Zum vorerst letzten Mal gastiert die Formel 1-Welt in Suzuka, zum Abschied von der Honda-Hausstrecke und vor der Rückkehr auf die Toyota-Strecke in Fuji ziehen die Japaner noch einmal alle Register: Regen, abtrocknende Strecke, trockene Bedingungen - und das alles noch vor dem Rennen.

1. - S wie Startaufstellung

Eigentlich hatten alle nach dem Freien Training am Samstagmorgen das große achte S auf der Pole Position erwartet - doch das vorletzte Qualifying von Michael Schumacher hatte einen kleinen Schönheitsfehler; statt dem Deutschen steht sein Teamkollege Felipe Massa auf dem Startplatz mit dem vordersten Grid Girl.

Diese schwarzen Dinger werden auch diesmal entscheiden., Foto: Sutton
Diese schwarzen Dinger werden auch diesmal entscheiden., Foto: Sutton

"Die Reifen sind dafür sehr ausschlaggebend und sie haben heute eine ganz entscheidende Rolle gespielt", sagte Schumacher. "Das sieht man auch daran, wo Toyota steht. Dass sie vor den Renaults sein konnten, ist glaube ich auch darauf zurückzuführen. Wir sind keineswegs böse deswegen." In der Startaufstellung drückt sich dies so aus: Hinter Massa und Schumacher, Michael, starten Schumacher, Ralf und Trulli; erst danach folgen die zwei Renault - diesmal mit Alonso vor seinem Teamkollegen Fisichella.

2. - S wie Start

Rechtsherum geht es in der ersten Kurve, bevor die berüchtigten Esses folgen. Nicht nur bei der zweiten berühmten Kollision zwischen Alain Prost und Ayrton Senna hat es in der ersten Kurve schon gekracht. Diesmal sollte dies zumindest an der Spitze nicht zu befürchten sein - das werden die Ferrari-Strategen Felipe Massa schon eintrichtern.

Dennoch: "Wir wissen, dass wir beim Start aufpassen müssen und Renault in der dritten Reihe zu haben, ist da natürlich etwas hilfreicher", freute sich Schumacher über den weiß-roten Toyota-Puffer. Und weiter: "Ich hoffe, dass wir den Start einigermaßen hinbekommen, dann sollten wir die Position halten können und dann schauen wir, wie sich das Rennen entwickelt."

In der dritten Startreihe bauen Alonso & Co hingegen auf einen ihrer Raketenstarts, um zumindest die Toyota schnell zu kassieren. "Es ist sicher störend [dass die Toyota dazwischen stehen], weil es den Führenden helfen könnte, vorne gut wegzukommen", betonte Denis Chevrier von Renault. "Wenn sie einen guten Start haben, könnten sie aber auch die Ferrari angreifen, das wissen wir nicht. Wenn sie keinen guten Start haben und wir vor ihnen sind, dann würde ein gutes Rennen beginnen. Es hängt aber immer von der Strategie ab. Wenn wir auf die Startaufstellung schauen, dann müssen wir uns auf zwei Rennen vorbereiten: eines gegen Toyota und eines gegen Ferrari."

3. - S wie Setup

Bevor sich die Teams aber die Startaufstellung anschauen, mussten sie bereits vor dem Qualifying ihr Setup festlegen, denn jetzt befinden sich die Autos unter Parc Fermé-Bedingungen. Aber wie wurden sie vorher abgestimmt?

"Ein gut ausbalanciertes Auto ist in Suzuka ein Muss", betont BMW Sauber-Technikchef Willy Rampf. "Besonders die Esses im ersten Sektor sind entscheidend. Das Fahrzeug muss schnell und präzise die Richtung wechseln können; jegliches Handling-Problem kostet Zeit." Natürlich spielen auch die Reifen eine entscheidende Rolle. "Wegen der vielen Kurven greift Suzuka die Reifen an, das kann die Rennstrategie beeinflussen. Die Kurvendichte ist eine der höchsten der gesamten Saison. Typisch sind auch die geringen Auslaufzonen, die bei kleinen Fahrfehlern das Rennende bedeuten können. Suzuka ist fahrerisch eine der anspruchsvollsten Strecken."

Fernando wird alles geben, um noch nach vorne zu gelangen., Foto: Sutton
Fernando wird alles geben, um noch nach vorne zu gelangen., Foto: Sutton

Aber auch für die Motoren-Ingenieure hält der Kurs einige Herausforderungen parat. "Suzuka ist eine harte Nuss", sagt Mario Theissen. "In der ultraschnellen 130R-Kurve treten Querbeschleunigungen von bis zu 6 g auf, bei denen die Öl-Versorgung nicht abreißen darf." Apropos 130R: Auch den Fahrern setzt dieser Linksknick mächtig zu.

4. - S wie Strategie

"Was die Plätze wert sind werden wir morgen sehen, wenn die ersten zum Tanken hereinkommen", wähnt Mario Theissen seine Fahrer auf der sicheren Strategieseite. "Hier hat es ja gerade im vorigen Jahr die größte Bandbreite gegeben, was die Boxenstopps angeht. Ich bin da schon zuversichtlich für morgen." Aus Sicht des BMW-Motorsportdirektors seien durchaus auch drei Stopps im Bereich des Möglichen - im letzten Jahr versuchte das unter anderem Toyota. Allerdings wurde Ralf Schumachers Rennen durch das Safety-Car zunichte gemacht, da er nicht genügend Vorsprung herausfahren konnte, um seinen zusätzlichen Boxenstopp abzufedern.

