Wir erinnern uns: Grand Prix von Australien in Melbourne, der Sonntag, kurz nach dem Zieleinlauf. Formel 1-Rookie Scott Speed und die gesamte Scuderia Toro Rosso bejubeln ihren vermeintlichen ersten WM-Punkt - und das im erst dritten Rennen. Direkt hinter dem Amerikaner reihte sich David Coulthard vom großen Schwesterteam Red Bull Racing ein - was den Erfolg noch abgerundet hat.

Was Speed und seine Toro Rosso-Freunde zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Coulthard meldete über Boxenfunk, dass ihn Speed in einer Gelbphase überholt hat, worauf der Schotte den Befehl erhielt: "You have to pass Scott!" Doch daraus wurde nichts, Coulthard konnte Speed nicht überholen. Dafür aber bemerkten die Rennstewards die Meldung des Schotten beim routinemäßigen Abhören des Boxenfunks. Sie ermittelten von sich aus und beschlossen nach einer Anhörung, Speed mit einer Zeitstrafe von 25 Sekunden zu belegen - und schon war der WM-Punkt wieder weg, diesen hatte nun David Coulthard in der Tasche.

Speed wurde aber nicht nur mit einer Zeitstrafe belegt - er wurde von den Stewards auch wegen "inakzeptablen Betragens" zu einer Geldstrafe von 5.000 Dollar verurteilt. Speed hatte Coulthard mit den wenig freundlichen Worten "F*** off" bedacht und beinahe eine Schlägerei angezettelt, weil er der Meinung war, dass DC oder das RBR-Team Protest eingelegt hätten. Später erklärte Red Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im ORF, dass die Stewards von sich aus ermittelt hätten und er fügte hinzu, dass die Geldstrafe "zur Erziehung von Scott Speed" beitragen würde.

Doch wer nun von dem als exzentrisch geltenden US-Boy eine Entschuldigung oder gar eine reumütige Erklärung, es nie wieder zu tun, erwartete, hat sich gründlich getäuscht. Im Rahmen einer Pressekonferenz in den Vereinigten Staaten erklärte Scott Speed, dass er seine Vorgehensweise künftig sicher nicht ändern werde. "Ich bin für die der Amerikaner da draußen. Meine Mutter lehrte mich, dass ich mich aus Schlägereien raushalten soll, doch ich habe gelernt, aufzustehen - ich werde sicher nicht den Müll anderer schlucken", sagte Speed.

Und er fügte hinzu: "Die Leute wollen einen nur ausnützen - aber es ist sehr wichtig, dass man das nicht zulässt. Man muss seine Meinung sagen." Schon vor dem Saisonauftakt sorgte Scott Speed für erstaunte Gesichter, als er erklärte, dass ihm seine "überhebliche Art schon viele Vorteile eingebracht" habe.