"Sie nennen mich Mr. Tipps!" Ja genau, so hat das auszusehen, wenn man seine Autorität auch unter ungünstigen Bedingungen unter Beweis stellen will - zum Beispiel wenn man ein farbiger Polizist aus New York ist, der in einem rassistischen Südstaaten-Nest Mitte der 60er einen Mord aufklären will. Im Moment sind fünf Deutsche zwar weder in den Südstaaten, noch müssen sie gegen Rassismus kämpfen, es geht aber darum, ihre Autorität unter Beweis zu stellen.

Nennen Sie ihn Mr. Vettel! Er ist jung und musste sich schon oft dem Vorurteil der mangelnden Erfahrung stellen. Für Überraschungen hat er trotzdem schon gesorgt, auch wenn manch älterer Mitbewerber ihn vielleicht noch als Milchgesicht abtun will. Und auch in der Hitze von Malaysia legte er im Training wieder los. "Es sieht nicht schlecht aus. Aber wir müssen abwarten, was die anderen gemacht haben. Dann sehen wir, ob wir vorne stehen, weil wir schnell sind, oder weil die andere etwas anderes gemacht haben", wusste er auch mit der Autorität des fünften Platzes umzugehen. Und er beging auch nicht den Fehler, zu große Erwartungen zu wecken - nicht dass sein Name unter falschen Aspekten in Erinnerung bleibt. "Ich möchte aber nicht voraussagen, dass wir ins Q3 kommen. Wenn wir relativ weit oben im Q2 landen, wäre ich schon zufrieden."

Nennen Sie ihn Mr. Rosberg! Er hat gerade dafür gesorgt, dass sein Name auf dem Podest auftauchte, doch sieht er einen schwierigen Weg vor sich. Denn Malaysia wird doch ein schwierigeres Pflaster als erwartet. In der Hitze des Tages geht es eben hart zu - vor allem auf neuem Asphalt. "Sie haben den Asphalt komplett neu gemacht und das ist völlig anders. Man fängt quasi bei null an", sagte er. Deswegen rechnet er auch mit einigem Widerstand, der ihm bei seinen Vorhaben, im Qualifying vorne zu landen, aufhalten könnte. "Es gibt einige Teams, die mehr Probleme haben als andere und wir sind leider dabei. An diesem Wochenende sehe ich da wieder Probleme, besonders wegen des neuen Asphalts." Aber Rosberg ist ein Kämpfer, weswegen er auch wieder die Top Ten im Qualifying anpeilt - damit auch in Malaysia jeder weiß, wie man ihn anzusprechen hat.

Gestatten: Mr. Heidfeld, Foto: Sutton
Gestatten: Mr. Heidfeld, Foto: Sutton

Nennen Sie ihn Mr. Heidfeld! Er legt an Freitagen gerne langsam los und gibt danach ordentlich Gas. In der Vergangenheit war er sogar schon abgeschrieben, doch ein echter Mr. lässt sich durch nichts erschüttern. Deswegen war Platz 13 im zweiten Training für ihn auch kein Beinbruch. "Die Fahrzeugbalance ist hier auf Anhieb besser als sie am Freitag in Melbourne war. Richtig gut ist sie aber noch nicht. Insofern hoffe ich, dass wir, ähnlich wie in Australien, von Freitag auf Samstag noch ein paar gute Setup-Verbesserungen finden", erklärte er und stellte fest, dass die Platzierungen eigentlich besser waren als in Melbourne. Und ein echter Mr. wie Heidfeld ist auf alles vorbereitet, auch auf Regen. "Gegen normalen Regen habe ich nichts, im Gegenteil. Ich habe unser Auto ja schon im Regen getestet, und das hat mir ohne Traktionskontrolle sehr viel Spaß gemacht." Nur ein Wolkenbruch würde ihn doch stören, da die Sicht dann gleich null und das Aquaplaning heftig ist.

Nennen Sie ihn Mr. Glock! Ihm ist es egal, wenn die Hand schmerzt, Gas gegeben wird ohnehin mit dem Fuß. Und dabei war ihm auch egal, wo er in der Zeitenliste landete, sondern wie das Auto so war. "Das Auto fühlt sich nicht schlecht an, aber ich konnte nicht alles aus den Reifen auf der ersten Runde herausholen." Er rutschte ein wenig, aber auch wenn die Hand dabei wehtat, ihn störte das nicht. Denn er wollte Autorität ausüben und das gelang ihm. "Ich bin heute früh viel versprechend schnell gleich auf dem Niveau von Trulli gewesen. Am Nachmittag habe ich vieles ausprobiert, ein paar Dinge aussortiert und am Ende war dann die Zeit etwas knapp", sprach er darüber, warum er seinen Namen nicht noch weiter nach vorne brachte.

Nennen Sie ihn Mr. Sutil! Er trotzt seit jeher Material, das nicht ganz so will wie er. Auch in Malaysia tat er es. Zunächst stoppte ihn ein Motorschaden, doch er machte weiter. "Auch die zweite Session war nicht so gut", meinte er weiter. "Wir hatten wieder Probleme mit neuen Reifen - ich weiß nicht, ob es am Auto oder dem Druck lag, aber wir können aus den weichen Reifen keine Zeit herausholen." Doch er wird trotzdem weitermachen, wie es sich für einen echten Mr. gehört. Er und die anderen Deutschen sind nämlich da, um in der Hitze des Tages ihre Autorität unter Beweis zu stellen - egal, wer ihnen dabei im Weg steht.