McLaren und Aston Martin. Zu Beginn der Formel-1-Saison 2023 wären wohl die wenigsten auf die Idee gekommen, dass sich diese beiden Teams gegen Ende des Jahres um einen Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft streiten würde. Schließlich startete Aston Martin mit Fernando Alonso furios in die Saison und stürmte von Podest zu Podest, während McLaren sich teils mit Williams um die letzten Plätze stritt.

Entgegen aller Erwartungen legten die Papayas jedoch eine spektakuläre Aufholjagd hin und lauern sechs Rennen vor Saisonschluss weniger als 50 Punkte hinter Aston Martin, deren AMR23 bei weitem nicht mehr in Höchstform zu sein scheint. Können die Papayas den knappen Vorsprung noch aufholen - und geht vielleicht sogar noch etwas in Richtung Mercedes und Ferrari?

McLarens Vorteil: Der Trend

Zunächst einmal die Ausganslage: Aston Martin liegt nach 16 gefahrenen Rennen mit 221 Punkten rund 49 Zähler vor McLaren mit ihrerseits 172 Punkten. Noch sechs Rennen werden diese Saison gefahren. Genug Zeit, um einen Vorsprung von fast 50 Punkten aufzuholen? Dahingehend hilft es, die Punkteausbeute der beiden Teams in den vergangenen sechs Rennen zu betrachten.

In der Zeitspanne zwischen dem großen Preis von Ungarn und dem großen Preis von Japan konnte Aston Martin 40 Punkte sammeln. Zum Vergleich: In den ersten sechs Saisonrennen waren es noch 111. Doch selbst dieser Wert hätte nicht ausgereicht, um McLaren in den letzten sechs Rennen zu übertreffen. Die Papayas hamsterten 113 Zähler seit dem Ungarn Grand Prix.

Das sind im Vergleich 73 mehr als Aston Martin. Der Trend ist damit McLarens Freund, denn würde sich dieser genauso fortsetzen, würde McLaren den vierten Platz von Aston Martin definitiv noch übernehmen, eventuell sogar schon vor dem letzten Rennen in Abu Dhabi.

McLaren vs Fernando Alonso

Aston Martins Probleme: Die Grünen haben nur einen wirklich konkurrenzfähigen Piloten und das im Vergleich schwächere Auto. Fernando Alonso sammelte 174 der 221 Aston-Punkte, die meisten davon in der ersten Saisonhälfte. Lance Stroll steuerte 47 Zähler bei und beendete keins der letzten vier Rennen in den Punkten. Der Kanadier ist diese Saison die Achillesferse des Teams.

Mit zwei Fernando Alonsos, also zwei Mal Alonsos Punkteausbeute von 174 Zählern, würden die Grünen mit 348 Punkten sogar noch deutlich vor Mercedes und Ferrari auf Rang zwei in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft stehen.

Mit Lance Stroll im Cockpit muss sich Lawrence Stroll jedoch sogar noch Sorgen um Platz vier machen, denn der AMR23 ist mittlerweile die fünfte Kraft im Feld, Kämpfe gegen Ferrari, Mercedes und McLaren sind eher die Ausnahme. Im Entwicklungsrennen machte das Team rund um Mike Krack eine schlechte Figur. Aston Martins Glück: Hinter McLaren schickt sich kein weiteres Team an, das Team aus Silverstone zu überholen. Alpine und Co. liegen weit hinter den Top-5-Teams zurück.

Heftiger Crash von Lance Stroll im Aston Martin
Der Fehler in Singapur ist nicht das einzige Manko an Lance Stroll 2023, Foto: LAT Images

Dazu kommt: Formel-1-Rookie Oscar Piastri hat sich nach mittlerweile 16 Rennen voll im Team und der Formel 1 eingelebt. Der Australier ist im Qualifying auf einem Level mit Teamkollege Lando Norris, nur im Rennen hinkt er oft noch etwas hinterher. Der stärkere zweite Pilot ist damit aber definitiv in Woking zu finden.

Gegen Ende der Saison ist die Hoffnung auf große Updates seitens Aston Martin ebenfalls klein. So gut wie alle Teams haben mittlerweile voll und ganz auf die Entwicklung ihrer 2024er-Boliden gelegt. An die aktuellen Autos kommen nur noch bereits produzierte Teile. Bei anhaltendem Trend kassiert McLaren also Aston Martin noch ein.

Was geht noch in Richtung Mercedes und Ferrari?

Doch was geht noch in Richtung Ferrari und Mercedes? In Suzuka waren die Papayas zweite Kraft, also ebenfalls schneller als die beiden Spitzenteams des Verfolgerfelds.

Was Ferrari und Mercedes hilft, ist der große Vorsprung auf die Papayas. Das Team aus Maranello liegt 113 Zähler vor den Papayas (genauso viele wie diese in den letzten sechs Rennen überhaupt sammeln konnten) und das Team aus Brackley weitere 20 Punkte vor Ferrari.

Dazu ist der Performance-Abfall des SF-23 und W14 bei weitem nicht so groß wie der des AMR23. Zwar holten die Papayas im Performance-Vergleich auch stark auf die beiden auf, sind aber mittlerweile bestenfalls auf gleicher Höhe. Das Kräfteverhältnis zwischen den drei Teams variiert von Strecke zu Strecke. So einen großen Vorsprung noch aufzuholen, ist daher nahezu ausgeschlossen.

Lewis Hamilton überholt Fernando Alonso
Duelle zwischen Fernando Alonso und Lewis Hamilton gibt es nicht mehr so regelmäßig wie zu Beginn der Saison zu sehen, Foto: LAT Images

Dafür wird es zwischen Ferrari und Mercedes noch spannend im Kampf um die Vizemeisterschaft der Konstrukteure. Ferrari konnte in den vergangenen Rennen Boden auf die Silbernen gut machen. In Singapur gelang den Roten sogar der einzige nicht Red-Bull-Sieg der Saison. Mercedes glänzt dafür mit der größeren Konstanz. Egal auf welcher Strecke, ein paar Zähler nehmen Lewis Hamilton und George Russell immer mit.