Wenn Ferrari nicht gewinnt, dann bleiben auch im altehrwürdigen Autodromo Nazionale di Monza einige Tribünenplätze leer. Das ist aber nicht die einzige Lehre, die wir aus dem Italien GP ziehen konnten.

Die Lehre von den M's

Monza und Monaco. Die zwei Extreme der Formel 1-Aerodynamik. Denn bis auf den Anfangsbuchstaben haben die beiden Klassiker des GP-Kalenders nicht viel gemeinsam. In den engen und winkligen Straßenschluchten von Monaco packen die Teams jeden nur erdenklichen Flügel in mehrfacher Ausführung auf die Autos, um damit mehr Abtrieb zu generieren.

Was bei den Autos fehlte, wurde den Grid Girls auf den Kopf gesetzt., Foto: Sutton
Was bei den Autos fehlte, wurde den Grid Girls auf den Kopf gesetzt., Foto: Sutton

In Monza gehen sie hingegen genau den umgekehrten Weg: All die Zusatzflügel, Winglets, Airbox-Wings, Horn-Wings und sonstigen aerodynamischen Anbauteile werden abrasiert und die Autos kehren zu einer weniger beflügelten Grundform mit so wenig Downforce wie möglich zurück. So rund und schön könnten sie also immer aussehen...

Die Lehre von den Kids

Während Michael Schumacher den F1-Paddock von seinen beiden Kindern so weit weg wie nur irgendwie möglich hält, ist Sebastien Montoya ein Stammgast bei McLaren Mercedes. In der Donnerstags-Pressekonferenz kam nun die Frage auf, ob und wenn ja wann die F1-Väter ihre Sprösslinge in ein Kart setzen würden?

Wenig Interesse in diese Richtung verspürten Michael Schumacher und Jarno Trulli, der seinen kleinen Enzo lieber schwimmen oder Tennis spielen sehen würde. Ähnliche Sportarten legten auch Johnny Ceccotto und Keke Rosberg ihren mittlerweile in der Formel BMW ADAC sowie der GP2 aktiven Söhnen nahe. "Mein Vater sagte immer, dass ich Golf oder Tennis spielen sollte", verriet uns Johnny Junior. "Das war bei mir ähnlich", stimmte ihm Nico zu. "Meine Mutter sagte immer, ich solle Tennis spielen." Jarno sei also gesagt: Geholfen hat es bei beiden nichts.

Die Lehre vom Rundengeiz

Nur selten gab es im Freien Training ein Auto zu sehen., Foto: Sutton
Nur selten gab es im Freien Training ein Auto zu sehen., Foto: Sutton

Rundengeiz bedeutet normalerweise, dass die Freitagstester viele Runden drehen und die Stammfahrer in den Freien Trainings nur eine Handvoll Umläufen absolvieren. Rundengeiz II bedeutet seit diesem Wochenende, dass in der Woche vor dem Rennen vor Ort getestet wurde und somit nur noch die Testfahrer ihre Runden drehen. Die Stammpiloten stehen hingegen in der Box und am Kommandostand und schonen ihre Motoren mehr denn je. So manchen Finnen schützt aber auch diese Sparsamkeit nicht vor einem Motorwechsel.

Die Lehre von den Naturforschern

Trotz des Rundengeizes boten die Freien Trainings eine sportliche Höchstleistung: Knapp 20 Minuten vor dem Ende der ersten Trainingsstunde kam es am Freitag zu einem spektakulären Zwischenfall. Ein Eichhörnchen stürmte auf die Strecke, sprang aus dem Stand auf die Leitplanke, überflog förmlich die Distanz bis zum Fangzaun dahinter und verschwand dann im Dickicht des königlichen Parks von Monza. Gefahr überfahren zu werden lief das possierliche Tierchen nicht: Es war ja niemand auf der Strecke...

