MotoGP-Champion Valentino Rossi, der "Doktor" mit der Startnummer 46, der übrigens tatsächlich von seiner Heimatstadt Urbino ein Ehrendoktorat für Kommunikation verliehen erhielt, erzählt in einem Gespräch mit der italienischen Zeitung La Repubblica über seinen letzten Formel 1-Test auf dem Ferrari-Gelände in Fiorano, Anfang August. Die niemals enden wollenden Gerüchte, er könnte nach Ablauf seines Yamaha-Vertrags Ende 2006 zu Ferrari in die Formel 1 wechseln, zerstreut Rossi wieder einmal: "Ferrari hat mich eingeladen, einen Test abzuhalten, und da ich Zeit hatte, nahm ich an. Aber es gibt keinen Grund, über einen Wechsel in der Zukunft zu spekulieren. Nicht ich habe um den Test gebeten, sie haben mich angerufen - und ich kann so eine Gelegenheit nicht ungenützt verstreichen lassen."

Rossi erinnert sich an den Zweitagestest und beweist eindrucksvoll, dass er sein Kommunikationsdoktorat nicht umsonst bekommen hat - er stellt sich die Fragen gleich einmal selbst: "Es ist immer ein großartiges Gefühl. Und für Ferrari war es interessant zu sehen, ob ich tatsächlich auch in einem Auto schnell sein kann. Ob Ferrari daraus in punkto Marketing einen Vorteil bezieht? So etwas braucht Ferrari nicht. Warum ich nicht mit meinem eigenen Helm gefahren bin? Ganz einfach - weil sie mir gesagt haben, dass ich tragen müsste, was sie mir zur Verfügung stellen. Ich trug einen Helm, der vom Typ her dem von Michael Schumacher gleicht, allerdings mit ein paar Modifikationen - am Ende saß er perfekt."

Der Zweitagetest war bekanntlich nicht sein erster - und er wurde auf höchst professionellem Niveau durchgeführt. Rossi: "Diesmal habe ich viel mehr Kilometer zurückgelegt. Ich würde zwar nicht sagen, dass ich wieder bei Null beginnen musste - aber es war zunächst hart, sich wieder auf alles einzustellen. Doch dann verbesserten sich die Dinge zunehmend über die zwei Tage hinweg. Die Ferrari-Ingenieure behandelten mich wie einen echten Testfahrer, sie haben auch die Daten abgesaugt. Sie änderten das Set Up immer wieder ein wenig und sie wollten stets, dass ich ihnen sage, wie sich das Auto verhält und was sich verändert hat. Oft habe ich die Lage richtig eingeschätzt."

Eine Erkenntnis hat Valentino Rossi, der nicht mit zwei, sondern mit vier Rädern (Kartsport, mit 11 gewann er die nationale Kartmeisterschaft, neun Saisonsiege!) seine Motorsportkarriere begonnen hat, auch erlangt: "Ich habe verstanden, dass es bei den Autos fundamental ist, das richtige Set Up zu finden. Im Motorradsport kann der Fahrer sehr viel ausgleichen, wenn das Set Up nicht hundertprozentig passt. Bei den Autos ist das weniger der Fall."

Über Rundenzeiten wollte der 27jährige Mehrfachweltmeister nicht sprechen: "Ich kann darüber nichts sagen, weil das Ferrari nicht möchte. Aber wenn man meine Fortschritte in Betracht zieht, würde ich sagen, dass die Rundenzeiten fein waren. Daher kann ich sagen: Jawohl, ich könnte auch in der Formel 1 schnell sein."

Dass er 2007 als Ferrari-Tester anheuert, schließt Rossi zwar aus - aber weitere Tests würden ihn ganz und gar nicht stören, allerdings: "Wenn man wirklich wissen will, ob ich tatsächlich auch in der Formel 1 konkurrenzfähig sein würde, müsste ich auch auf anspruchsvolleren Strecke als jener in Fiorano fahren. Beispielsweise in Mugello oder in Barcelona. Auch wenn ich über Streckenkenntnisse verfügen würde, wäre das kein Vorteil für mich. Denn die Formel 1 ist eine ganz andere Erfahrung."