Für viele war der Wechsel von Stardesigner Adrian Newey ein Überraschungscoup der besonderen Art - denn auch wenn der Brite schon im Jahr 2001, bei seinem misslungenen Transfer zu Jaguar, von einer neuen Herausforderung sprach, kam der Wechsel zu Red Bull Racing doch ziemlich plötzlich. Nicht jedoch für Mercedes-Rennleiter Norbert Haug - in einem Gespräch mit Sport1 verrät er: "Es war absehbar und über eine lange Zeit mit uns besprochen. Wir hatten über acht gemeinsame und erfolgreiche Jahre und Adrian hat mit uns einen Großteil seiner persönlichen Formel-1-Siegesbilanz geschafft. Jetzt wollte er eine neue Herausforderung und helfen, ein neues Team ganz nach oben zu bringen. Ich verstehe und akzeptiere das."

Der sensible Formel 1-Ingenieur wird McLaren-Mercedes nicht im Bösen verlassen - die Worte von Norbert Haug zeugen, wie beliebt Newey in seinem früheren Team war: "Ich schätze Adrian sehr, er ist und bleibt ein Freund, ein einzigartiger Mensch und auch ein ganz eigener Mensch. Wir werden künftig Rivalen bei den Rennen sein, aber bestimmt nicht davor und bestimmt nicht danach." Als eine Schwächung möchte Haug den Weggang des Ausnahmetechnikers nicht betrachten - er betont, dass die Erfolge der letzten Zeit nicht nur von Newey, sondern von einem Technikerstab erzielt wurden. Und: "Der Prozess, dass die technischen Spitzenverantwortungen in unserem Team in die Breite gehen, wurde vor über zwei Jahren gestartet und mit Erfolg umgesetzt." Das würde auch Newey selbst so sehen, der sich auch "nicht als Mr. Wonderful" fühlen würde...

In dem Gespräch räumte der Mercedes-Rennleiter auch mit einigen Gerüchten auf, die in letzter Zeit immer wieder durch den Medienwald gejagt wurden. Dass Mercedes beispielsweise einen ähnlichen Weg wie Erzkonkurrent BMW gehen könnte, also mit einem komplett eigenen Team antreten könnte, wischt Haug vom Tisch: "Warum sollten wir? Für uns zählt Erfolg bei allerhöchster Effizienz und beides haben wir mit unserer Konstellation der 40prozentigen Anteilseignerschaft an McLaren." Der Kauf des Sauber-Rennstalls sei jedoch ein "Bekenntnis zur Formel 1" und somit auch "gut für die Serie", erklärte Haug. Mit BMW werde man schon im kommenden Jahr rechnen müssen, fügte der Schwabe hinzu.

Eine klare Absage erteilte Norbert Haug auch an ein so genanntes "Farm-Team" oder Zweitteam. Dieses Thema würde es "nicht geben". Haug räumte jedoch ein: "Frühestens ab 2007 kann es ein Team geben, das auf gewissen Gebieten mit uns kooperiert und von uns Motoren least. Allerdings nur dann, wenn ein solches Projekt wirtschaftlich Sinn macht." Es würde keinen Sinn machen, ein "Kooperations-Team" zu gründen, welches das Hauptteam belastet. Wenn eine solche Zusammenarbeit in Frage kommen sollte, dann rein aus wirtschaftlichen Gründen, fügte Haug unmissverständlich hinzu.