Die Lehre von den Parallelen

Quick Nick gab es nur am Freitag zu sehen., Foto: Sutton
Quick Nick gab es nur am Freitag zu sehen., Foto: Sutton

Der Samstag schien der Tag der Parallelen zu sein. Zuerst musste Nick Heidfeld aufgrund der Nachwirkungen seines Testunfalls den Grand Prix absagen. Für ihn sprang Testfahrer Antonio Pizzonia ein. Vor zwei Jahren gab es bei Williams ein ähnliches Bild. Damals musste Ralf Schumacher nach einem Testunfall am Samstagmorgen aufgeben. Für ihn sprang Testfahrer Marc Gené ein.

Die zweite Parallele betraf die Leistung von Ferrari. Nach einem unauffälligen Freitag mit einem Unfall von Michael Schumacher, überraschte der Deutsche im 3. Freien Training mit Platz 2. Die gleiche Platzierung hatte er auch im 3. Training des Ungarn GP belegt. Beide Male landete er hinter dem Finnen Kimi Räikkönen. Im Qualifying konnte er seine Ungarn-Pole allerdings nicht reproduzieren. Auch die italienischen Parallelen haben also irgendwo ein Ende.

Die Lehre vom Tabak

Bis ins Jahr 2011 wird Philip Morris das Ferrari Team unterstützen. Allerdings werden die Marlboro-Logos nur in den nicht europäischen Ländern, in denen Tabakwerbung noch erlaubt ist, auf den roten Boliden prangen. Bei allen anderen Rennen werde man die Scuderia aber dennoch unterstützen. So viel zum Nutzen eines Tabakwerbeverbotes...

Die Lehre vom Piepen

Ralf im Kiesbett: Hat es nicht gepiept?, Foto: Sutton
Ralf im Kiesbett: Hat es nicht gepiept?, Foto: Sutton

Was haben wir in dieser Saison nicht schon alles über die Akustik der Formel 1 gelernt? Beispielsweise dass David Coulthard in einem Grand Prix ein Problem mit der akustischen Gangwechselanzeige hatte und er sich aufgrund des fehlenden Piepens verschaltete.

Unsere Kollegin Tanja Bauer entlockte Ralf Schumacher nun, was seine Ehefrau Cora meinte, als sie in einem Interview offen sagte: "Ralf hat manchmal schon Probleme mit dem Einparken." Damit bezog sie sich auf Ralfs erste Ausfahrt in einem Toyota-Dienstwagen, der leider keine Einparkhilfe und somit kein Piepen vorzuweisen hatte. Wie Kollege DC in seinem RB1 hatte sich Ralf aber auch in seinem Lexus auf ein solches Piepen eingestellt, was am Ende mit einem rückwärtigen Knall an der Mauer belohnt wurde.

Sie haben das schnellste Paket und die fragwürdigste Kleidung., Foto: Sutton
Sie haben das schnellste Paket und die fragwürdigste Kleidung., Foto: Sutton

Das darf natürlich ebenso einmal passieren, wie eine kleine Bordsteinrumpelei des Kerpeners während der Premiere-Filmaufnahmen zu diesem Beitrag. Aber wir sind ja schon ruhig, schließlich legten wir unseren linken Außenspiegel am GP-Freitag auch aerodynamisch vorteilhaft an. Wenn Michael Schumacher mit zwei verschieden hohen Außenspiegeln fahren darf, sollte ein solches Einklappen genauso erlaubt sein - und gepiept hat es auch nicht...

Die Lehre vom Paket

Seit dem vierten Saisonrennen in Imola sprechen die so genannten Experten und Fernando Alonso davon, dass der McLaren Mercedes das schnellste Auto im Feld ist. Warum also liegt das Team mit dem schnellsten Auto des Feldes nach 15 von 19 Rennen in keiner der beiden WM-Wertungen in Front? Die anschauliche Antwort lieferten der Samstag und Sonntag in Monza: Wer einen Motorwechsel, einen Reifenschaden und einen angeschlagenen Reifen erleidet, der kann im Kampf um die WM nicht ganz oben stehen. Was lernen wir daraus? Der Unterschied zwischen dem schnellsten und dem besten Paket ist die berüchtigte Zuverlässigkeit.