An diesem Freitag wurde in der Formel 1 in punkto Vermarktung ein neues Kapitel aufgeschlagen. Waren es bislang drei Banken mit wenig bis gar keinem Bezug zum Motorsport, so verfügt der neue Rechteinhaber CVC bereits über einschlägiges Knowhow und hat beim Vermarkten der MotoGP-Serie auch schon Erfolge verzeichnet. Seit 1998 besitzt man die Mehrheit an der Firma Dorna, welche die Motorrad-WM abwickelt - dort konnte man die damalige 500ccm-WM erfolgreich puschen, sodass man ab 2002 mit der neuen MotoGP-Serie weitere finanzielle und vermarktungstechnische Erfolge feiern konnte.

Die CVC möchte nun auch aktiv zu einer Verbesserung der politischen und finanziellen Situation in der Formel 1 beitragen - denn immer noch droht die Hersteller-Vereinigung GPMA mit einer eigenen Rennserie. Die CVC möchte eine Spaltung verhindern und die Hersteller zu einem Verlängern des Concorde-Abkommens bewegen. Die Hersteller reagierten auch prompt mit vorsichtigem Interesse. Die Übernahme könnte eine drohende Spaltung quasi im letzten Moment verhindern, denn BMW-Vorstand Burkhard Göschel drohte erst unlängst gegenüber der Financial Times Deutschland, dass die fünf Hersteller ihre eigene Serie starten würden, wenn nötige Reformen nicht möglich seien - es fehle nur noch ein entsprechender Beschluss, und dann würde es "kein Zurück" geben...

Vetorecht der FIA

Fix ist der Übernahme-Deal jedoch noch nicht - denn sowohl die Motorsportbehörde FIA als auch die Europäische Union könnten theoretisch noch ihr Veto einlegen. Mit 75 Prozent ist die CVC absoluter Mehrheitseigner, möglicherweise wird man auch die restlichen 25 Prozent erwerben, welche die beiden anderen Banken Lehman Brothers und JP Morgan innehaben. Auf jeden Fall könnte der Deal für die EU-Kommission von Interesse sein - es geht um das Wettbewerbsrecht und um die Frage, ob eine einzelne Firma womöglich zu viel Einfluss bei der kommerziellen Vermarktung ausüben könnte.

Die FIA wiederum hat die kommerziellen Rechte im Jahr 2000 an Bernie Ecclestone respektive die Firma SLEC verliehen - und zwar für 100 Jahre. Daher besitzt die Motorsportbehörde ein Vetorecht beim Weiterverkauf dieser Rechte. Ein FIA-Sprecher erklärte gegenüber ITV: "Wir sind über die Verhandlungen informiert gewesen. Der Abschluss eines solchen Deals verlangt die Genehmigung der FIA." Man warte noch auf Detailinformationen - das FIA World Council soll sich am 9. Dezember mit der Frage auseinandersetzen. Dass die FIA gegen den Deal stimmen wird, ist unwahrscheinlich, da die CVC wegen ihres Erfolges mit der MotoGP-Serie einen guten Ruf innehat. Die CVC hat demnach nur ein wirkliches Problem: Sie muss die Einigung mit der GPMA erzielen...