Melbourne 2005, Saisonauftakt der Formel 1 - vier junge Männer stellen sich dem traditionellen Rookie-Gruppenfoto: Narain Karthikeyan, Patrick Friesacher, Christijan Albers und Tiago Monteiro. Sie blicken fröhlich einer freilich ungewissen Zukunft entgegen. Die Formel 1 kann eine gnadenlose Rookie-Abwurfmaschine sein - jahrelang kämpfen sich die Youngsters in die Königsklasse empor, nicht wenige müssen das Thema Formel 1 gleich nach dem Einstandsjahr wieder abhaken. Und manchen ist nicht einmal dieses zur Gänze vergönnt...

So erging es Patrick Friesacher, der nach elf Saisonrennen wegen ausbleibender Sponsorzahlungen sein Minardi-Cockpit räumen musste. Werden wir den sympathischen Kärntner je wieder in einem Formel 1-Boliden sehen? Immerhin durfte Patrick unlängst in Kyalami und bei den Minardi-Abschiedstests in Vallelunga wieder ins Auto klettern, auch wenn es "nur" der Zweisitzer-Minardi war. Friesacher möchte sich weiterhin auf die Formel 1 konzentrieren, versucht immer noch, ein Cockpit in der Königsklasse zu ergattern. Rennsitze sind zwar äußerst rar, aber eine Rolle als Testpilot wäre durchaus vorstellbar. Vielleicht hilft ja auch eine Empfehlung von Ex-Stallkollege Christijan Albers - der Holländer pries Friesacher: "Er hat viel zur Weiterentwicklung des Autos beigetragen und den Technikern immer ein gutes Feedback geben können."

Ex-Rookie Albers ist derzeit der einzige Newcomer der Generation 2005, der für 2006 ein Renncockpit sein Eigen nennen darf - und zwar ausgerechnet beim Erzkonkurrenten des früheren Minardi-Stalls, dem Jordan-Team, das nun MF1 Racing heißt. Albers ist der erklärte Wunschpilot von MF1-Teamchef Colin Kolles. Mehr Wunsch als Pilot ist derzeit noch Tiago Monteiro - der Portugiese erklärte vorschnell, er habe einen GP-Vertrag bei MF1 unterschrieben, doch Kolles schob einen Riegel vor. Es sei noch gar nichts unterschrieben worden, sagte Kolles, räumte zugleich aber ein, dass eine Verpflichtung von Monteiro "sehr wahrscheinlich" sei.

Tonio Liuzzi dürfte bei Toro Rosso gesetzt sein., Foto: Sutton
Tonio Liuzzi dürfte bei Toro Rosso gesetzt sein., Foto: Sutton

Und weil bei MF1 Racing höchstwahrscheinlich bereits beide Renncockpits vergeben sind, muss sich der vierte Rookie des Jahrgangs 2005 woanders umsehen - Narain Karthikeyan wird nur schwer ein GP-Cockpit ergattern, zählt jedoch laut einem Bericht von Autosport neben dem Dänen Nicolas Kiesa als aussichtsreicher Kandidat für den dritten Williams-Cosworth. Williams-Technikchef Sam Michael erklärte: "Die Hauptanforderung für den dritten Fahrer besteht darin, dass er konstant fahren und ein gutes technisches Feedback geben muss." Dass Karthikeyan zudem indische Sponsoren im Gepäck hat, dürfte Neo-Privatier Williams auch nicht unbedingt stören.

Während drei der Rookies des Jahrgangs 2005 um ihren Verbleib in der Königsklasse kämpfen, stürmen bereits die Rookies der Generation 2006 ins Fahrerlager. GP2-Champion Nico Rosberg sitzt bei Williams im zweiten Einsatzwagen. Heikki Kovalainen wird von Flavio Briatore als Renault-Tester aufgebaut. Bleibt noch jener Mann, der beim Rookie-Fototermin in Melbourne fehlte - Vitantonio Liuzzi gab 2005 sein GP-Debüt und dürfte bei der Scuderia Toro Rosso als Einsatzfahrer gesetzt sein. Und: Auch Friesacher-Nachfolger Robert Doornbos durfte sich in diesem Jahr an seinem ersten Grand Prix erfreuen - auch er kämpft um den Verbleib in der Königsklasse.