Nick Heidfeld:
Ich komme immer sehr gerne nach São Paulo. Interlagos ist nicht nur eine meiner Lieblingsstrecken, ich finde auch schon den Anflug auf die Stadt beeindruckend. Es ist unglaublich, mit dem Flugzeug erst einmal minutenlang über diesen endlosen Wohnvierteln und Hütten zu schweben. Leider ist Kriminalität ein Thema - wie in vielen großen Ballungszentren auf der Welt. Wir Fahrer bekommen davon aber eigentlich kaum etwas mit. Besonders gerne erinnere ich mich natürlich an meinen ersten Podiumsplatz, den ich hier 2001 mit dem Sauber-Team geholt habe. Es war ein schwieriges Rennen bei nassen Bedingungen. Aber es hat alles gepasst, sodass ich am Ende neben David Coulthard und Michael Schumacher als Dritter auf dem Treppchen stand. Die Ferra dura-Kurve ist meiner Meinung nach eine der besten Kurven des gesamten Rennkalenders. Weniger schön ist der holprige Asphalt der Strecke. Aber der soll im vergangenen Jahr, als ich verletzungsbedingt nicht am Start war, entschärft worden sein. Ich werde mich davon selbst überzeugen und hoffe, die Saison mit einem Erfolgserlebnis abschließen zu können.

Robert Kubica:
Ich kenne die Rennstrecke in São Paulo von einem Formel Renault 2000-Rennen im Jahr 2002. Damals war ich zum letzten Lauf der brasilianischen Meisterschaft eingeladen worden. Die Strecke ist sehr schön. Ich mag die Auslegung, obwohl der Kurs etwas wellig ist. Es gibt eine starke Bergaufpassage, die man im Fernsehen nicht als solche erkennen kann. Sie führt von der letzten Kurve zur Start- und Zielgeraden. Einige Ecken sind recht schwierig. Ich denke, es wird eine gute Erfahrung, jetzt mit einem Formel-1-Rennwagen nach Interlagos zurückzukehren.

Sebastian Vettel:
Karneval, hübsche Mädchen, gutes Wetter, Fußball, Magie, Dschungel - das fällt mir spontan zu Brasilien ein. Ich weiß ein bisschen darüber, weil ich brasilianische Teamkollegen hatte. Die waren sehr lustig. Ich denke, die Menschen sind offen für alles. In Felipe Massa haben sie vielleicht auch einen weiteren, kommenden Helden. Ich glaube, die Strecke ist eine der härtesten der ganzen Saison, weil sie sehr wellig und alt ist. In einem F1-Auto spürt man jede Bodenwelle, weil es so hart gefedert ist. 71 Rennrunden dürften sehr anstrengende körperliche Arbeit sein. Nach den GP sehen die Fahrer immer völlig fertig aus. Ich erinnere mich auch, vor zwei Jahren beobachtet zu haben, wie Kimi Räikkönen und Fernando Alonso im Rennen ihren Kopf an die Kopfstütze angelehnt haben.

Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
Wir sind mit drei Punkten aus den beiden Asien-Rennen zurückgekehrt und gehen mit einem Zähler Vorsprung vor Toyota in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ins Saisonfinale nach Brasilien. Wir werden alles daran setzen, diese Platzierung zu verteidigen. Aber schon vor dem letzten Rennen 2006 steht fest: Wir haben mehr erreicht, als wir in unserer ersten Saison mit dem von BMW geführten Team erwarten konnten. Wir sind im Qualifying 17 Mal unter die schnellsten Zehn gekommen, ein Mal sogar bis in die zweite Startreihe vorgestoßen. In den 17 bisherigen Rennen haben wir 15 Punkteränge und sogar zwei Podiumsplätze erzielt - in Budapest durch Nick und in Monza durch Robert. Damit liegen wir vor unserem Plan. Noch wichtiger allerdings ist, dass wir uns während der Saison kontinuierlich verbessert haben. Wir sind auf einem guten Weg. Die Strecke in Interlagos ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Hinzu kommt das oft unbeständige Wetter in São Paulo. Die Motoren werden auf der nicht nur langen, sondern auch ansteigenden Start- und Zielgeraden besonders gefordert. Die Steigung macht auch den Start sehr spannend. Eine Besonderheit ist die Höhenlage von São Paulo: Aufgrund der geringeren Luftdichte leisten die Motoren ca. acht Prozent weniger als auf Meereshöhe. Ich bin davon überzeugt, dass wir ein spannendes Saisonfinale erleben werden.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Interlagos stellt aus aerodynamischer Sicht eine echte Herausforderung dar. Während der erste und dritte Sektor durch lange Vollgasabschnitte geprägt sind, wünscht man sich im mittleren Sektor mit seinen vielen Kurven maximalen Abtrieb. Letztlich geht es darum, den optimalen Kompromiss zu finden. In jedem Fall ist eine sehr gute aerodynamische Effizienz des Autos von entscheidender Bedeutung. Die Rennstrecke wurde zwar immer wieder in Abschnitten neu asphaltiert, ist aber dennoch eine ziemliche Buckelpiste geblieben. Deshalb ist es hier noch wichtiger als auf andern Strecken, ein optimales mechanisches Set-up zu erarbeiten. Schwierig gestaltet sich auch die Reifenwahl, weil die Temperaturen zu dieser Jahreszeit sehr stark schwanken können. Aufgrund des rauen Asphalts ist die Reifenabnutzung hoch. Die hohe Regenwahrscheinlichkeit erfordert oft eine Kompromissabstimmung für trockene und nasse Streckenverhältnisse. Wie in Imola und Istanbul wird in Interlagos entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren. Das beansprucht die Nackenmuskulatur der Fahrer umso mehr.