Eines lässt sich laut Jenson Button schon jetzt vorhersagen: "Es wird ein Reifenrennen." Eine Vorhersage möchte der Brite aber nicht wagen, da man dafür nicht genügend Daten im Trockenen sammeln konnte - immerhin fanden die Freitagstrainings bei Mischbedingungen statt.

Aber: "Es fällt schon auf, dass die Bridgestone vorne liegen und auch die übrigen Bridgestone-Autos weiter vorne liegen als gewohnt", analysierte Theissen. "Das zeigt, dass Bridgestone hier im Trockenen einen Vorteil hat." Für Nick war Heidfeld war dieser Vorteil sogar "erschreckend". "Im Regen war es erstaunlicherweise umgekehrt", so Theissen weiter. "Die Verhältnisse zwischen trocken und Regen haben sich also zwischen den beiden Reifenherstellern gerade verkehrt." Mal sehen wie es morgen sein wird, denn laut Christian Danner, könnte es dann schon wieder ganz anders aussehen.

Nick Heidfeld baut jedenfalls darauf, dass er im Vergleich zu seinen direkten Konkurrenten ein relativ schweres Auto hat. "Zu Barrichello ist es noch recht knapp aber die anderen sind weit weg, deswegen hoffe ich, dass sie weniger Sprit drin haben." In den Reihen von Renault habe man hingegen nicht mit der Spritmenge gespielt, betonte Denis Chevrier. Dafür könnten die beiden Ferrari auf unterschiedlichen Strategien unterwegs sein, Michael Schumacher wollte dies zumindest nicht ausschließen. "Wir haben bei den Reifen und auch bei der Strategie das Qualifying so angelegt, dass wir von der ersten bis zur letzten Runde eine gute Pace haben", machte Chevrier den Renault-Fans Mut. "Morgen werden wir nach 20 Runden sehen, wo wir sind und wie die Entscheidung war."

5. - S wie Sonntagswetter

Wie wird das Wetter?, Foto: Sutton
Wie wird das Wetter?, Foto: Sutton

Das Wetter ist bereits seit Beginn des Asien-Abstechers alles andere als vorhersehbar - oder besonders gut. Dennoch traf eine Prognose der Wetterfrösche zu: Nachdem es am Freitag wie vorhergesagt regnete, war es am Samstag trocken - wobei gegen Ende des Qualifyings schon wieder vereinzelte Regentropfen fielen, die eigentlich hätten da sein dürfen. Am Sonntag soll es laut den Vorhersagen von wetter.com ebenfalls trocken bleiben. Höchstwerte von 22 Grad und ein Regenrisiko von nur 30% sollten Ferrari und Bridgestone zusagen.

6. - S wie Speed

Die 130R trennte früher die Spreu vom Weizen - mit den V8-Motoren lässt sie sich zwar etwas einfacher fahren, aber schnell ist sie noch immer. Die beiden Bestmarken stammen natürlich von Felipe Massa und Michael Schumacher mit 308 respektive 207 km/h. Die zwei Renault waren allerdings nur ein km/h langsamer. An der schnellsten Stelle der Strecke schnappte der Auslöser bei 312,7 km/h zu - diesmal von Michael Schumacher. Hier war Massa mit 309 etwas langsamer.

7. - S wie Spannung

Felipe Massa ist kein großer Fan von Spannung, jedenfalls wenn es zwei Rennen vor dem Saisonende noch um beide WM-Titel geht. "Ich hoffe, dass Renault am Ende des Rennens genauso weit hinter uns steht", brachte der Brasilianer sein Wunschergebnis zum Ausdruck.

Denis Chevrier versucht die Roten an der Spitze trotzdem etwas unter Druck zu setzen. "Wir haben ja in China gesehen, dass die Startplätze eins und zwei nicht bedeuten, dass das Rennen vorbei ist", prophezeite er. Toyota dürfte aber wohl kaum den erhofften Druck ausüben können. "Ich gehe davon aus, dass Ferrari morgen stärker sein wird als wir", sagte Ralf Schumacher, "deswegen versuche ich, hinter Ferrari ins Ziel zu kommen, dann würde ich ja automatisch helfen." Nämlich seinem Bruder. Andererseits hätte Ralf beim Heimspiel seines Teams natürlich auch nichts dagegen noch einem oder beiden Roten zu landen .

Fernando Alonso hat den Japan GP ebenfalls noch nicht abgeschrieben. "Das Auto fühlt sich hier gut an. Wir müssen nun darauf vertrauen, dass die Michelin-Reifen im Rennen ihre Konstanz ausspielen", hofft Alonso. "Natürlich ist dies keine optimale Ausgangslage für das Finale im Titelkampf, aber wir haben in dieser Saison schon größere Umschwünge erlebt. Es gibt keinen Grund, warum sich die Lage nicht auch morgen umkehren könnte."