Eine lange Tradition, einen eigenen Charakter, eine fantastische Atmosphäre, viele schnelle Kurven - Silverstone hat alles, was man von einer Rennstrecke erwartet. "Silverstone steht auf einer Stufe mit den anderen großen Strecken dieser Welt - Monaco, Spa und Suzuka", schwärmt David Coulthard. "Es erinnert mich an die alten Zeiten aus den 50ern und 60ern, als es noch keine langsamen Kurven gab", sagt Jenson Button. "Silverstone ist eine der besten Strecken der Welt und wird es für mich immer sein."

Silverstone - Das Home of British Motor Racing., Foto: adrivo Sportpresse
Silverstone - Das Home of British Motor Racing., Foto: adrivo Sportpresse

Ein kleiner Mann aus St Peter South Elmham sieht das schon seit vielen Jahren anders. Unbefestigte Wege, Stau auf den Zufahrtsstraßen, keine modernen Anlagen - Bernie Ecclestone ist der Zustand von Silverstone ein Dorn im Auge. So sehr die britischen Lokalhelden die Rennstrecke loben, so sehr ist das Drumherum nicht mehr auf dem neuesten Stand. Nach den letzten Testfahrten klagte Nick Heidfeld über Rückenschmerzen, unter anderem, weil der Asphalt welliger ist denn je.

"Silverstone ist eine sehr schöne Strecke, aber in einem sehr schlechten Zustand", sagt Adrian Sutil. "Sie ist extrem alt, manchmal kann man vor lauter Bodenwellen gar nichts mehr sehen. Da sollte man unbedingt etwas unternehmen." Denn der Kurs selbst sei toll. "Man sollte ihn erhalten, aber er ist viel zu alt. Die ganze Boxenanlage müsste komplett erneuert werden." Bernie singt diesen Song schon lange, verbunden mit dem Refrain: Wir können auch woanders fahren...

Aber was macht Silverstone so anspruchsvoll und schön für die Fahrer? "Es gibt viele schnelle Ecken - etwa die Copse-Kurve gleich nach Start- und Ziel oder die schnelle Links-Rechts-Links-Passage namens Becketts", nennt Markus Winkelhock zwei der Schlüsselstellen. "Das macht richtig viel Spaß. Auch das leichte Bergab-Stück im Infield kurz vor der Brücke und die anschließende schnelle Rechts machen mit einem F1-Wagen tierisch viel Spaß. Vorher kann man sich kaum vorstellen, wie schnell man hier mit so viel Abtrieb durchfahren kann." Neben den schnellen Passagen und Mutkurven, gibt es ein relativ "langsames", aber technisch sehr anspruchsvolles Infield. Insgesamt eine gute Mischung - wenn die Bodenwellen nicht wären.

Silverstone - Ein Traditionskurs kommt in die Jahre., Foto: Batchelor/Sutton
Silverstone - Ein Traditionskurs kommt in die Jahre., Foto: Batchelor/Sutton

Im Laufe der Jahre senkten verschiedene Umbauten die Rundenschnitte und nahmen dem Kurs einiges von seinem Hochgeschwindigkeitscharakter, doch noch immer gilt die Strecke als eine der schnellsten des Jahres. Für den britischen Teil der F1-Welt ist Silverstone die Heimat des Motorsports, und zwar nicht nur, weil das Rennen in der Nähe der Teamfabriken stattfindet. Hier wurde 1950 der erste moderne Formel 1 Grand Prix ausgetragen. Wie viele britische Rennkurse entstand der "Silverstone Grand Prix Circuit" aus einem ehemaligen Militärflugfeld. Die äußeren Transportwege und einige Verbindungs-Landebahnen wurden zur früheren ultraschnellen Rennstrecke zusammengefasst.

Interessant ist die Benennung der Streckenabschnitte, die an regionale und landschaftliche Begebenheiten angelehnt ist. So bezieht sich der Name der "Copse Corner" auf einen nahe gelegenen Wald, während "Maggots" der Name eines Moores ist und "Becketts" unweit der Thomas von Becket Kapelle liegt. Die "Stowe" ist nach einer Schule südlich der gleichnamigen Kurve benannt, die "Club"-Kurve trägt den Namen des Royal Automobile Club und "Abbey" ist eine Verneigung vor der Abtei von Luffield.