualifying-Trim gefahren, doch Massa betonte, dass auch in einem auf Qualifying abgestimmten Auto kein anderes Team so schnell sein könnte. "Viele Leute fahren mit wenig Benzin, nicht nur sie. Heute habe ich das nicht gemacht, aber einige Andere. Ich würde sagen, die Rundenzeiten sind einfach viel schneller, als das andere schaffen können." Es stellte sich die Frage, ob bei Brawn am Gewicht gespart wurde, um schnell zu sein. Ross Brawn hat das bereits verneint und auch Massa konnte sich das nicht vorstellen.

Auch Ballast macht keinen Unterschied

Er sei zwar kein Ingenieur und könne deswegen nicht sagen, ob sie Ballast an Bord haben oder nicht, meinte der Ferrari-Pilot, doch es mache keinen Sinn, nach Barcelona zu kommen, schnell zu sein und dann beim ersten Rennen plötzlich nicht mehr. "Aber auch wenn sie keinen Ballast haben und ihn dann reinmachen, werden sie trotzdem schnell sein. Ich bin da sehr überrascht. Wenn man aber Brawn wegnimmt, sind wir sehr stark", blieb er bei seiner Meinung über die Kräfteverhältnisse.

Auch das Vorhandensein oder Fehlen von KERS machte er nicht zu einem Kriterium. So vermuteten einige, dass der Verzicht des Energierückgewinnungssystems bei Brawn und auch Toyota den Teams helfe. Massa meinte, KERS könne abhängig von der Strecke zwischen zwei Zehntel und einer halbe Sekunde bringen. "Ihr könnt euch also vorstellen, wie schnell Brawn sein wird, wenn sie das KERS haben. Wir können zumindest einen guten Start haben und dort mit ihnen kämpfen. Dann werden wir Runde für Runde beten, dass wir vorne sind." Bei Ferrari sei KERS eine Verbesserung, denn obwohl es schwer sei, bleibe man unter dem Mindestgewicht. Zudem sei es unten im Auto eingebaut, wodurch sich die Balance nicht verändere. "KERS gibt dir einfach einen zusätzlichen Schub. Ihr könnt euch also denken, wenn ein Team ohne KERS schnell ist, wird es mit nur noch schneller sein."

McLaren weiter respektieren

Noch nicht besonders schnell war McLaren bei den Testfahrten. Massa konnte sich nicht erinnern, das Team soweit hinten gesehen zu haben. "Aber sie sind ein Team, das wir respektieren müssen. Sie haben eine weitere Test-Session, die wir nicht haben. Sie können das Auto weiter verbessern und finden, was nicht stimmt, was nicht funktioniert", erklärte der Brasilianer. Um ein klares Bild von der Situation zu haben, wollte er aber ohnehin bis zum Saisonstart warten. Frühestens dann wird Massa auch feststellen, ob dieses Jahr vielleicht seines wird. Aktuell weiß er nur, dass er sich bereit fühlt, angreifen will und in guter Verfassung ist. "Wir müssen aber erst die Anderen sehen. Wir müssen sehen, wie unsere Leistung im Vergleich zu ihnen ist und wie ihre Leistung im Vergleich zu uns ist."