Valentino Rossi verbringt seine Zeit an den Teststrecken dieser Welt. Die ersten "echten" Formel 1-Tests, Ende Januar/Anfang Februar in Valencia. Die immer auch nötigen Zweirad-Tests. Ein Ausflug in einem Rallye-Boliden. Ein WM-Rennkart. Und unlängst saß Rossi bei einem Geheimtest in Misano auch in einem Maserati MC12. Angeblich soll er nur wenige Zehntelsekunden unter der Pace der Spitzenfahrer gelegen haben.

Während Weltmeister Fernando Alonso einer spanischen Radiostation erklärte, er könne sich nicht vorstellen, dass Rossi in der Formel 1 Siege feiern kann, hat Ex-F1-Pilot Alex Zanardi, der nach einem schweren Champ Car-Unfall mit Beinprothesen neu leben lernen musste und quasi als Gipfel dieses Prozesses einen Lauf zur Tourenwagen-Meisterschaft gewinnen konnte, gegenüber der Gazzetta dello Sport erklärt, dass er Rossi sehr wohl eine siegreiche Zweit-Karriere in der Formel 1 zutraut. Allerdings müsse Rossi dafür ein Jahr testen, schränkte Zanardi ein.

Zanardi erklärte: "Ich glaube, dass Valentino Rossi auch in der Formel 1 großartige Dinge verrichten kann - doch wer glaubt, dass in dieser Frage bereits alles entschieden ist, liegt falsch. Im Moment benützt er 95 Prozent seines Gehirnes, wenn er in einem F1-Ferrari sitzt. Seine Sicht geht nicht über zehn Meter hinaus." Diese 95 Prozent - da wäre Rossi entweder ein Außerirdischer oder ein Weltwunder, da die Menschheit bekanntlich niemals mehr als rund 20 Gehirn-Prozent verwendet - doch Zanardi meint damit wohl, dass sich Rossi im F1-Boliden noch richtig anstrengen muss, während er es im Zweiradsport doch immer wieder recht locker angehen kann.

Alex Zanardi feierte einen Sieg in der WTTC., Foto: Sutton
Alex Zanardi feierte einen Sieg in der WTTC., Foto: Sutton

Zanardi: "Das ist das exakte Gegenteil - er muss auf dem Motorrad nicht allzu viel tun, um schneller als alle anderen zu sein. Valentino kann auch in schwierigen Rennen, wenn er diese anführt, die großen Video-Walls betrachten, um zu sehen was die Konkurrenz so tut. Oder er überlegt, in welches Restaurant er seine Freundin am Abend einladen wird."

In einem Formel 1-Grand Prix hätte Rossi jedoch seine Mühen, glaubt Zanardi: "Auf einem Formel 1-Kurs wie Melbourne, den er nicht kennt, würde Rossi um rund drei Sekunden zurück liegen. Doch Valentino ist derartig mit Talent gesegnet, dass er diesen Rückstand nach einem Jahr an Testfahrten aufholen könnte."

Valentino Rossi wird nach seiner Teilnahme an einem echten Formel 1-Test mehr denn je in den Ferrari geschrieben. Sein möglicher Wechsel in die Königsklasse steht in Zusammenhang mit der noch anstehenden Zukunftsentscheidung von Siebenfachweltmeister Michael Schumacher.