Das, was der Renault-Neuling Heikki Kovalainen gerade in Barcelona erlebt, ist so ziemlich vergleichbar mit dem, was ein Kind spürt, wenn es einen eigenen Sandkasten bekommt: Er beginnt jetzt eine Arbeit, an deren Ende ein maßgeschneidertes Projektil steht, mit dem er am 18. März in Melbourne sein erstes Formel-1-Rennen fährt.

"Ich weiß, dass ich das Auto jetzt nur für mich baue", sagt er. "Das motiviert mich, noch härter zu arbeiten, noch besseres Feedback zu geben, damit die Entwicklung ja nicht in die falsche Richtung läuft. Bisher habe ich fast nur Reifen getestet. Jetzt kann ich an den Details feilen und das Auto so stemmen, dass es gerade mir passt. Denn ein Auto, das für andere gut ist, ist nicht automatisch auch gut für mich."

Das erste Ziel in diesem Winter ist klar. "Vor Weihnachten suchen wir nach den Grundlagen für das neue Auto", sagt er. "Heute haben wir zum Beispiel nach dem richtigen Schwerpunkt gesucht, was sehr wichtig ist für die Entwicklung des neuen Autos."

Die recht bescheidene Rundenzeit von Barcelona (Kovalainen war am Donnerstag nur 13.) beunruhigt ihn jedoch nicht. "Das Auto hat noch lange nicht die nötige Balance, um eine richtig schnelle Runde zu fahren", sagt Kovalainen.

Viel Zeit nehmen auch die neuen Einheitsreifen in Anspruch. "Ich war 5-6 Sekunden langsamer als die Zeiten, die ich früher hier gefahren bin", beschreibt Kovalainen die offensichtlichste Wirkung der neuen Gummis. "Mit denen kann man gar nicht aggressiv fahren. Ich muss viel vorsichtiger bremsen, und auch beim Ausfahren von den Kurven drehen sie leicht durch. Diese Reifen werden den Fahrstil stark verändern."

Heikki braucht sich nicht hinter seinem Helm zu verstecken..., Foto: Sutton
Heikki braucht sich nicht hinter seinem Helm zu verstecken..., Foto: Sutton

Kovalainen glaubt, dass Ferrari zumindest am Anfang der Saison noch einen Wissensvorsprung in Sachen Reifen haben wird. "Ich glaube aber auch, dass wir genug Know-how haben, um diesen Vorsprung im Laufe der Saison aufzuholen."

Dass er seine erste Saison gleich in einem Top-Team bestreiten muss, erhöht den sowieso vorhandenen Druck auf ihn erheblich. Dazu hat auch noch sein Teamkollege Fisichella vollmundig angekündigt, dieses Jahr die WM gewinnen zu wollen. Und der Testfahrer Nelson Piquet jr. kokettiert ständig damit, bei den Tests schneller als Kovalainen zu sein.

"Mir ist es völlig egal, was andere sagen, ich konzentriere mich auf meine eigene Arbeit", sagt Kovalainen. "Ich hoffe, dass meine Saisonkurve steil nach oben geht, und dass ich gute Resultate erziele. Denn mir ist klar, dass die Erfolge irgendwann da sein müssen."

"Ich weiß, dass ich mit gleichem Material und mit gleichen Möglichkeiten in die Saison gehe wie Fisichella, und da versuche ich sofort meinen eigenen Platz zu erobern", sagt er. "Aber ich fühle mich gar nicht als Titelkandidat. Mit solchen Gedanken zerbreche ich mir erst gar nicht den Kopf."

Aber wer ist dann sein Titelkandidat? "Kimi Räikkönen, Felipe Massa und auch Alonso, wenn McLaren ein gutes Auto hat", sagt er. "Aber der Favorit für mich ist Kimi Räikkönen." Interessant ist es schon, dass sein Teamkollege Fisichella gar nicht auf seiner Liste steht.