Die Winterpause scheint für so manche Formel 1 Beobachter zwar langweilig zu sein, doch für die Teams bedeutet sie Stress pur. Die Teammitglieder sind gefordert von Rennstrecke zu Rennstrecke zu "jetten" um dort neue Teile auszuprobieren. Die großen Teams können es sich sogar leisten mit zwei Testteams an zwei verschiedenen Orten tätig zu sein.

Spätestens wenn die Präsentationen der neuen Autos vorbei sind und der jeweilige Shakedown ins Haus steht, bekommen die Teams die Antwort auf die große Frage präsentiert: "Haben wir über den Winter gut gearbeitet?"

Toyota führte einen Airbox-Flügel ein., Foto: Sutton
Toyota führte einen Airbox-Flügel ein., Foto: Sutton

Im Dezember traten nur zwei Teams mit ihren neuen Autos an: Toyota und Red Bull. Doch bei den Japanern, so scheint es, ist noch nicht aller Tage Abend. Obwohl bereits gute Ergebnisse auf dem Tisch liegen, traten die Weiß-Roten mit dem alten Aerodynamikpaket an, welches man bereits seit dem TF105B gewohnt ist.

Das deutlichste Anzeichen hierfür ist, dass Toyota noch immer nicht auf einen Einzug in den Seitenkästen setzt. Die so genannte "Coca Cola Flaschen"-Form der Seitenkästen hat sich ansonsten bei den meisten Teams durchgesetzt. Einzig und allein ein Zusatzflügel direkt hinter der Airbox konnte beim genauen Hinschauen als Neuerung ausgemacht werden.

Dieser Zusatzflügel erfreute sich bereits letztes Jahr großer Beliebtheit. Ursprünglich stammt die Idee aus dem Jahr 1995, in welchem McLaren als erstes Team ein Auto mit einem solchen Flügel präsentierte. Damals jedoch wurde die Idee zur Saisonmitte wieder verworfen. Der Grund: Der Flügel brachte seinerzeit mehr Probleme mit sich als er löste. Angesichts dieser geringen Änderungen, bleibt abzuwarten mit welchen Neuerungen Toyota in diesem Monat noch aufwarten wird. Für den Saisonauftakt ist ohnehin bereits ein neues Aerodynamikpaket angekündigt worden.

Auch Sauber setzt auf einen Airboxflügel., Foto: Sutton
Auch Sauber setzt auf einen Airboxflügel., Foto: Sutton

Mit einem Übergangsauto trat die schweizerische Truppe von BMW Sauber an. Das Team musste einige Änderungen anbringen, um den neuen BMW V8 Motor in das letztjährige Sauber Chassis zu integrieren. Doch wenn man auf die Testzeiten schaut, scheint sich die Mühe gelohnt zu haben. Der Motor lief für eine neue Maschine relativ zuverlässig. Die augenscheinlichste Änderung war an der Airbox zu entdecken, welche nun für Beatmung des BMW-Achtzylinders zu sorgen hat.

Wie bereits erwähnt war Red Bull das zweite Team, das bereits im Dezember den Boliden für die Saison 2006 zum Einsatz brachte. David Coulthard absolvierte an zwei Testtagen in Silverstone einige Shakedown-Runden mit dem neuen RB2, um auf diese Weise festzustellen ob der neue Ferrari V8-Motor mit dem neuem Chassis interagiert.

Bei Red Bull hat man viel Arbeit in das Heck des Fahrzeugs investiert. Nicht umsonst nannte David Coulthard sein neues Arbeitsgerät eine "sexy Lady". Das Heck wurde nochmals schmäler und die Seitenkästen bekamen eine sehr ausgeprägte "Cola Flaschen"-Form. Auch mit dieser Neuerung folgt Red Bull einem gängigen Trend. Ansonsten vertrauen auch die roten Bullen auf den bereits aus dem Vorjahr bekannten Front- respektive Heckflügel. Hier besteht also noch Nachbesserungsbedarf für den neuen Chief Technical Officer Adrian Newey, der nicht ohne Grund als Meister seines Fachs gilt.

Der RB2 erhielt laut DC eine sexy Form., Foto: Sutton
Der RB2 erhielt laut DC eine sexy Form., Foto: Sutton

Das Red Bull-Schwesterteam Scuderia Toro Rosso testete nicht wie angenommen mit einem Minardi Boliden aus dem Vorjahr, sondern vertraute bei den Tests auf einen RB1 mit Cosworth V10-Power. Da die Scuderia keine V8-Motoren einsetzen wird musste dieser den Regeln entsprechend gedrosselt werden. Gut sichtbar war dies durch die veränderte Lufthutze, die durch eine Verengung die Kühlluft auf eine bestimmte Menge begrenzt. Nach heftigen Protesten der Konkurrenzteams überdenkt die FIA ihre Umrechnungsformel allerdings noch einmal neu, da den V10 ein PS-Vorteil nachgesagt wird.

Während die Italiener noch nicht wissen mit wie viel Leistung sie in die neue Saison starten werden, wissen die Russen von Midland Racing ganz genau, dass ihre Toyota Power einen großen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern darstellt. Aber auch sonst weht in der alten Jordan Fabrik ein neuer Wind, seitdem die Russen dort das Sagen übernommen haben.

Midland trat bei den Testfahrten nicht nur mit einer neuen Lackierung, sondern auch mit einem neuem Aerodynamikpaket an. Der Bereich um die Seitenkästen wurde mit einigen neuen Flügeln bestückt, um so mehr Abtrieb zu erhalten, aber auch um mehr Luft unter das Auto zu bekommen. Damit soll die Geschwindigkeit der Luft unter dem Boliden erhöht und am Diffusor für mehr Anpressdruck gesorgt werden.

Midland hat einen Doppeldecker-Frontflügel., Foto: Sutton
Midland hat einen Doppeldecker-Frontflügel., Foto: Sutton

Beim Frontflügel setzte man auf einen so genannten Doppeldecker, welcher über dem eigentlichen Hauptflügel einen weiteren Flügel ausweist, um so für mehr Abtrieb an der Front zu sorgen. Im Gegensatz zu Honda Racing reicht jener von Midland Racing jedoch nicht ganz bis zur Nase, sondern hört auf der Hälfte des Weges auf.

Auch andere Teams probierten die neuen V8 Motoren aus, jedoch gab es ansonsten bei den Wintertests im November und Dezember keine wichtigen technischen Neuerungen. Wir können also auf den Januar gespannt sein, wenn uns die Teams mit ihren neuen Boliden hoffentlich überraschen werden...