Erst sollte bis Sonntagnacht um Mitternacht alles gelaufen sein - dann hieß es plötzlich, dass die Deadline schon am Nachmittag abliefe. Egal wie: Zu einer endgültigen Lösung sind die Motorenhersteller, Teams und FIA bislang noch nicht gekommen. Im Gegenteil: Die Verwirrung ist heute noch viel größer als bisher.

Bis gestern gestaltete sich die Situation wie folgt: Die Motorenhersteller hatten sich mit ihren Teams auf eine Motoren-Einfrierung nach dem so genannten Indianapolis Agreement geeinigt - dieses soll bereits ab 2007 in Kraft treten. Damit waren aber die unabhängigen Teams - mit Namen wohl Midland und Prodrive - nicht einverstanden, da sie günstige Kundenmotoren verlangen. Ohne eine einstimmige Annahme aller 11 Teams, stellt sich jedoch die FIA quer die neuen Regelvorschläge anzunehmen. "Wenn sie sich nicht einigen, bleibt es wie es ist", sagte FIA-Präsident Max Mosley am Samstagnachmittag gegenüber motorsport-magazin.com. Mosley würde das sicherlich nicht stören, denn er gilt ohnehin als Verfechter 'seines' aktuell ab 2008 geltenden Reglements.

Am Sonntagvormittag gab die GPMA dann eines ihrer seltenen Press Releases heraus - oder besser gesagt gleich zwei: In einem beschrieben sie, was das Indianapolis Abkommen sei und wie es aus ihrer Sicht zu der verfahrenen Situation mit der FIA gekommen ist, im anderen teilten sie mit, dass sich die vier GPMA-Hersteller, die beiden Nicht-GPMA-Motorenhersteller Ferrari und Cosworth und 10 der 12 Teams auf das Indianapolis Agreement geeinigt hätten. Zudem bieten sie den unabhängigen Motorenherstellern in den kommenden Jahren 40 Millionen Euro Unterstützung an. Aussagen über günstige Kundenmotoren wurden zwar nicht getroffen, aber auch hier hatte Ron Dennis bereits angedeutet, dass man eine Lösung finden würde.

Max Mosley empfand das Angebot der Hersteller zur Sicherung der Zukunft der unabhängigen Motorenhersteller aber schon am Samstag als zu gering. Als absolute Krönung sprang während des Rennens auch noch Renault von der GPMA-Aussage ab: Die Franzosen ließen ein Press Release auf die Welt los, in dem sie mitteilten, dass sie mit den von der GPMA verlautbarten Vorschlägen nichts zu tun gehabt hätten. Derzeit sollen die Verhandlungen und Gespräche hinter verschlossenen Türen weitergehen. Laut Jean Todt könnte es auch erst am Montag zu einer Bekanntgabe seitens der FIA kommen. Übrigens zählt Ferrari zwar zu den Unterzeichnern des Agreements, aber - wie Cosworth - nicht zu den Zahlern des Fightung Fund für die unabhängigen Hersteller. Möglicherweise liegt das daran, dass Ferrari schon vor einigen Monaten ein Lobbying betrieb, um festzuhalten, dass man selbst auch ein "unabhängiges, kleines Privatteam" und kein Automobilkonzern sei.

Vorerst steht also nur eines fest: Auch nach Monaten der Verhandlungen, Meetings und Gespräche scheint eine Einigung auf dem Motorensektor in weiter Ferne zu liegen - daran verändert auch die immer näher rückende oder vielleicht schon überschrittene Deadline nichts. Schlimmstenfalls wird die FIA also am Montag bekannt geben, dass die Motoren im kommenden Jahr frei und kostenintensiv entwickelt werden und ab 2008 die von Max Mosley eingeführte Einfrierung der Motoren beginnt. Damit wäre zumindest ein Mensch in der weiten F1-Welt glücklich - aber auch nur dieser...