Wer wird im kommenden Jahr den zweiten BMW steuern? Der Sitz neben dem Mönchengladbacher Nick Heidfeld ist de facto das einzige noch unbesetzte Einsatzcockpit - bei Midland soll Tiago Monteiro am Donnerstag seinen Angaben zufolge einen Vertrag unterschrieben haben, bei der Squadra Toro Rosso gelten die Red Bull-Junioren Vitantonio Liuzzi und Scott Speed als gesetzt, so wie auch Christian Klien zu 99 Prozent im zweiten Red Bull-Ferrari sitzen wird. Und ob Aguri Suzuki mit seinem Super Aguri-Team tatsächlich im März antreten wird, steht noch in den Sternen. Wen wundert es also, dass sich um den noch freien BMW-Slot Tag für Tag neue Spekulationen einstellen?

15 Millionen Dollar für Villeneuve-Ablöse?

Derzeit macht einmal mehr jenes Gerücht die Runde, wonach BMW sich dazu entschlossen haben soll, den kanadischen Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve auszukaufen. Schon vor einigen Tagen berichtete die finnische Sportzeitung Veikkaaja, dass man Villeneuve, der auf einen gültigen Sauber-Vertrag pocht, um sage und schreibe 15 Millionen Dollar aus seinem Dienstverhältnis entlassen habe. Jetzt berichtet sogar die kanadische TSN, dass Villeneuve im kommenden Jahr durch den finnischen GP2-Vizemeister Heikki Kovalainen ersetzt werden und er einen mehrjährigen Vertrag bei BMW unterschrieben haben soll - allerdings unter Vorbehalt. Der Hintergrund: Auch die kanadischen Kollegen berufen sich auf nicht näher genannte "finnische Medien" - der Gedanke ist naheliegend, dass es sich dabei um - finnisches - Wunschdenken handelt...

Kovalainen als Leihgabe sinnvoll?

Fakt ist, dass Heikki Kovalainen ein junges heißes Eisen im Stall von Flavio Briatore ist - der Renault-Teamchef hat als Manager bekanntlich einige Fahrer unter Vertrag. Kovalainen müsste als Leihgabe an BMW vergeben werden. BMW wiederum scheint wenig Interesse daran zu haben, den Finnen nach ein oder zwei Jahren wieder zurückzuschicken, mit dem Knowhow der Bayern im Gepäck - gerade beim Neuaufbau eines Teams ist Kontinuität der Schlüssel zum Erfolg. Umgekehrt würde Kovalainen auch Renault-Knowhow zu BMW transferieren....

Von den Finnen wegspekuliert - Jacques Villeneuve., Foto: Sutton
Von den Finnen wegspekuliert - Jacques Villeneuve., Foto: Sutton

Und so verwundert es wenig, wenn die britischen Kollegen von Pitpass vernommen haben wollen, dass Heikki Kovalainen vielmehr die Nachfolge von Franck Montagny als offizieller Test- und Ersatzpilot bei Renault antreten soll. Sowohl Montagny als auch Kovalainen sind für Renault-Tests Anfang Dezember eingetragen. Der langjährige Renault-Tester Montagny verkündete vor einiger Zeit seinen Abgang, der allerdings nie offiziell bestätigt wurde. Sicher ist aber, dass sein Testfahrervertrag Ende 2005 ausläuft. Angeblich hat sich der französische Hobby-DJ bereits in der amerikanischen Champ Car-Serie umgesehen - immerhin hat Landsmann Sebastien Bourdais mit seinem zweifachen Meisterschaftsgewinn vorgezeigt, was in Übersee möglich ist...

Eine Verpflichtung von Heikki Kovalainen als Renault-Testpilot würde insofern Sinn machen, da er angeblich ab 2007 der Nachfolger von Giancarlo Fisichella werden soll, dessen Vertrag Ende 2006 ausläuft. Im abgelaufenen Jahr stand "Fisico" zumindest stark im Schatten seines Teamkollegen, Weltmeister Fernando Alonso. Wenn also Kovalainen im nächsten Jahr als Renault-Tester fungiert - wer würde dann den zweiten BMW übernehmen?

Überraschungsmann Dan Wheldon?

Geht Dan Wheldon doch noch zu BMW?, Foto: Sutton
Geht Dan Wheldon doch noch zu BMW?, Foto: Sutton

Laut den Salzburger Nachrichten könnte BMW mit einer Überraschung aufwarten. Denn der britische IRL-Champion Dan Wheldon, der bereits öffentlich mit einem Formel 1-Einstieg liebäugelte, soll ein ernsthafter Kandidat für den zweiten BMW-Sitz sein - und zwar schon für 2006! Immerhin wird Wheldon von dem Rennfuchs Julian Jakobi vertreten, der früher auch Ayrton Senna unter die Fittiche nahm und beispielsweise auch Juan Pablo Montoya managt. Sollte Wheldon dennoch im kommenden Jahr seine Titelverteidigung in Übersee probieren, könnte man quasi als Plan B Villeneuve das eine Jahr behalten und Wheldon ab 2007 in den zweiten BMW setzen...

Wurz: Chancen gering

Ein weiterer Kandidat wäre der Österreicher Alex Wurz, dessen Testvertrag bei McLaren-Mercedes Ende des Jahres abläuft. Doch mittlerweile schätzt Wurz selbst seine Chancen als "gering" ein, wie die SN berichtet. Als eine Art Geheimtipp gilt der blutjunge Sebastian Vettel - der 18jährige Formel 3-Pilot gilt als einer der kommenden Hoffnungsträger von BMW.

Eines ist sicher: BMW wird das frühere Sauber-Team am 1. Januar 2006 offiziell übernehmen. Ob bis dahin das Fahrer-Line Up bekannt gegeben wird, darf bezweifelt werden. Für weitere Spekulationen im weltweiten Medienwald ist also gesorgt...