Auch wenn das Duell der beiden Titelkandidaten Fernando Alonso und Kimi Räikkönen durch einen Reifenschaden beim Finnen zu Gunsten des Spaniers entschieden wurde, erlebten die nicht ganz so zahlreich wie in den Vorjahren erschienen Tifosi ein dramatisches Finish.

Denn wie bei Räikkönen gab es auch bei Montoya in den Schlussrunden Auflösungserscheinungen am linken Hinterreifen, weswegen der Kolumbianer seinen Silberpfeil bei seinem zweiten McLaren-Sieg geradezu ins Ziel tragen musste.

Der Start Trotz der Angst vor der ersten respektive zweiten Schikane erlebten wir einen recht gesitteten Start in den Großen Preis von Italien. An der Spitze behielt Juan Pablo Montoya problemlos die Oberhand gegen den Raketenstarter Fernando Alonso. Dahinter erwischte Jarno Trulli einen bescheidenen Start, in dessen Folge er gleich von beiden Ferrari überholt wurde. Den einzigen Crash gab es derweil ganz am Ende des Feldes, wo Christijan Albers und Narain Karthikeyan kollidierten. David Coulthard und Mark Webber mussten nach einem Ausritt über die Kerbs ebenfalls einen kurzen Boxenstopp einlegen.

Die Überholmanöver Während Jacques Villeneuve direkt am Start zwei Plätze gutmachte und noch vor Kimi Räikkönen in die erste Kurve einbog, erfolgten die nächsten und für lange Zeit einzigen Überholmanöver des Italien GP ebenfalls im Laufe der ersten Runde. Das Opfer war Jarno Trulli, der von Sato, Barrichello und Schumacher überholt wurde. Der Deutsche ließ ihn später aus Sicherheitsgründen allerdings wieder vorbei, da er Trulli mit einem leichten Abstecher durch die Schikane kassiert hatte. Auf die gleiche Art und Weise überholte Kimi Räikkönen Fernando Alonso nach dessen Boxenstopp. Und obwohl auch der Spanier die erste Schikane abkürzte, ließ der Finne ihn vorbei, um ihn nur wenig später vor der 2. Schikane erneut zu überholen und auf und davon zu ziehen.

Die Zwischenfälle Gerade als Kimi Räikkönens Einstopp-Strategie ihm tatsächlich die Möglichkeit auf einen unerwarteten Sieg zu verschaffen schien, erwischte der Defektteufel wieder einmal den Ice Man: Sein linker Michelin-Hinterreifen zeigte starke Auflösungserscheinungen. Nach dem notwendigen Boxenstopp landete er wieder hinter einem alten Bekannten aus der Anfangsphase des Rennens: Jacques Villeneuve. Acht Runden vor Schluss hatte sich Kimi dann schon wieder bis auf Rang vier nach vorne gearbeitet. Durch einen Dreher in der zweiten Schikane verlor er diesen zwar kurzfristig an Jarno Trulli, eroberte ihn aber zwei Runden später wieder zurück.

Die Boxenstopps Einzig und allein Kimi Räikkönen setzte auf eine Einstopp-Strategie und verlieh damit seiner Pole-Runde vom Vortag einen ganz besonderen Ruhm. Alle anderen Piloten setzen auf eine Zweistopp-Strategie. Richtig eng ging es ausgangs der Boxengasse zwischen Mark Webber und Takuma Sato zu, die nebeneinander aus der Box fuhren.

Die Reifen Abseits der Startkollision zwischen Albers und Karthikeyan gab es zwei Reifenwechsel: Einen bei Kimi Räikkönen, dessen linker Hinterreifen sich auflöste, und einen bei Bridgestone und Rubens Barrichello. Juan Pablo Montoya rettete sich hingegen mit einem Reifenschaden hinten links bis ins Ziel.

Die Ausfälle Die Material mordende Motorenstrecke von Monza forderte heute kein einziges Opfer: Alle 20 Piloten sahen die schwarz-weiß karierte Zielflagge.

