Für Renault-Chefrenningenieur Pat Symonds ist der Titelkampf in diesem Jahr eine Frage der Zuverlässigkeit. Während die fehlende Standfestigkeit bei McLaren Kimi Räikkönen schon so gut wie den Fahrer-WM-Titel gekostet hat, könnten weitere Ausrutscher die Silbernen auch noch den Konstrukteurstitel kosten.

Eine Frage des Budgets ist der Titelgewinn aber anscheinend nicht. Denn Renault hat erwiesenermaßen ein niedrigeres Budget als einige der anderen Top-Teams. Flavio Briatore geht sogar davon aus, dass sein Budget 20% unter jenem von Toyota, Ferrari und McLaren liegt.

"Diese drei Teams haben mindestens 20% mehr Budgets zur Verfügung als wir", verriet Briatore dem Autosprint Magazin. "Aber ich beschwere mich nicht darüber. Im Gegenteil: Wenn Renault mir morgen 30 Millionen Dollar zusätzlich geben würde, wüsste ich nicht was ich damit anfangen sollte."

Von Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug erntet der Renault-Teamboss für diese Worte allerdings nur ein belustigtes Lächeln: "Wenn Flavio Briatore behauptet, 20 Prozent weniger Budget zu haben als wir, dann grinse ich und frage mich, wie er sich in unseren Büchern auskennen will", scherzte Haug in der SportBild. "Ich bin mir absolut sicher, dass Mercedes-Benz weniger Geld für den Motor ausgibt als die meisten Wettbewerber und trotzdem einen der besten und zuverlässigsten baut. Im ganzen Fahrerlager hat kein Team ein effizienteres F1-System als wir."

Eine Frage der Zuverlässigkeit?

Noch nicht hundertprozentig effizient war in diesem Jahr die Qualitätskontrolle der Silbernen. "Was die Zuverlässigkeit angeht, haben wir uns im Vergleich zum Vorjahr gesteigert", versucht Haug die vielen Probleme und Ausfälle mit den back-to-back Siegen in Barcelona und Monaco sowie Ungarn und der Türkei zu beschönigen. "Deshalb sollten wir nicht nur als die Unzuverlässigen dastehen. Bei Renault war es oft so, dass das zweite Auto die Unzuverlässigkeit getroffen hat. Bei uns traf es leider zu oft Kimis Autos. Das ist der Unterschied."

Für Flavio Briatore erklärt sich der Leistungsunterschied zwischen dem derzeit schnellsten Auto und dem momentan zweitschnellster, dafür aber zuverlässigeren, Auto durch eine Schwäche am Renault-Triebwerk. "Das ist unser größter Schwachpunkt", gibt er zu. "Unser Motor wiegt 15 kg mehr und hat 40PS weniger. Dennoch führen wir aber beide Meisterschaften an."

Die "Zuverlässigkeitskarte" hat sich also ausgezahlt. Norbert Haug gibt den Titelkampf, vor allem in der Teamwertung, aber noch lange nicht auf. Und er sieht die Saison 2005 nicht als ein großes Ärgernis an. "Ich glaube nicht, dass es eine Saison zum Ärgern war, sondern eine zum Freuen", verblüfft er. "Wenn wir uns selbst kritisieren, dann können wir sagen: Unsere Saison hat erst im Mai angefangen und nicht schon im März. Seit Mai hat keiner mehr Punkte gemacht als wir. Deshalb stimmt die Richtung. Unser Trend geht in die richtige Richtung. Und ob der Trend des derzeit in der WM Führenden in die richtige Richtung geht, das sei mal dahingestellt. Wir gewannen zuletzt achtmal, er dreimal - als wir Fehler machten."

Renault und Fernando Alonso machten diese Fehler allerdings nicht. Ist die WM also doch mehr eine Frage der Zuverlässigkeit als des Budgets? "Es stimmt nicht, dass man mit mehr Geld auch schneller ist", stimmt Briatore zu. "In diesem Jahr war es unser erklärtes Ziel Zweiter in der Fahrer-WM zu werden und unser Budget war daran angepasst." Am Sonntag könnte es trotzdem zum Gewinn des Fahrer-Titels reichen.