Der erste Indy GP nach der Schmach von 2005 begann mit einem Paukenschlag: Gleich sieben Autos strandeten in der ersten Kurve. Mittendrin war auch diesmal der Action-Man des Kanada GP Juan Pablo Montoya. Nach den spannungsgeladenen 13 Runden in Montreal sorgte Montoya in Indianapolis aber nur in anderthalb Kurven für Action - dann fuhr er Kimi ins Heck und löste damit die Massenkarambolage aus.

Bei der Schuldfrage hielt sich das Team zurück: Sie wollten die Daten erst noch analysieren. Montoya war sich hingegen sicher, dass Kimi zu früh gebremst hat; der Finne sagte nur: "Es war ja ganz offensichtlich was passiert ist. Mehr möchte ich dazu nicht sagen." Mit Montreal im Hinterkopf tendiere ich dazu eher Kimi zu glauben...

Ein Sieg der Reifen

An der Spitze bot sich in Indy ein bislang ungewohntes Bild: Ferrari erlebte eine Renaissance längst vergessen geglaubter Stärke. Allerdings lag das nicht an einem plötzlichen Entwicklungsschub seit dem Kanada GP. Stattdessen spielte wieder einmal das schwarze Gold das Zünglein am Asphalt.

Dabei kamen eine Menge Faktoren zusammen. Zum einen lag die Strecke schon immer dem Triumvirat Ferrari-Schumacher-Bridgestone. Der japanische Reifenhersteller kann hier auf die Daten seiner Partnerfirma Firestone zurückgreifen, was schon im letzten Jahr große Vorteile brachte. Außerdem konnte Bridgestone auch auf die Daten des Vorjahres zurückgreifen; auch wenn damals noch die langlebigen Pneus zum Einsatz kamen. Zu guter Letzt ist Michelin nach der Blamage von 2005 in diesem Jahr auf Nummer sicher gegangen. Das dürfte den Hauptunterschied ausgemacht haben: Bridgestone hatte gute Reifen, Michelin eben nicht ganz so gute.

Perfekt in dieses rote Puzzle passte, dass Fernando Alonso eines der wenigen Wochenenden erwischte, an denen sein Teamkollege klar schneller als er war. Der Spanier begründete dies damit, dass Fisichella bereits die neue Motoren-Ausbaustufe für den Heim-GP in Magny Cours im Heck hatte, aber einen so großen Unterschied sollte das normalerweise nicht ausmachen. Möglicherweise verschweigen die Franzosen hier ein kleineres technisches Problem am R26 des WM-Leaders.

Noch keine Wende

Im Hinblick auf die WM sollte man das Indianapolis-Ergebnis jedoch nicht überbewerten. Vielerorts wird jetzt darüber geschrieben, dass Alonso nun schwächeln würde und Schumacher den Titelkampf wieder offener gestalten könne - das sehe ich ganz und gar nicht so.

Ferrari hat in den wenigen Tagen von Montreal bis Indy keine 1,5 Sekunden auf Renault aufgeholt; schließlich fuhr man mit den gleichen Autos und Aero-Paketen wie in Kanada. Vielmehr hat Michelin diese Zeit aus Sicherheitsgründen liegen lassen. Dies wird sich bei den nächsten Europa-Rennen allerdings nicht wiederholen. Erst dann werden wir sehen, ob und wenn ja, wie stark sich Ferrari steigern konnte. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass Ferrari dann wieder von Renault in die Schranken gewiesen wird.

Als warnendes Beispiel für die kommenden Jahre des Reifenmonopols taugt diese Situation auf jeden Fall: Auf den gleichen Reifen hätte in Indy wahrscheinlich erneut Renault gewonnen. Für die Abwechslung und Spannung wäre das der Tod. Wenn weder bei den Reifen noch bei den eingefrorenen Motoren noch Verbesserungen möglich sind, könnte das schnell zu ähnlich dominanten Jahren führen wie 2002 oder 2004 führen.