Nach einer kurzen Sommerpause startet die Formel 1 am 21. August zu einem Premierenrennen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Königsklasse wird der Große Preis der Türkei ausgetragen. Das Rennen auf dem neu geschaffenen Istanbul Otodrom, gelegen auf der asiatischen Seite der Millionen-Metropole am Bosporus, wird der 14. von 19 WM-Läufen der Saison 2005.

Zwar hat das BMW Williams Team in den zweieinhalb Wochen nach dem Großen Preis von Ungarn auf Testfahrten verzichtet, aber in den Fabriken und vor allem im Windkanal in Grove wurde mit ungebremstem Tempo weitergearbeitet. In Istanbul wird der FW27 in erneut weiterentwickelter Version antreten.

Eine neue Rennstrecke bedeutet für die Teams stets eine besondere Herausforderung. Während WilliamsF1 sich mit modernster Simulationstechnik darauf einstellt, richtet sich Motorenpartner BMW vor allem auf eines ein: das zweite Hitzerennen in Folge mit denselben Motoren.

Nick Heidfeld:
Ich freue mich aus zwei Gründen sehr auf den ersten Großen Preis der Türkei. Zum einen, weil ich noch nie in der Türkei war und entsprechend neugierig bin. Neue Länder kennen zu lernen, finde ich immer extrem interessant. Das ist einer der besten Aspekte am Beruf des Formel-1-Rennfahrers. Zum anderen freue ich mich ganz speziell auf die Rennstrecke. Es gibt kaum etwas Aufregenderes für einen Fahrer, als auf einem neuen Kurs anzutreten. Nach allem, was man so hört, soll er sehr interessant sein, vor allem viele Steigungen und Gefälle haben. Alle Strecken mit großen Höhenunterschieden, die ich bisher kenne, gefallen mir ausgesprochen gut. Klar ist, dass wir mit Hitze rechnen müssen, aber damit habe ich bisher noch nie Probleme gehabt. Ansonsten sind die Vorbereitungsmöglichkeiten auf eine Rennstrecke, von der es noch keine echten Formel-1-Daten gibt, natürlich eingeschränkt. Vorläufig habe ich mir das Playstation-Spiel gekauft, aber vor dem Grand Prix werde ich mich auch noch mal mit unserem Simulator in Grove befassen.

Mark Webber:
Obwohl wir in diesem Jahr viele Rennen haben, freue ich mich doch, dass auch wieder eine neue Strecke dabei ist. Wir fahren nicht oft auf neuen Kursen, die auch für die Fahrer eine Herausforderung sind. Ich denke, der Parcours in Istanbul wird genau das sein. Ich war Anfang 2004 zur Besichtigung dort. Obwohl die Baustelle damals noch nicht sehr weit gediehen war, hatte ich den Eindruck, dass dort ein großartiger Formel-1-Kurs entstehen kann. Anscheinend gibt es viele langsame Kurven mit langen Geraden dazwischen. Man wird sehen, ob das gute Überholmöglichkeiten ergibt. Die Verantwortlichen haben sich sehr bemüht, um die Formel 1 in die Türkei zu bringen. Ich hoffe, die Türken stehen hinter dieser Veranstaltung. Wir wollen ihnen und dem Rest der Welt eine gute Show bieten. Nachdem Nick und ich im zurückliegenden Rennen in Budapest Punkte gesammelt haben, hoffe ich, dass wir in Istanbul weitere Fortschritte machen und auch noch mal einen Podiumsplatz einfahren, ehe die Saison vorbei ist.

Sam Michael, Technischer Direktor Williams:
Ungeachtet der Sommerpause nach dem Großen Preis von Ungarn wurde in Grove intensiv an weiteren Verbesserungen und neuen Komponenten für den FW27 gearbeitet. Im zurückliegenden Rennen war ein Fortschritt erkennbar. Diesen Trend wollen wir in der Türkei fortsetzen. Die Rennstrecke in Istanbul ist für uns Neuland, aber wir können dennoch einige Informationen in der Simulation auswerten. Dank dieser Möglichkeiten können wir Voraussagen treffen bezüglich der Fahrzeugabstimmung, Abtriebsniveau, Bremsenbeanspruchung, Kühlung und Reifenmischungen. Wir rechnen mit Außentemperaturen bis zu 40 Grad Celsius. Bei wolkenlosem Himmel dürfte die Asphalttemperatur dann auf etwa 55 Grad ansteigen. Was die Rennstrategie und Überholmöglichkeiten betrifft, ist der Einsatz in Istanbul sowohl für die Ingenieure als auch für die Fahrer eine neue Herausforderung.

Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
Turnusmäßig treten wir in Istanbul mit denselben BMW P84/5 Motoren an, die bereits in Budapest im Einsatz waren. Wir müssen also von zwei Hitzerennen in Folge ausgehen. Dies bedeutet extreme Anforderungen an die Standfestigkeit. Zumal die Strecke einige Steigungen aufweist. Aller Voraussicht nach werden wir wie in Ungarn auch beim Großen Preis der Türkei mit maximalen Kühllufteinlässen arbeiten. Wir freuen uns sehr auf dieses erste Formel-1-Rennen in der Türkei und auf die Metropole am Bosporus. Ein neuer Grand Prix ist mehr als nur ein zusätzliches Rennen. Er bedeutet auch neue Märkte und Chancen und damit ein Stück Zukunftssicherung für die Formel 1.