Wenn Formel-1-Fahrer schon vor dem Start ins Schwitzen kommen, liegt das nur selten an der Aufregung. Beim Großen Preis von Malaysia ist es die extreme Hitze, die aus einem Traumjob einen Knochenjob macht, und das nicht nur während der 56 Rennrunden auf dem Sepang International Circuit. Für Williams-Pilot Mark Webber steht fest: "Malaysia ist das härteste Rennen des Jahres."

Der Stau, der für Anspannung sorgt, aber nicht zum Stillstand führen darf, ist ein Hitzestau. Im Cockpit eines Formel-1-Boliden wurden schon 70 Grad Celsius gemessen, unter Helm und Overall sind es nicht selten 60 Grad. Bei einem Hitzerennen verlieren die Piloten bis zu 3,5 Liter Flüssigkeit und rund vier Prozent ihres Körpergewichts - und sollen trotzdem in jeder Situation cool bleiben. "Dehydrierung kann zu mangelnder Konzentration führen, was wiederum die Sicherheit und die Performance beeinträchtigt", so Mark Webber.

Nick ist so fit, dass er 2005 ohne Trinkflasche auskam., Foto: Sutton
Nick ist so fit, dass er 2005 ohne Trinkflasche auskam., Foto: Sutton

Zu fast 40 Grad Hitze und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit kommen auch in Malaysia die ganz normalen Belastungen, denen die Piloten während eines Rennens ausgesetzt sind. Wenn sie aus hohen Geschwindigkeiten und in superschnellen Kurven abbremsen, wurden schon Kräfte bis zu 5 g gemessen - das entspricht dem Fünffachen des eigenen Körpergewichts. Beim Rennen in Monza sind 212 Vollbremsungen nötig, jede mit einem Kraftaufwand von 80 Kilogramm, und im kurvenreichen Monaco müssen die Piloten etwa 3100 Mal schalten. Das ist Schwerstarbeit im Sekundentakt.

An die Substanz geht aber auch der Psychostress, der für die Fahrer oft noch extremer ist als die körperliche Belastung. Das beginnt spätestens im Qualifying, wo die Startposition von einer einzigen schnellen Runde abhängt, in der alles passen muss und schon der kleinste Fehler bestraft wird. Dieser Druck ist aber noch nichts gegen den Start des Rennens, wo der Puls auf 180 Schläge pro Minute steigt. Am größten ist der Stress im Kurvenlabyrinth von Monaco, weil es dort praktisch keine Auslaufzonen, sondern nur Mauern und Leitplanken gibt. Das treibt den Puls der Piloten auf den Spitzenwert von 210 Schlägen.

Michael Schumacher gehört zu den fittesten Piloten., Foto: Sutton
Michael Schumacher gehört zu den fittesten Piloten., Foto: Sutton

Die nötige Ausdauer für solche Höchstleistungen holen sich die Fahrer durch regelmäßiges Training. Ohne die entsprechende Fitness, diese Erkenntnis hat sich in der Formel 1 längst durchgesetzt, nützt das größte Talent nichts. Gerade bei extremen Hitzerennen wie Malaysia ist sie so entscheidend für die Performance auf der Rennstrecke wie Reifen, Motor und Aerodynamik. Je besser die Ausdauer eines Fahrers ist, umso niedriger ist sein Puls und desto leichter kann er Stress verarbeiten. Und nicht zu vergessen: Mit der Fitness tanken die Fahrer auch Selbstvertrauen, das sie Situationen meistern lässt, an der andere scheitern. So gesehen ist die Fitness der Piloten ein wichtiger Sicherheitsfaktor in der Formel 1.

Vorbeugen ist besser als Schmoren: In der Formel 1 muss der hohe Flüssigkeitsverlust bei einem Hitzerennen schon vor dem Start ausgeglichen werden. Die Trinkvorrichtung im Auto, die durch einen Knopf am Lenkrad aktiviert wird, ist nur die eiserne Reserve. Die Piloten müssen schon in den Tagen vor dem Rennen viel trinken, in der Regel spezielle Energy Drinks aus Wasser und verschiedenen Mineralstoffen, weil nur so ihr Körper der Hitze auch unter Höchstbelastung trotzen kann. "In Malaysia sind wir die ganze Zeit nur am Trinken", sagt Mark Webber, ganz im Gegensatz zu so manchen anderen Rennen: "In Monza oder Spa reicht mir eine Tasse Tee."