Das Mittelfeld Entsprechend dicht gedrängt präsentiert sich die Ergebnisliste am Ende des Feldes. Die letzten vier Ränge gingen wie üblich an ein schwarz-gelb gemischtes Quartett bestehend aus Karthikeyan, Albers, Doornbos und Monteiro. Damit behielt der einzige neue EJ15B die Oberhand gegenüber den beiden Minardi. Davor reihte sich Takuma Sato ein, dessen Rennen durch einen problematischen Tankstopp zerstört wurde. Die Ränge 11 bis 15 belegten Villeneuve, Barrichello, Klien, Webber und Coulthard. Knapp an den Punkterängen gescheitert sind hingegen Felipe Massa auf Rang neun und Michael Schumacher auf Platz zehn. Damit blieb die Scuderia bei ihrem Heimspiel ohne jeglichen WM-Zähler.

Die Punkteränge Immerhin einen WM-Punkt darf Jenson Button für seine Fahrt auf Rang acht mitnehmen. Antonio Pizzonia schlich sich ebenfalls heimlich, still und leise von hinten durch das Feld und ergatterte bei seinem Ersatzeinsatz für Nick Heidfeld zwei Pünktchen. Die Ränge fünf und sechs gingen derweil an die zwei Toyota-Mannen Jarno Trulli und Ralf Schumacher. Der letzte Nicht-Podestplatz gehörte dem mehrfachen Pechvogel Kimi Räikkönen, der ohne seinen Reifenschaden sogar eine Siegchance gehabt hätte.

Das Podium Mit Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella durften diesmal beide Renault-Piloten auf das Treppchen klettern. Angesichts der zurückhaltenden Taktik der Gelb-Blauen darf dies als Erfolg gewertet werden.

Der Sieger Juan Pablo Montoyas zweiter Saisonsieg hatte von allem etwas: Ein bisschen Dominanz, ein wenig Glück, eine Prise Dramatik und am Ende jede Menge Erleichterung und Freude. Abgesehen von seinem Teamkollegen hätte ihm heute niemand den Triumph streitig machen können.

Die Stimmen

Juan Pablo Montoya, Sieger: Zu Beginn war es recht hart. Mein Start war recht gut und ich wusste, dass ich schneller als Fernando war. Aber er blieb mir zuerst auf den Fersen. Ich wollte deswegen aber nicht immer am Limit fahren. Gegen Ende des Rennens hatte ich dann aber schon Angst, dass ich den Grip verlieren könnte. Ich konnte nicht mehr ans Limit gehen und versuchte vorsichtig zu fahren. Da das Rennen nicht mehr so lange dauerte, konnte ich das Risiko einschätzen und es schaffen.

Fernando Alonso, 2. Platz: Nach den Boxenstopps konnte ich das Rennen locker angehen. Das Team hat mich über Juans Reifenproblem informiert. Deshalb habe ich den Druck erhöht, aber es war zu spät. Wir können dennoch mit dem zweiten Platz sehr gut leben. Schließlich war es unser Ziel auf dem Podium zu stehen.

Giancarlo Fisichella, 3. Platz: Im Qualifying habe ich einen Fehler gemacht und dadurch einige Startplätze verschenkt. Es hätte heute also besser gehen können. Die Balance des Autos stimmte dennoch und wir hatten keinerlei Probleme bei den Boxenstopps. Ich bin mit dem dritten Platz zufrieden.

Die WM-Wertungen Aus 24 WM-Punkten Vorsprung wurden nach dem Italien GP ganze 27 Zähler. Für Fernando Alonso hätte das Rennen in Monza also kaum besser verlaufen können. Kimi Räikkönen steht bei nur noch 40 zu vergebenden Punkten in den letzten vier Rennen eine immer schwierigere Aufgabe ins Haus.

Aber auch der Kampf um den dritten Platz der Fahrerwertung ist noch einmal entbrannt: Juan Pablo Montoya fehlen nach seinem Sieg und der Nullrunde von Michael Schumacher nur noch fünf Punkte zum dritten Rang.

Beim Stand von 144:136 fehlen McLaren Mercedes in der Konstrukteurswertung nur noch acht Zähler zum ersehnten Titelgewinn. Hier bleibt die WM-Entscheidung also auch in den kommenden Wochen noch richtig spannend.

Ebenso sieht es beim Kampf um Rang drei der Team-Wertung aus. Auch hier liegt Toyota mit 78 Punkten nur noch acht Zähler hinter der Scuderia Ferrari.