Unverändert

von Michael Pacher

Nach der "Schockmeldung" rund um Einheitschassis nun die nächste Diskussionsgrundlage von Max Mosley. Danach könnte sich Mosley gut vorstellen, ab 2011 den Spielraum im Bereich Aerodynamik der Formel 1-Fahrzeuge beträchtlich auszuweiten. In Verbindung mit den gerade diskutierten Einheitschassis würde das durchaus Sinn machen. Grundlegender Gedanke dabei ist, dass alle Teams mit einem Ausgangschassis in die Saison starten, welche sie dann selbstständig im Laufe der Saison und von Rennen zu Rennen weiterentwickeln. So könnten laut Mosley alle Teams und Hersteller weiterhin ihre Kompetenz in der Königsklasse unter Beweis stellen, während die Kosten gesenkt werden.

Ales wird gut..., Foto: Sutton
Ales wird gut..., Foto: Sutton

In den neuen Regelvorschlägen könne sich Mosley auch wieder bewegliche aerodynamische Elemente vorstellen, sogar von aktiven Flügeln wird gesprochen. Mit aktiven Flächenelementen wäre der Fahrer oder das Team in der Lage, die Aerodynamik des Fahrzeuges an verschiedene äußere Umstände während der Fahrt anzupassen; z.B.: Bei Regen oder im Windschatten eines anderen Fahrzeuges. Man erhofft sich dadurch wieder mehr Überholmanöver und Spannung an den Rennwochenenden.

Sollten die Einheitschassis 2011 wirklich Realität werden, so würden die Fahrzeuge wohl entgegen aller Befürchtungen trotzdem unterschiedlich aussehen. Alleine unterschiedliche Motoren in den Hecks der Fahrzeuge haben einen enormen Einfluss auf das Design der Kühlluftein- und Auslässe sowie das Design der Seitenkästen und der Motorabdeckung. Und da alle Teams in unterschiedliche Richtungen entwickeln werden, um dem Gegner einen Schritt voraus zu sein, wird dabei auch im Jahr 2011 sicherlich nicht allzu großes Augenmerk auf die Kosten gelegt. Reglements kann man ändern, doch der Wettbewerb besteht weiterhin.

Typisch Max

von Stephan Heublein

V6-Motoren, Einheitschassis, Einheitselektronik, Einheitsaerodynamik. Diese Zutaten ergeben eine gute Nachwuchsformel. Doch halt: Wenn es nach Max Mosley geht, soll das die Zukunft der Formel 1 sein, der dann ehemaligen Königsklasse des Motorsports. Sie wird dann grüner, umweltfreundlicher, straßennäher und energieeffizienter als jemals zuvor sein - und langsamer als die GP2, A1GP und Renault World Series. Was für ein Vermächtnis von Max, der ja 2009 zurücktreten wird, will oder auch nicht. Das kann sich bei ihm genauso schnell ändern wie die Themen seiner vielen Briefe. Aber das ist ein anderes Thema.

Obwohl sein neuester Brief auch ein flexibles Thema hatte - ebensolche Flügel nämlich. Aber nicht, weil Max deren aktuelle Verwendung empört als illegal einstuft. Er stellt den Teams sogar frei zukünftig flexible Flügel, passive und aktive bewegliche Aerodynamikteile zu entwickeln und legal einzusetzen. Bei Renault wird man sich mehrfach mit den nutzlosen Masse-Dämpfern an den Kopf schlagen, weil genau dieses Bauteil im Vorjahr als bewegliches Aerodynamikteil verboten wurde.

Aber alles hat seinen Preis - erst Recht in Max Mosleys Welt. Für die Freigabe der Aerodynamikteile will Max die absolute Vereinheitlichung: alle sollen mit einem Einheitschassis fahren. Von wem auch immer, woher auch immer - Hauptsache die Kosten sinken, das sollten sie - jedenfalls bis die Teams einen anderen Bereich gefunden haben, für den sie das Geld ausgeben können -, und die Show wird besser. Auch das könnte der Fall sein, wenn man die GP2 als Vorbild heranzieht, was an sich schon ein interessanter, aber auch seltsamer Gedanke ist.

Max schaut genau hin: Wie groß sind die Unterschiede bei den Chassis?, Foto: Sutton
Max schaut genau hin: Wie groß sind die Unterschiede bei den Chassis?, Foto: Sutton

Der Widerspruch steckt jedoch ganz woanders: in den letzten Regelentwürfen war noch von einer Einheitsaerodynamik, also Einheitsfront- und Einheitsheckflügeln die Rede. Echten Racer wie Frank Williams wurde schon damals schummrig, insbesondere da sie gerade mit dem Argument hausieren gehen, dass die Formel 1 eine Konstrukteursweltmeisterschaft habe und Kundenchassis deshalb nicht punkt- und geldberechtigt sind.

Die FIA setzt sich schon seit einiger Zeit mit beweglichen Flügeln, Teilen und Unterböden auseinander - Vorwürfe, Diskussionen und Regelverschärfungen jagen einander. Es deshalb wegen der schwierigen und aufwändigen Kontrolle gleich zu erlauben, ist aber auch kein Weg. Das sagt einem nicht nur der gesunde Menschenverstand, sondern auch das Beispiel der Launch und Traction Control; beides wurde mehrfach verboten, erlaubt und wieder zur Diskussion gestellt. Verändert hat sich übrigens nie etwas - in keine Richtung.

Aber eigentlich ist Max ja auch gar nicht daran interessiert, all das umzusetzen; höchstens in seinem perfekten Traumszenario, aber möglicherweise noch nicht einmal darin. "Wenn die Teams weiter individuelle Chassis fertigen möchten, müssen wir Vorschläge finden, die die vier beschlossenen Ziele erreichen: Relevanz für Straßenautos, Kostenreduzierung, Sicherheit und Verbesserung der Show. Außerdem müssen wir das Überleben der unabhängigen Teams sichern." Und schon sind wir wieder vor ein paar Jahren angekommen - eben ein klassischer Max. Genauso klassisch wie die Tatsache, dass all die Diskussionen um bewegliche Aerodynamikteile aus einem Konjunktiv entstanden sind. Max schreibt in seinem Brief in seiner typischen Art: "Ein Beispiel für eine radikale Veränderung wäre, wenn man bewegliche Aerodynamikteile wieder erlauben würde."

Kein Wort von einem Plan oder einem Vorschlag. Auf diesen Satz folgt Mosleys üblicher Wortschwall mit schön klingen Sätzen und Ideen, aber diese sind und bleiben nicht mehr als ein Beispiel. Außerdem ist genau das ja typisch Max: Etwas Radikales, Unerwartetes, Unmögliches ins Gespräch bringen, dies vorschlagen, das verlangen, hier diskutieren, dort viele Briefe schreiben und am Ende fällt vieles von dem angesammelten Wahnsinn unter den Tisch und nur der Teil, den er von Anfang an im Visier hatte, bleibt erhalten und wird meistens auch umgesetzt. Typisch Max eben.