Gestern Freitag hat der 75jährige Bernie Ecclestone der Formel 1-Welt wieder einmal eindrucksvoll demonstriert, was er unter einem guten Geschäft versteht. Gemeinsam mit der Bayrischen Landesbank hat er seine SLEC-Anteile an den Investor CVC verkauft - die britische Firma ist somit der neue Mehrheitsbesitzer an den kommerziellen Rechten der Formel 1.

Wer nun aber glaubt, dass damit die Tage des Bernie Ecclestone zu Ende seien, hat sich kräftig getäuscht. Denn in Wahrheit hat der "Zirkusdirektor" sogar seine Macht vergrößert. Im Rahmen des Übernahme-Deals wurde die Gesellschaft Alpha Prema gegründet, die nun die kommerziellen Rechte der Formel 1 verwalten soll. Und neben dem Mehrheitseigner CVC und der SLEC gibt es einen weiteren Anteilsinhaber bei der Alpha Prema - er hört auf den Namen Bernie Ecclestone. Der Formel 1-Drahtzieher hat einen Teil seines Gewinns gleich wieder investiert, über seine Familienholding namens Bambino.

Doch damit nicht genug - Bernie Ecclestone fungiert auch als Geschäftsführer der Alpha Prema. Womit er im Vorstand angeblich über drei Stimmen verfügen soll. Die Macht des Briten wurde also keinesfalls geschmälert, ganz im Gegenteil. Bernie Ecclestone bleibt der große Formel 1-Drahtzieher...

Schon vor mehr als fünf Jahren hat Ecclestone groß abkassiert, als er die Mehrheitsanteile an der SLEC der Kirch-Gruppe verkauft hat. Nach deren Pleite saßen plötzlich die drei Eignerbanken neben Ecclestone am Tisch der Formel 1-Macht. Diese jedoch hatten mit Motorsport wenig zu tun. Nach der Übernahme durch die CVC gab sich Ecclestone erleichtert, da die Investmentfirma bereits über Knowhow im Motorsport verfügt und als erfolgreicher Vermarkter der MotoGP-Serie auftrat. Jetzt möchte die Alpha Prema auch die restlichen 25 Prozent an SLEC-Anteilen der noch verbliebenen Banken JP Morgan und Lehmann Brothers übernehmen. Das wäre ein weiterer Machtgewinn für Bernie Ecclestone.

"Big Bernie" sitzt also wieder, oder immer noch, fest im Sattel - und dass die FIA ein Veto gegen die CVC-Übernahme einlegen könnte, wird ob des guten Rufs der britischen Investmentfirma allgemein bezweifelt. Die CVC hat auch Signale an die Hersteller gesandt, die immer noch mit einer eigenen Rennserie drohen. Honda, Toyota, BMW, Mercedes und Renault fordern eine gerechtere Aufteilung des TV-Kuchens und mehr Transparenz im F1-Geschäft. Das Ziel der Alpha Prema respektive jenes von Bernie Ecclestone muss eine Einigung mit den Herstellern sein, denn eine Spaltung wäre der Untergang der Formel 1. Bislang konnte Ecclestone Ferrari, Midland und die beiden Red Bull-Teams zur Unterschrift eines neuen, ab 2008 gültigen Concorde-Abkommens bewegen. So sehr Ecclestone auch seine Macht stärken konnte - den Herstellern wird er wohl Zugeständnisse machen müssen, will er die Spaltung der Formel 1 verhindern.