Der Ungarn GP war für Michael Schumacher eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Zunächst die Strafe von Alonso, dann die eigene Strafe, die Startplätze im Mittelfeld, der unglaublich gute Start bis auf Platz 4, dann das Abfallen der Bridgestone-Pneus, die Überrundung durch Alonso, der Kampf zurück an die Spitze, der Ausfall des WM-Rivalen, die Chance auf einen Podestplatz und der Kampf gegen Pedro de la Rosa sowie Nick Heidfeld - aber dann war es vorbei: Die Vorderradaufhängung knickte nach einer Berührung mit Heidfeld ab. Der Grand Prix war drei Runden vor dem Ende gelaufen.

Schuldzuweisungen an den Landsmann gab es aber keine, schließlich betreiben beide Motorsport - und da gehören solche Situationen, wie auch jene gegen Giancarlo Fisichella, einfach dazu. "Beim Überholmanöver mit Nick, der logischerweise legitim angegriffen hat und an mir vorbeiging, ist sein Heck leicht ausgebrochen und mir ans Vorderrad geknallt", beschrieb Schumacher den Vorfall. "Es war nicht so heftig, aber heftig genug, um die Spurstange zu beschädigen." In diesem Moment dachte der Ex-Champion nur noch eines: "Da gibt es einen allgemeinen Begriff, den man da denkt." Dieser beginnt mit dem gleichen Buchstaben wie sein Nachname...

Bis dahin verlief Schumachers Rennen in der bereits erwähnten Achterbahnspur - eben bis der Ferrari durch die kaputte Spurstange von der Spur abkam... "Ich hatte einen guten Start, bin dann etwas versunken, habe wieder Boden gutgemacht und beim Safety Car das Glück gehabt, nicht überrundet worden zu sein und konnte so den Schaden in Grenzen halten. Dann kam unsere starke Phase auf abtrocknender Strecke."

In diesen Runden war der Ferrari das schnellste Auto im Feld. Als die Strecke aber zu trocken für die leichten Regenreifen wurde, stand Michael Schumacher vor der Entscheidung: Auf Trockenreifen wechseln oder nicht? "Wir entschieden uns auf Risiko zu setzen. Wir hatten die Wahl entweder mit den aktuellen Reifen aufs Podium zu fahren oder das Podium zu vergeben und zu wechseln." Die Entscheidung ist bekannt: "Wir haben uns für die aggressive Strategie entschieden, was legitim ist. Hinterher kann man immer diskutieren, was besser gewesen wäre, aber man kennt uns nicht anders: Ohne die nötige Aggressivität würden wir jetzt gar nicht um die WM kämpfen." Letztlich gab er sich philosophisch: "Wo gehobelt werden, da fallen eben Späne..."

Nichtsdestotrotz war Schumacher von der geringen Konkurrenzfähigkeit der Bridgestone-Regenreifen "enttäuscht". "Da hatte ich andere Erwartungen", sagte er. "Aber man muss mit den Umständen leben, mit denen man konfrontiert wird."

Dennoch betonte Ross Brawn, dass man eine "große Chance" ungenutzt gelassen hat. "Man kann das auf zwei Ebenen sehen", fügte Schumacher hinzu. "Zu einem gewissen Zeitpunkt des Rennens sah es viel schlechter für uns aus - da hatten wir knappe 20 Punkte Rückstand. Dann waren es plötzlich nur noch 3 oder 4. Es gab also gute und schlechte Momente, am Ende haben wir uns in der Mitte getroffen." Im Klartext bedeutet dies: Der Rückstand bleibt bei 11 Zählern. "Unsere Chancen sind nun natürlich schlechter, da es ein Rennen weniger zu fahren gibt", analysierte Brawn. "Aber es hätte auch schlimmer kommen können."

Schumacher würde jedenfalls am liebsten sofort wieder angreifen und dafür auf den anstehenden Urlaub verzichten. "Ich brauche jetzt keinen Urlaub, ich würde lieber gleich wieder im Auto sitzen und den nächsten Angriff starten."