Die Saison begann diesmal nicht wie gewohnt in Australien, sondern in der Wüste von Bahrain. Mir persönlich ist es egal, wo es losgeht. Im Hinblick auf die Zeitumstellung war es sogar ganz praktisch die ersten drei Grand Prix in umgekehrter Reihenfolge zu fahren.

Außerdem waren wir mit unseren Testarbeiten vor Saisonbeginn noch nicht so weit fortgeschritten wie erhofft. Deshalb mussten wir einige Sachen noch während der ersten Rennen testen. Die Umstellung von den V10-Motoren auf die neuen V8 war für mich kein Problem. Ich konnte mich schnell daran gewöhnen. Der Motor hat zwar weniger Leistung und ein kleineres Drehzahlband in dem die Leistung zur Verfügung steht, jedoch sind die Rundenzeiten aufgrund der technischen Entwicklung schon wieder fast auf dem Niveau von 2005.

Wenn Konkurrenten zu Gästen werden

Beim ersten Rennen der Saison 2006 sah das Fahrerlager dann doppelt: Zum ersten Mal bezogen gleich zwei Red Bull Teams Aufstellung im Paddock. Das ganze Fahrerlager wurde aber noch nicht à la Asterix von Red Bull beherrscht.

Allerdings ist es sehr schön, dass Red Bull nun zwei F1 Teams besitzt. Jedes Team agiert auf der Rennstrecke vollkommen eigenständig. Dass heißt auch, dass wir Fahrer, wenn auch privat befreundet, auf der Rennstrecke Konkurrenten sind. Im Fahrerlager, speziell bei den Europarennen, wenn die ENERGY Station aufgebaut ist, sieht es aber tatsächlich so aus, dass sie das Zentrum des Fahrerlagers sein wird. Sie ist der Treffpunkt für die Medien, genauso wie für die Mitglieder der Konkurrenz-Teams. Ich denke die Energy Station, zeigt sehr gut die Philosophie von Red Bull. Konkurrenten auf der Rennstrecke sind Gäste bei Red Bull vor und nach dem Wettkampf.

Übermenschlicher Einsatz des Teams

In den ersten Wettkampf des Jahres gingen wir in Bahrain ohne eine einzige GP-Distanz absolviert zu haben. Entsprechend waren wir etwas skeptisch. Unser Team hat aber mit fast übermenschlichem Einsatz, die Autos sehr gut vorbereitet zum ersten Grand Prix gebracht. Umso mehr habe ich mich gefreut den ersten Punkt für unser Team einzufahren.

Ich denke es war eine schöne Belohnung für unsere Ingenieure, Mechaniker und die Leute in Milton Keynes. Die Performance des Autos ist sicher noch nicht am Maximum des Möglichen angelangt. Aber das Potenzial ist sehr gut und wir werden die Performance noch steigern können.

Der Bahrain GP war aber nicht nur für uns erfolgreich. Das Rennen bot, wie schon in den letzten Jahren, viele spannende Zweikämpfe und Überholmanöver. Der Schlüssel für die spannenden Rennszenen ist für mich das Streckenlayout von Hermann Tilke. Mir macht die Strecke richtig Spaß. Man hat am heurigen Rennverlauf gesehen, dass die Streckenführung phantastisch ist.

Das zweite Rennen in Malaysia verlief für uns nicht ganz so toll. Dennoch war unser Auto in Sepang schon einen Tick besser als in Bahrain. Dort konnten wir wichtige Rückschlüsse gewinnen. Nach der Kollision mit Kimi in der ersten Runde, wurde mein Auto rasch an der linken Vorderradaufhängung repariert. Obwohl das Auto sicher nicht mehr ganz ausbalanciert war, konnte ich in den dann noch gefahrenen Runden, doch eine gute Racepace gehen. Ein Hydraulikschaden warf mich aber aus dem zum Test mutierten Rennen. Das Wichtigste ist aber, dass wir weitere Aufschlüsse über unser Auto gewinnen konnten. Ich bin mir sicher, dass wir von Rennen zu Rennen noch näher an die Top-Teams herankommen werden.

Den Haien aus dem Weg gehen

Im Qualifying hat das ja schon ganz gut geklappt. Ich war bei beiden Qualifikationstrainings unter den Top-10. Wenn ich in Malaysia nicht Runden und Reifen hätte sparen müssen, dann hätte ich sogar noch zwei bis drei Plätze weiter vorne stehen können. Insgesamt gefällt mir das neue Format sehr gut. Obwohl es für Fahrer und Mechaniker ein einstündiger Dauerstress ist, sofern man sich für alle drei Qualys qualifiziert.

Stress hin oder her: Wir wollen natürlich auch in Melbourne und bei allen anderen Qualifyings in diesem Jahr den Zusatzstress von drei Qualifying-Sessions haben. Die nächste Möglichkeit dazu erhalten wir in Australien. Ein Land, dass mir im Übrigen sehr gut gefällt.

Landschaftlich ist es sehr vielfältig und die Menschen sind sehr offen und freundlich. Das Essen ist prima. Das einzige, was mir nicht gefällt, ist die Gewissheit, dass an den schönsten Stränden auch manchmal Haie im Wasser sind. So vermute ich zumindest. Ich ziehe es jedenfalls vor im Pool zu schwimmen.

Nach Malaysia wollten wir ursprünglich nach Cairns fliegen, was im Nordosten des Kontinents liegt. Ein Zyklon in der Gegend um Cairns, mit Windgeschwindigkeiten bis 290 km/h, ließ uns aber die Reiseroute ändern. Wir trainieren nun eine Woche in der Nähe von Brisbane/Queensland.

Das Reisen zwischen den Rennen, selbst bei den drei Übersee-GP, empfinde ich nicht als Stress. Ich schlafe meist die ganze Zeit im Flugzeug. Außerdem ist es immer wieder interessant in andere Länder zu reisen. Dabei freue ich mich so sehr auf den Einsatz bei den Rennen, dass das Reisen zur Nebensache wird.