Der "Herr Doktor" Eddie Irvine beehrt die Formel 1 wieder in regelmäßigen Abständen. Er war in Barcelona. Er war in Monaco. Er war in Istanbul. Und auch in Monza. Angeblich soll er ja zu den Minardi-Interessenten gehören - sicher ist nur: Eddie Irvine gab der deutschen Zeitschrift Die Welt ein Interview - und präsentierte sich dabei bissig wie eh und je.

Im königlichen Park von Monza konnte Irvine aus nächster Nähe mit ansehen, wie sich sein Ex-Team Ferrari bis auf die Knochen blamierte. Dass mit Nicolas Tomabzis und James Allison zwei namhafte Aerodynamiker das rote Schiff verlassen haben, dass der F2005 erstmals von Aldo Costa gezeichnet und viel zu spät fertig wurde - all das wischt Irvine in dem Gespräch generös vom Tisch: "Es liegt alles an der miserablen Arbeit von Bridgestone. Gleichwohl hat sich Ferrari selbst in diesen Abgrund gestürzt. Sie wollten Bridgestone exklusiv für sich haben. Jetzt haben die anderen Teams Michelin zum besseren Reifen gemacht. Es ist eine Schande, dass die Formel 1 quasi zu einer Reifenweltmeisterschaft verkommen ist."

Eddie Irvine war zuletzt Dauergast in der F1., Foto: Sutton
Eddie Irvine war zuletzt Dauergast in der F1., Foto: Sutton

Dass Michael Schumacher das rote Schiff ebenfalls verlassen und in ein anderes Team wechseln könnte, glaubt Eddie Irvine nicht: "Michael ist Ferrari, und Ferrari ist Michael." Allerdings sollte der Siebenfachweltmeister darauf achten, rechtzeitig seinen Hut zu nehmen: "Um es klar zu sagen: Michael ist immer noch ein großartiger Fahrer. Aber er muss aufpassen, diesen Ruf nicht zu verspielen. Wenn Ferrari 2006 noch einmal so enttäuscht, ist Michael ein gestürzter Held. Ich würde an seiner Stelle über den Winter genau den Ferrari- und Bridgestone-Leuten auf die Finger schauen - und zurücktreten, wenn nicht alles 100prozentig läuft." Zwar sei Schumacher immer noch "bei der Sache", er sei aber dennoch 36 Jahre alt - in einem Zweikampf mit gleichem Material würde Schumacher mittlerweile gegen die Jungen, wie Räikkönen oder Fernando Alonso, den Kürzeren ziehen, ist Eddie Irvine überzeugt.

An dem spanischen WM-Leader imponiert Irvine, wie vielen, dessen Coolness. Dem anderen jungen Mann im Fahrerlager, dem mitunter sogar kühlschrankartige Coolness attestiert wird, kann Eddie Irvine nicht so viel abgewinnen: "Alle loben Kimi Räikkönen für seine großen Aufholjagden - aber manchmal kommt er mir vor wie ein trauriger Don Quixote, der vom Kampf gegen die vielen Windmühlen ganz müde ist. Ich frage Sie: Wie kann es sein, dass Kimi andauernd durch die Technik zurückgeworfen wird und der Silberpfeil seines Teamkollegen Montoya meist einwandfrei läuft?" Zwar sei Fakt, dass McLaren-Mercedes "ein Zuverlässigkeitsproblem" habe, aber: "Ich glaube nicht an die Vielzahl der Zufälle. Ein aggressiver Fahrstil kann auch Defekten Vorschub leisten." Andere wiederum behaupten, dass in der modernen Formel 1, in der Welt des Motormappings und der Traction Control, so etwas wie ein eigener Fahrstil gar nicht mehr möglich sei...