Neo-Privatier Williams ist mit BMW-Nachfolger Cosworth auf dem absteigenden Ast, steht vor einem Übergangsjahr, sagen die einen. Cosworth ist der absolute Achtzylinder-Experte und Williams könnte für so manche Überraschung gut sein, sagen die anderen. Sicher: Die V8-Triebwerke der Gegenwart haben nur wenig bis gar nichts mit jenen DFV-Aggregaten gemeinsam, die Cosworth 155 Grand Prix-Siege eingebracht haben. Doch in Northampton, wo die Motorenbauer residieren, wird auf vollen Touren gearbeitet. Und das kann man wörtlich nehmen...

Laut einem Bericht der Zeitschrift Autosport behauptet Cosworth, unlängst, bei Testfahrten in Barcelona, mit dem im Heck des mitternachtsblauen Williams FW27C eingebauten CA-2006 V8-Motor die 20.000 Touren-Schallmauer durchbrochen zu haben. Dies würde einen neuen Rekord darstellen - denn bislang konnten solche Werte lediglich auf dem Prüfstand erreicht werden, nicht jedoch auf der Strecke.

Der deutsche Cosworth-Entwicklungschef Alex Hitzinger erklärt: "Wir mussten die Messlatte für 2006 höher legen und die 20.000 Umdrehungen waren unser Ziel." Hitzinger räumt jedoch ein: "Wir planen natürlich nicht, die Motoren ständig auf 20.000 Touren laufen zu lassen, aber es ist zumindest möglich."

Bis zum Ende der nächsten Saison möchte man gar 21.000 Umdrehungen pro Minute erreichen - wenn man bedenkt, dass die Konkurrenz derzeit bei rund 19.000 U/min agiert, lässt sich daraus zumindest eines ableiten: Cosworth meint es bitterernst. Natürlich geht es im Leben der Motorenbauer nicht nur um die Umdrehungen, sondern auch um das Drehmoment, die Fahrbarkeit und letztlich aufgrund des Regelwerks auch um die Lebensdauer ihrer Aggregate - doch die Cosworth-Ingenieure sind davon überzeugt, dass das Durchbrechen der 20.000 U/min-Schallmauer nötig war, um das gewünschte Maß an Konkurrenzfähigkeit zu erlangen.

Und so wundert es nicht, wenn Alex Hitzinger sagt: "Williams kann mit uns Siege holen, und das wollen wir auch. Wir waren seit der Partnerschaft mit Benetton im Jahr 1994 mit keinem anderen Team in einer solch starken Position." Dass es sich hierbei um mehr als nur hoffnungsvolle und die Konkurrenz einschüchternde Worte handeln könnte, demonstrierte der junge GP2-Champion Nico Rosberg am Freitag in Jerez, als er mit dem Williams-Hybridauto die Bestzeit der V8-Piloten markieren konnte. Mit Rosberg und Mark Webber hat man jedenfalls zwei Fahrer im Stall, die, wie ihre Motoren, auf vollen Touren agieren. Hat Williams-Cosworth das Zeug zum Geheimtipp?