Wenn George W. Bush wieder einmal von einem demokratischen Irak mit westlicher Verfassung träumt, dann könnte ihm das kleine Königreich Bahrain (falls er es kennt) als leuchtendes Beispiel dienen. Denn in Bahrain ist möglich, was in den meisten Ländern des nahen Ostens immer noch undenkbar ist. Freie Wahlen, freie Rede und das nicht nur für Männer.

So führt der Weg in eine andere Welt insbesondere für arabische Frauen über eine 28 Kilometer lange Brücke. Sie führt von Saudi Arabien über den persischen Golf auf die Hauptinsel des Inselstaates, wo sich auch die etwa 150.000 Einwohner zählende Hauptstadt Manama befindet. Es muss kein Kopftuch getragen werden und auch Autofahren ist für Frauen erlaubt. Seit den letzten Parlamentswahlen im November 2006 sitzt sogar eine Frau in der Volksvertretung.

Mit dem Festland verbunden: Der , Foto: BAT
Mit dem Festland verbunden: Der , Foto: BAT

Dieser liberale Kurs ist noch nicht so alt. Seit 1999 Scheich Hamad bin Isa die Regierungsgeschäfte übernommen hat, befindet sich Bahrain in einem demokratischen Reformierungsprozess. 2001 ließ er über eine neue Verfassung abstimmen. Seitdem hat Bahrain ein frei gewähltes Parlament, freie Medien, eine friedliche, stabile Gesellschaft - und keine Geheimpolizei mehr: Nach nahöstlichen Maßstäben eine aufgeklärte parlamentarische Monarchie.

Dennoch ist Bahrain zutiefst islamisch. Und auf die religiösen Sitten wird aller Modernität zum Trotz großer Wert gelegt. So ist der Bahrain Grand Prix das einzige Rennen im Formel 1 Kalender bei dem der Sieger auf seine Champagner-Dusche verzichten muss. Stattdessen wird mit Rosenwasser gespritzt. Allerdings ist das Land in seinem Glauben gespalten. Das Königshaus ist sunnitisch wie in Saudi Arabien, die Mehrheit der 700.000 Bahrainer gehört aber der schiitischen Glaubensrichtung an, wie im Iran. Aufgrund dieser religiösen Nähe, die auf einer einstigen persischen Herrschaft basiert, meldet der Iran immer noch Ansprüche auf Bahrain an.

Doch nicht nur deswegen ist Bahrain schon seit jeher Zankapfel verschiedenster Staaten gewesen, die sich den strategisch günstig gelegenen Inselstaat im Laufe der Geschichte einverleiben wollten. Erst als das Gebiet im 19. Jahrhundert unter britische Protektion gestellt wurde, kehrte ein wenig Ruhe ein. Die insgesamt 33 Inseln Bahrains befinden sich in einer Bucht im persischen Golf und werden dabei von Saudi Arabien im Westen und Quatar im Osten eingerahmt.

Die Glasfassaden der Bankentürme symbolisieren das moderne Bahrain., Foto: Patching/Sutton
Die Glasfassaden der Bankentürme symbolisieren das moderne Bahrain., Foto: Patching/Sutton

Aufgrund seiner vorgelagerten Position diente Bahrain seit jeher als Hafen für die Seehandelsroute nach Asien. So war der Handel, vornehmlich mit Perlen, auch die Haupteinnamequelle, bis man als erstes arabisches Land in den dreißiger Jahren auf das schwarze Gold stieß. Wegen der Ölförderung kam es insbesondere mit Quatar zu Grenzstreitigkeiten, die erst 2001 durch den internationalen Gerichtshof zugunsten Bahrains entschieden wurden. Dennoch werden die Ölreserven in der rauen, felsigen Wüstenlandschaft Bahrains wesentlich früher erschöpft sein als in den Nachbarländern - voraussichtlich schon 2015. Deswegen hat man frühzeitig damit begonnen, sich nach wirtschaftlichen Alternativen umzusehen. So wird in ausgebeuteten Bohrlöchern verstärkt Fischzucht betrieben und auch im Schiffsbau macht man sich einen Namen.

Das wichtigste Standbein sind jedoch die zahlreichen Offshore Banken. Mittlerweile hat sich Bahrain zum wichtigsten Finanzdienstleistungszentrum des Nahen Ostens entwickelt. Dies symbolisieren die vielen Glasfassaden der Hochhäuser in der Hauptstadt. So verdienen in dem kleinen Land viele als Manager, Banker, Finanzinvestoren und Ingenieure ihr Geld.

Religion spielt in zutiefst islamischen Bahrain auch weiterhin eine große Rolle., Foto: BAT
Religion spielt in zutiefst islamischen Bahrain auch weiterhin eine große Rolle., Foto: BAT

Bahrain scheint also gerüstet für die Moderne, die auch durch den Sakhir International Circuit repräsentiert wird. Die ultramoderne Formel 1 Strecke, eine knappe halbe Autostunde von der Hauptstadt Manama entfernt, beschert dem Land das Glück eines der größten Sportereignisse der Welt austragen zu dürfen.

In den restlichen 51 Wochen des Jahres hat in Bahrain vor allem König-Fußball das Sagen. Nur ganz knapp scheiterte man in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2006 an Trinidad und Tobago. Dies alles wird an diesem Wochenende jedoch keine Rolle spielen. Denn dann wird sich auch in dem kleinen arabischen Land ohne Motorsporttradition alles nur noch um die Farben Silber und Rot drehen.

Bahrain - Fakten, Fakten, Fakten

Bahrain
Fläche: 694 km²
Einwohner: 667.238
Einwohner Manama: 140.000
Hauptstadt: Manama
Sprachen: Arabisch, Englisch
Währung: 1 Bahrain-Dinar (BD) = 1.000 Fils
Zeit: MEZ + 2h
Gliederung: 5 Regionen
Staatsform: Emirat (seit 1971)
Regierungschef Salman bin al-Chalifa
Staatsoberhaupt: Hamad bin Isa al-Chalifa