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Der Große Preis von Brasilien hatte alles, wonach es einen Motorsport-Fan gelüstet: Einen spektakulären Startunfall, mehrere Überholmanöver, eine Safety-Car Phase und einen spannenden Re-Start mit noch mehr Überholmanövern.

Leider hätte man direkt danach in Runde drei oder vier schon die schwarz-weiß karierte Flagge schwenken können. Denn der Rest des drittletzten Saisonlaufs war alles andere als ein Thriller.

Da erscheint es kaum verwunderlich, dass die Kollegen im Media Center in Interlagos am Sonntag mehr über die Premiere der A1 Grand Prix Serie in Brands Hatch und deren spannenden Länderkampf diskutierten, als über die erste WM-Entscheidung in Südamerika.

Ganz anders war es auf der grünen Insel: Dort spielte die Formel 1 in Brands Hatch keine Rolle. Stattdessen standen hier aufregender Motorsport und die Fans im Vordergrund. Entsprechend bin ich mir nach dem A1GP-Debüt sicher, dass diese Rennserie ein Erfolg wird. Dafür wird Scheich Maktoum schon sorgen; und Bernie Ecclestone damit noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten...

Gib dem Nachwuchs eine Chance

Wer wie ich an diesem Sonntag gerade zwei abwechslungsreiche und actiongeladene A1GP-Rennen live aus der Premiere-Kommentatorenkabine erlebt hat, der ist danach beim Betrachten der Bilder aus Brasilien geradezu ernüchtert.

Alles andere als nüchtern waren die Teilnehmer von Fernandos WM-Party am Sonntagabend. Mit dem Spanier freute sich auch sein ehemaliger Minardi-Teamboss Paul Stoddart, für den Alonso 2001 seine erste F1-Saison absolvierte.

Da Stoddart bekanntlich keine Gelegenheit auslässt zu betonen, wie viele Fahrer Minardi in die F1 gebracht hat oder dass nun mit Fernando erstmals ein (Ex-)Minardi-Pilot Weltmeister geworden ist, beglückte er uns auch am Sonntag wieder mit einer entsprechend umfangreichen Ausführung zu diesem Thema.

Ein ganz anderes und wirklich bedeutendes Thema ist hingegen die Zukunft der einstigen Talent- sowie Pay Driver Schmiede Minardi. Während sich die einen darüber freuen, dass durch die Übernahme seitens Red Bull keine Bezahlfahrer mehr in die F1 kommen, fürchten die anderen darum, dass auch keine anderen Talente mehr den Sprung in die Königsklasse schaffen können - jedenfalls so lange sie nicht zum Red Bull Junior Team gehören.

Das ist einerseits zwar richtig, aber durch die Freitagstestregelung und die Wintertests sehe ich für die richtig guten Nachwuchsfahrer auch weiterhin genügend Spielraum bei anderen Teams eine Chance zu erhalten.

Die Formel 1 wird sich dadurch dennoch verändern. Denn Heikki Kovalainen wird Flavio Briatore nicht wie einst Fernando Alonso für ein Lehrjahr bei Minardi 'parken' können.

Gib dem Qualifying eine Chance

Eine Art Lehrstunde erhielten die Entscheidungsträger der Formel 1 am Samstag. Da debütierte das neue viergeteilte Qualifying-System der A1GP Serie. Und das hat es mir im Vergleich zum eher müden Einzel-Qualifying der so genannten Königsklasse sehr angetan. Selbst in der dritten und vierten Session herrschte hier noch elektrisierende Hochspannung.

Zur Erklärung: In der A1GP Serie wird das Qualifying in vier 15-minütige Session unterteilt, die jeweils von einer 10-minütigen Pause unterbrochen werden. In jeder der vier Sessions dürfen die Piloten nur eine gezeitete Runde fahren, von denen am Ende die beiden besten zu einer Gesamtzeit addiert werden.

In der Formel 1 bewegt man sich hingegen in Richtung eines KO-Qualifyings, welches ohne Addition und ohne Einrunden-Modus auskommen soll. Auch diese Variante verspricht auf dem Papier eine Verbesserung zum seit Jahren verschlimmbesserten Qualifying-Format. Aber das sich die Herren Teamchef endlich einmal auf ein sinnvolles Format einigen können, muss erfahrungsgemäß bezweifelt werden.

zu Sven's Kolumne zum A1GP-Debüt