Das Qualifying von Imola brachte eklatante Zeitunterschiede zu Tage. Michael Schumacher war mit seiner Pole-Zeit fast eine ganze Sekunde schneller als der WM-Führende Fernando Alonso. Der Rückstand von Kimi Räikkönen auf den Deutschen betrug sogar 1,3 Sekunden.

Ob das nun die neue Stärke von Ferrari und den Untergang von Renault und Mclaren-Mercedes einläutet? Mitnichten. "Die Zeitunterschiede waren heute so groß, dass man wohl von unterschiedlichen Strategien ausgehen kann", sagte Räikkönen, den sein achter Startplatz nicht im Geringsten zu verunsichern schien. Zumal er der Meinung war, dass er leicht etwas höher in der Startaufstellung hätte stehen können. "Nach den Sektorenzeiten hätte ich Fünfter oder Sechster werden können, aber der dritte Teil des Qualifyings hat nicht ganz so geklappt, wie ich es wollte."

Der Schlüssel zum Deuten des Ergebnisses dieses Qualifyings liegt in der zu erratenden Boxenstopp-Strategie. Was für den Renault-Teamchef Flavio Briatore keine allzu schwierige Aufgabe war. "Ich glaube, dass McLaren die gleiche Strategie hat wie wir", sagte er. "Hier können die Autos zwei- oder dreimal stoppen, und ich gehe davon aus, dass alle Autos, die vor uns stehen, dreimal stoppen müssen."

Da Alonso Fünfter wurde, würde das laut Briatore somit für Ferrari und Honda gelten. Briatore hält es für möglich, dass Alonso sogar um den Sieg kämpft. "Diese Strecke in Imola ist wie Budapest oder Monte Carlo. Hier kann man nur mit der Boxenstrategie andere überholen", sagte er. "Und ich glaube, dass wir morgen die Chance haben, sogar mit beiden Autos auf dem Podium zu landen."

Da Fisichella vom elften Startplatz ins Rennen geht, gilt die gleiche Chance sicher auch für die beiden Silberpfeile, die beim Qualifying die Plätze sieben und acht belegten.

Damit scheint die Formel 1 auch in Imola ein Vierkampf zwischen Renault, Mclaren-Mercedes, Ferrari und Honda zu sein. Den Siegeskandidaten darunter ausfindig zu machen, ist dagegen äußerst schwer. "Es sind vier fast gleich starke Autos auf der Strecke, das wird ein harter Kampf", sagte Geoff Willis, der Technische Direktor von Honda.

Machen McLaren und Renault nur zwei Stopps?, Foto: Sutton
Machen McLaren und Renault nur zwei Stopps?, Foto: Sutton

Dass Ferrari die Pole holte, hat nach den freien Trainings keinen mehr groß überrascht. "Sie waren doch das ganze Wochenende stark", sagte Kimi Räikkönen.

Und Honda? Zumindest für Briatore sind die Japaner kein Siegeskandidat. "Wir wissen, was für ein Auto wir hier haben", sagte Briatore. "Und ich sage noch mal: Wir glauben, dass alle, die vor uns stehen, mit drei Stopps unterwegs sind."

Einen Ferrari-Sieg in Imola hält Briatore dagegen für möglich. "Sie waren doch letztes Jahr hier so stark, und für uns ist es sowieso ein sehr schwieriges Rennen, auch das sahen wir letztes Jahr", sagte der Italiener. "Man kann nicht überall gewinnen und überall auf der Pole stehen. Erst der morgige Tag wird zeigen, was hier geht. Aber wenn Ferrari hier morgen gewinnen sollte, ist das doch nur gut für die Formel 1 und das Business."

Diese Lässigkeit kann sich natürlich nur einer erlauben, dessen Chefpilot schon nach drei Rennen einen dicken Punktevorsprung vor der Konkurrenz hat und bei schwierigen Rennen noch sehr gut damit leben kann, zweite oder dritte Plätze zu sammeln.

So sieht es auch Fernando Alonso. "Ich gehe gar nicht ins Rennen mit der Absicht, unbedingt gewinnen zu müssen. Mein Ansatz ist eher, immer so viel Punkte wie möglich zu holen", sagte der Spanier.