Kimi Räikkönen ficht einen dramatischen Kampf. Der "Iceman" feiert einen überlegenen Sieg - in der WM-Tabelle aber geht es nur im Schneckentempo voran. Ganze zwei WM-Zähler konnte Räikkönen vom Vorsprung des WM-Leaders Fernando Alonso abknabbern, da der als Zweiter über die Ziellinie fuhr. 24 Punkte beträgt der Vorsprung des Spaniers immer noch - bei nur mehr fünf zu fahrenden Läufen. Würde Räikkönen all diese Rennen für sich entscheiden, würde er deshalb noch lange nicht der neue Weltmeister sein. Der McLaren-Pilot ist abhängig davon, ob Defekthexe oder Performanceknick auch bei Alonso zuschlagen.

Und so hat jeder der Beteiligten seine eigene Zielsetzung. McLaren-Boss Ron Dennis gegenüber Autosport-Atlas: "Wir haben keinen Einfluss auf die Performance eines anderen Teams. Unser Ziel ist es, unser Bestmögliches zu tun." Und McLaren-CEO Martin Whitmarsh fügt hinzu: "Wir hatten hier ganz klar das stärkste Paket. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht in allen verbleibenden Rennen einen Doppelsieg feiern könnten."

Ron Dennis sagt aber auch: "Unser Anliegen ist die Konstrukteursweltmeisterschaft - und das ist ein realistisches Ziel." Tatsächlich liegen die Silbernen nur noch neun Zähler hinter den Gelb-Blauen. Hat man die Fahrer-WM angesichts des 24 Punkte-Rückstands bereits abgehakt? Whitmarsh winkt ab: "Wir haben bei den Fahrern noch nicht aufgegeben. Wir haben noch fünf Rennen, wer weiß?" Und auch Ron Dennis fügt hinzu: "Wir sind immer noch darauf fokussiert, unseren Piloten das bestmögliche Material zum Gewinn der Fahrer-WM zur Verfügung zu stellen." Und: "Hoffentlich können wir Renault in ein paar Fehler treiben - und wenn uns das gelingt, wer weiß? Wir könnten dann die Möglichkeit haben, auch um die Fahrer-WM zu kämpfen."

Fünf Siege konnte Räikkönen bislang einfahren, Fernando Alonso stand sechsmal ganz oben auf dem Podium. Den Ausschlag geben die Nullrunden, die Ausfälle. Und da hatte Räikkönen öfter das Nachsehen als Alonso. Selbst wenn Räikkönen am Ende zehn Siege am Konto hätte, könnte Alonso mit zweiten und dritten Plätzen Weltmeister werden. Für Renault-Teamchef Flavio Briatore ist das kein Problem: "Wir hatten einen starken Saisonbeginn. McLaren ist im zweiten Teil der Saison stark. Aber Punkte sind Punkte und wir sind immer noch vorne."

Briatore erklärt sein Konzept für das Saisonfinale: "Fernando ist immer noch 24 Punkte vor Räikkönen - und wir kämpfen nicht um Siege, sondern um die Weltmeisterschaft." Zudem wäre Monza eine "bessere Strecke für Renault". Und in Brasilien wolle man einen "big step in the car" haben, es wird also bis zum bitteren Ende aufgerüstet, auf beiden Seiten. Briatore ist jedenfalls "nicht besorgt". Und das betreffe nicht nur die Fahrer-WM, gibt sich der Italiener zuversichtlich. Auch wenn das Siegen derzeit schwierig sei - ein Gewinn beider Meisterschaften sei im Bereich des Möglichen, findet Flavio Briatore.