Das Rennen in Imola wurde entschieden, als Fernando Alonso in Runde 41 plötzlich früher als geplant zum zweiten Mal in die Box kam. Der Spanier hat so viel Zeit hinter Schumacher verloren, dass die Renault-Box glaubte, mit schnellen Runden nach dem Boxenstopp an Schumacher vorbei zu kommen. Doch es kam ganz anders. Als Alonso in die Box einbog, gab Schumacher richtig Gas und war plötzlich zwei Sekunden schneller als in den Runden davor und kam dann selber in die Box. Und von dort wieder vor Alonso auf die Piste.

Hat Ferrari also Renault in eine Falle gelockt? "Es war sehr befriedigend", beantwortet Ferrari-Teamchef Jean Todt die Frage, ob er überrascht war vom Strategiewechsel bei Renault. "Denn ich dachte schon, dass das Rennen für uns verloren geht."

Der kleine Franzose will nicht direkt bestätigen, dass Ferrari Renault zu diesem Fehler trieb. "Man muss im Rennen Entscheidungen treffen. Manchmal sind sie gut, manchmal nicht", sagt Todt kryptisch. "Man kann auch nicht mit Sicherheit sagen, dass Renault gewonnen hätte, wenn sie später gestoppt hätten. Michael hätte seine Geschwindigkeit noch steigern können."

Damit bestätigt Todt aber wenigstens, dass Schumacher absichtlich langsamer fuhr als er gekonnt hätte. "Das ist klar", bestätigt Todt. "Aber er hatte auch ein Problem mit den Reifen. Also musste er so fahren, dass er auch am Ende des Stints einen besseren Speed hat."

Das wiederum bedeutet, dass Schumachers Reifenproblem nicht so schlimm war wie es in den Runden nach seinem ersten Boxenstopp aussah. Aber was war denn wirklich los? "Die Reifen waren zu weich für diese Temperaturen, sie warfen auch ein wenig Blasen", sagt Todt. "Da musste ich aber auch schon schmunzeln. In Australien hatten wir zu harte Reifen für die Temperaturen dort, hier zu weiche. Das ist nicht immer so einfach, die richtige Wahl zu treffen. Trotzdem waren wir heute in der Lage, mit Michael zu gewinnen und Felipe den vierten Platz zu holen."

Ob das Ergebnis dieses Rennens Auswirkungen darauf hat, bezweifelt Todt. "Das glaube ich nicht", sagt er. "Außerdem reden wir hier über etwas, was gerade eben zu Ende gegangen ist. Michael ist sicherlich in der Lage, die Situation auf einem viel tieferen Niveau zu analysieren."

"Sicher mag er zu siegen", sagte Todt weiter. "Und sicher mag er auch ein Siegerauto zu haben. Er weiß, dass dieses Jahr alles leichter ist als noch letztes Jahr. Aber gleichzeitig ist er sich bewusst, dass er nicht so tun kann, als könnte das Auto zehn Jahre lang jedes Rennen gewinnen. Da gibt es mehrere Aufs und Abs."

Für das Team sei der Sieg dagegen sehr wichtig. "Jeder im Team hat so viel Leistung gebracht und so hart gearbeitet", sagt Todt. "Daher war es die größte mögliche Belohnung dafür, dass wir hier gewonnen haben."

Todt ist sich auch sicher, dass Ferrari dieses Jahr nicht jenes Tief droht wie noch letztes Jahr nach dem kurzen Zwischenhoch in Imola. "Die beste Nachricht des Jahres war für uns schon das Rennen in Bahrain, denn letztes Jahr waren wir dort gar nicht konkurrenzfähig", sagt er. "Nur die Zeit wird zeigen, wie es weitergeht. Ich hoffe, dass wir diese Leistung auch in den nächsten Rennen bringen können. In den letzten zwei Rennen konnten wir ja noch nicht das Beste aus unserem Paket holen."