"Bei Katherine wedeln alle mit der Küchenschürze!", titelte die österreichische Kronen Zeitung - Deutschlands Pendant, die Bild-Zeitung, berichtete von den "schönsten Augen im Motorsport" und stellte gleich noch die ungemein tiefgründige Frage in den Raum: "Können diese Augen Schumi schlagen?" Wie auch immer das gemeint sein möge - der Medienrummel rund um die Testfahrten in Vallelunga war nicht nur dem Abschied des Minardi-Teams gewidmet. Man könnte sagen: Die Augen des Medienwalds waren zu einem großen Teil auch auf die ersten offiziellen Formel 1-Testfahrten einer Frau seit 13 Jahren gerichtet.

Während US-Shooting Star Sarah Fisher im Jahr 2002 lediglich einige Demorunden in einem McLaren-Mercedes drehen durfte, absolvierte die Britin Katherine Legge - ebenfalls in den USA tätig, als Rookie dreifache Siegerin in der Formel Atlantic und Gesamt-Dritte - in dieser Woche einen richtigen Formel 1-Test. Nachdem Legge am ersten Tag schon in der zweiten Runde ihren Minardi in die Planken warf, konnte sie am zweiten Tag immerhin 27 Runden abspulen. Am Ende fehlten ihr lediglich 0,157 Sekunden auf die Tagesbestzeit, die von Juan Caceres, einem Rennfahrer aus Urugay erstellt wurde, wobei Caceres nur 10 Runden drehen konnte. Als dritter Mann war der Israeli Chanoch Nissany unterwegs, dem nach 50 Runden immer noch 3,5 Sekunden auf Legge fehlten.

Der Medienrummel war für Katherine Legge neu... , Foto: Sutton
Der Medienrummel war für Katherine Legge neu... , Foto: Sutton

Wichtiger als die Rundenzeiten sind jedoch die Aussagen der beteiligten Teamverantwortlichen. Der scheidende Minardi-Boss Paul Stoddart erklärte begeistert: "Katherine schlug sich bei dem Test extrem gut, und zwar nicht nur in Hinblick auf die Rundenzeiten, sondern auch was die Konstanz dieser Rundenzeiten anbelangt. Außerdem war sie nur rund eine Zehntelsekunde von der Tagesbestzeit entfernt, obwohl sie ihre Zeiten am späten Nachmittag fuhr, als die Strecke wegen der Kälte nicht mehr in bester Verfassung war. Ich glaube daran, dass Katherine eine Zukunft in der Formel 1 oder in der Champ Car-Serie hat.""

Cosworth-Boss Kevin Kalkhoven, der auch das PKV Racing-Team in der Champ Car-Serie betreibt, unterstützte Legge bei ihren diesjährigen Formel Atlantic-Einsätzen - auch er zeigte sich beeindruckt: "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was Katherine erreicht hat, auch mit ihren Fortschritten, sowohl in der Formel Atlantic als auch bei diesem Formel 1-Test." Und so wird Katherine Legge kurz vor Weihnachten den nächsten Meilenstein ihrer Karriere erleben - einen zweitägigen Champ Car-Test in Sebring. Dort wird auch Pilot und PKV-Miteigner Jimmy Vasser zugegen sein, danach möchte Kalkhoven eine "finale Entscheidung" über den "Fahrer-Status" von Katherine Legge treffen. Theoretisch könnte die 25jährige also schon im kommenden Jahr im Champ Car sitzen - und die Formel 1-Protagonisten konnten bei dem Test in Vallelunga beobachten, welch ungeheures Medienecho der Einsatz einer Frau zur Folge hat. Neben dem Erlernen der komplizierten Formel 1-Technologie und den kalten Asphalttemperaturen sei der gewaltige Medienrummel eine weitere Herausforderung für sie gewesen, sagte Legge augenzwinkernd.