Der zweite Tag des Gruppentests in Jerez sorgte bei Fahrern, Teams und Anwesenden nicht unbedingt für gute Laune. Denn es regnete, regnete und regnete. Dadurch war die Testarbeit einerseits erschwert, andererseits waren jegliche Zeitenvergleiche vollkommen für die Katz. Lediglich dem Ego des Einzelnen dürfte eine schnelle Rundenzeit geschmeichelt haben. Daran gemessen, müsste Timo Glock den schönsten Abend gehabt haben, denn er lag mit einer Bestzeit von 1:30.979 an der Spitze des Testfeldes aus sieben Autos.

Felipe Massa sah zu, Foto: Sutton
Felipe Massa sah zu, Foto: Sutton

Ja, richtig, es waren nur sieben Autos im Einsatz, denn angesichts der Bedingungen hatte sich Ferrari dazu entschieden, gleich gar nicht auf die Strecke zu gehen. Für Felipe Massa war damit zusehen angesagt, während einige Konkurrenten trotz Regens mehr als 100 Runden zurücklegten. In Abwesenheit der ganz Roten fuhr Robert Kubica hinter dem rot-weißen Toyota von Glock die zweitbeste Zeit.

Fehlalarm bei Kubica

Dreieinhalb Zehntel hatte der Pole auf den Deutschen verloren und einiges über das Fahren im Regen mit den neuen Autos gelernt. "Wegen des verringerten Abtriebs ist das Verhalten des F1.09 bei Nässe recht anders als beim Auto vom Vorjahr. Es gibt weniger Grip, wodurch das Auto mehr rutscht", sagte der BMW-Sauber-Fahrer, der sich auch an ein paar Starts probierte. Kubica und Glock waren auch zwei der drei Verursacher von roten Flaggen am Montag. Glock hatte mit einem Ausritt für eine Unterbrechung gesorgt, bei Kubica war es ein Fehlalarm in der Elektronik, der durch das Wasser entstand und das Auto stoppte.

Ungeachtet seines Kies-Auflugs war Glock mit dem Tag einigermaßen zufrieden, da es konstant nass war und deswegen Arbeit am Regen-Setup und mit den Regenreifen gemacht werden konnte. "Es ist normalerweise schwer, was Bedeutsames zu testen, wenn es so viel regnet", meinte Glock. Neben der Setup- und Reifen-Arbeit konnte der Deutsche sich auch daran gewöhnen, das Auto bei den Bedingungen am Limit zu bewegen. "Es hat sich wieder gut angefühlt, so wie in Portugal vorigen Monat, also bin ich mit dem Tag zufrieden." Ähnlich sah es Pascal Vasselon, der auch nur deswegen mit dem Tag zufrieden war, weil es wenigstens konstant nass blieb und sich deswegen Arbeit erledigen ließ. "Der TF109 ist weiter zuverlässig und wir konnten die volle Arbeit erledigen", strahlte er.

Vettel und Rosberg waren fleißig

Neben Glock und Kubica löste noch Sebastian Vettel eine rote Flagge aus - ebenfalls mit einem Defekt. Vettel sollte eigentlich Entwicklungstests fahren, doch das schlechte Wetter veranlasste das Team zu einer Planänderung. Rennsimulationen samt Boxenstoppübungen wurden ins Programm aufgenommen.

Der Red-Bull-Pilot musste sich hinter Nico Rosberg und Giancarlo Fisichella mit Platz fünf begnügen. Am Sonntag war der junge Deutsche noch Bestzeit gefahren - angesichts des Wetters und der Tatsache, dass es eine Testfahrt ist, wird ihm das aber egal sein. Fleißigster Fahrer des Tages war Rosberg, der 114 Runden zurücklegte und für seine schnellste rund fünf Zehntel länger gebraucht hatte als Glock.

Der Williams-Pilot hatte eine vollständige Rennsimulation zurückgelegt und auch noch zahlreiche Setup-Varianten durchprobiert, weswegen der Manager des Test-Teams, Dickie Stanford, meinte: "Trotz der nassen Bedingungen und einer roten Flagge, die uns heute Morgen etwas aufgehalten hat, konnte Nico die Renndistanz abspulen. Am Nachmittag haben wir dann am generellen Regen-Setup gearbeitet." Fisichella war eine Zehntel hinter Rosberg zu finden und Vettel tauchte nach 102 Umläufen 1,2 Sekunden hinter seinem bestplatzierten Landsmann in der Wertung auf.

Heikki Kovalainen durfte ein wenig experimentieren, Foto: Sutton
Heikki Kovalainen durfte ein wenig experimentieren, Foto: Sutton

"Angesichts der geringen Rundenanzahl ist das Ergebnis ermutigend", fasste Fisichella zusammen. Seine Zeit, nur sechs Zehntel hinter dem Schnellsten, beurteilte er als vernünftig. "Leider hatten wir wieder ein Problem mit dem Benzindruck und konnten nicht genügend fahren." Zudem hatte er Probleme das richtige Setup für die Regenreifen zu finden.

Das Problem mit der Benzinpumpe war das gleiche wie am Sonntag, doch gegen Mittag konnte man laut Technikchef James Key eine Lösung dafür finden. "Davon abgesehen war das Auto sehr gut und wir konnten unsere Systemchecks und Balancevergleiche auf Regenreifen und extremen Regenreifen absolvieren." Key ist zuversichtlich, dass die Probleme gelöst wurden und ab Dienstag mehr Kilometer abgespult werden können. Dann stehen Setuparbeiten mit Adrian Sutil auf dem Programm.

Die letzten zwei Plätze gingen an McLaren und Renault. Bei den Silbernen saß Heikki Kovalainen im Auto und der Finne durfte neben unterschiedlichen Bremsen und Setups auch eine etwas abgeänderte Version des neuen Heckflügels ausprobieren. Auch bei den Reifen wollte McLaren etwas testen, und zwar den neuen Intermediate. Aufgrund des Wetters war Kovalainen aber größtenteils mit den Extreme Wets unterwegs. Dafür konnte das Team prüfen, wie KERS im Nassen am besten eingesetzt wird.

Renault sammelte Kilometer

Nelson Piquet Jr. war im Renault unter anderem auf längeren Runs unterwegs und dementsprechend nicht auf Zeiten fokussiert. Wenn man im Fahrerlager fragt, ist das bei Tests offiziell aber ohnehin nie jemand. Piquet erklärte, dass man einfach nur Kilometer auf das Auto fahren wollte und dabei die Regenreifen unter die Lupe nahm. "Da es während des ganzen Tages weiterregnete, blieben die Bedingungen aber konstant und wir konnten dennoch einige interessante Dinge über das Auto lernen", sagte der Brasilianer. Test-Chefingenieur Christian Silk fand es schade, dass so kurz vor Saisonstart ein Testtag durch Regen verloren ging, sah dabei allerdings alle Teams in der gleichen Position. "Im Laufe der Woche sollte das Wetter besser werden und wir werden die verlorene Zeit von heute hoffentlich aufholen können", meinte er.