Immer wenn die F1-Stars in diesem Jahr außerhalb von Indianapolis in einem Grid Aufstellung bezogen, hatten sie 19 Konkurrenten zu besiegen. An allererster Stelle stand dabei nicht nur sprichwörtlich der Teamkollege. Schließlich hat dieser die gleiche Ausgangsposition, das gleiche Material und die gleichen Chancen. Jedenfalls theoretisch...

Die Pechvögel & der Glückspilz

Sie gehören zu den bestplatzierten Piloten der Fahrerwertung und ihre Teams führen die Konstrukteurswertung überlegen an. Dennoch haftet drei der vier Top-Piloten von Renault und McLaren der Nimbus des Pechvogels an.

So zum Beispiel Juan Pablo Montoya, der seine Saison mit einem kleinen Tief begann, welches nicht nur einige Fehler mit sich brachte, sondern auch in einem angeblichen 'Tennis-Unfall' gipfelte. Während auch heute noch nicht klar ist, ob der heißblütige Kolumbianer über eine kleine gelbe Filzkugel oder eine lächerliche kleine Ausrede stolperte, steht zumindest eines fest: Sollte er sich tatsächlich die Schulter bei einem Tennis-Unfall verletzt haben, so gebührt ihm der Titel des Pechvogels wahrlich zurecht.

Es gibt immer einen noch größeren Fisch..., Foto: Sutton
Es gibt immer einen noch größeren Fisch..., Foto: Sutton

Aber auch nach seiner Genesung kam der Südamerikaner nicht sofort wieder in Tritt. Erst in Nordamerika schaffte er es die erwarteten Leistungen zu zeigen, wobei er hier noch durch diverse Probleme wie schwarze Flaggen und Reifenaffären vom Siegen abgehalten wurde. Dies konnte er erst in Silverstone nachholen, bevor ihn in Ungarn wiederum das Pech einholte.

Dieses scheint auch Kimi Räikkönen gepachtet zu haben. Und zwar obwohl er zu Saisonbeginn klar die Oberhand gegen Montoya behielt. Aber Defekte an der Antriebswelle, den Reifen, dem Motor sowie dem Motorumfeld sorgten für viel Verdruss beim coolen Finnen.

Eine Mischung aus dem Pech der beiden McLaren-Piloten erlebte der Auftaktsieger Giancarlo Fisichella, dessen Saison in Melbourne traumhaft begann und danach immer alptraumhafter wurde. Unfälle, Kollisionen, Fehler, Defekte und Boxenstopp-Probleme häuften sich en masse und Fisicos Wunsch nach etwas mehr "Glück" wurde zu einem vierzehntäglichen bis wöchentlichen Dauerthema.

Nichts von alledem erlebte Fernando Alonso. Unter den vier Fahrern der beiden Top-Teams ist der Spanier der einzige, der nicht in die Kategorie Pechvögel einzuordnen ist. Ganz im Gegenteil: Abgesehen von einem Fahrfehler in Kanada und einem Qualifying-Fehler in Ungarn, wo sein Auto aber ohnehin nicht konkurrenzfähig genug war, erlebte der Mann aus Oviedo eine beispielhafte Saison voller Höhen. Nicht umsonst führt er derzeit die Fahrerwertung mit 26 WM-Zählern Vorsprung an und gilt er als Topfavorit auf den Titelgewinn. Was Alonso übrigens zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten machen würde. Und obwohl er sich dies natürlich hart erarbeitet hat, darf man ihn angesichts der unzähligen Probleme seiner Rivalen - und zu denen muss auch und vor allem sein Teampartner Fisichella gezählt werden - als echten Glückspilz bezeichnen.

Klare Verhältnisse

Etwas anders gestalten sich die Teamduelle bei den besten Verfolgern der zwei Spitzenrennställe. Etwa bei der Scuderia Ferrari. Denn obwohl die Roten im Gesamtzusammenhang nicht mehr dort stehen, wo sie in den letzten Jahren standen, ist Teamintern alles beim Alten geblieben: Michael Schumacher ist die klare Nummer 1 vor Rubens Barrichello.

Nur noch in diesem Jahr ein Paar: Rubens & Michael., Foto: Sutton
Nur noch in diesem Jahr ein Paar: Rubens & Michael., Foto: Sutton

Eine beinahe ähnlich deutliche Sprache sprechen die Qualifying-Duelle bei Toyota. Dort ist allerdings nicht der Fahrer mit dem Namen Schumacher der Dominator. Stattdessen beherrscht der so genannte Super-Qualifyer Jarno Trulli seinen deutschen Teampartner unter Qualifying-Bedingungen beinahe nach Belieben. Und obwohl Ralf im Rennen meistens näher an seinem Teamkollegen dran ist und zuletzt öfter respektive mehr punkten konnte als der Italiener, hing dies vor allem mit dem Pech des Ex-Renault-Fahrers zusammen, dem eine Mischung aus Strategie-Fehlern, Technikproblemen und sonstigen Unwegbarkeiten einen Strich durch die weiß-rote Rechnung machten.

Eine ebenso klar ersichtliche Überlegenheit herrscht in dieser Saison in Brackley vor. Dort kommt Jenson Button eindeutig besser mit dem weniger konkurrenzfähigen 007 zurecht als sein japanischer Teampartner Takuma Sato, der im letzten Jahr noch für einige Überraschungen sorgen konnte. Damals gehörte der 006 allerdings auch zu den besten Autos im Feld - jedenfalls hinter den beiden roten F2004. In dieser Saison bekommt der Japaner jedoch noch nicht so recht die vier Michelin-Walzen auf den Boden.

Rest of the Best

Relativ ausgeglichen präsentieren sich die Teamduelle bei BMW-Williams, Sauber und Red Bull Racing. Während Nick Heidfeld bei den Weiß-Blauen vor allem dank seiner starken Rennresultate zu glänzen wusste, wird seinem australischen Teampartner Mark Webber immer gerne eine außerordentliche Qualifying-Stärke nachgesagt. Diese besitzt der Mann aus Downunder auch zweifellos, allerdings war Quick Nick in dieser Saison sehr viel näher dran, als ihm dies viele zutrauten.

Bei Sauber erlebte Jacques Villeneuve einen klassischen Fehlstart, von welchem er sich erst im Laufe des Jahres erholte. Seitdem ist Felipe Massa zwar immer noch schneller als der Kanadier, fällt der Unterschied aber nicht mehr so stark ins Gewicht respektive auf.

Schon jetzt kein dynamisches Duo mehr: Pat & Christijan., Foto: Sutton
Schon jetzt kein dynamisches Duo mehr: Pat & Christijan., Foto: Sutton

Schwierig zu bewerten ist die Situation bei den Cockpit-Sharing betreibenden roten Bullen. Während David Coulthard in seiner neuen Rolle als Uncle David aufzublühen scheint, wusste von den beiden Jungspunden Christian Klien und Tonio Liuzzi hauptsächlich der Österreicher zu überzeugen. Im Duell mit dem erfahrenen Schotten, zog aber auch er meistens den Kürzeren.

Der Kampf um die rote Laterne

Einen ganz heißen Kampf erleben wir am Ende des Feldes. Und zwar nicht nur zwischen Minardi und Jordan, die noch einen kleinen Vorteil gegenüber den Italienern zu besitzen scheinen. Sondern auch zwischen den jeweiligen Teamkollegen aus Silverstone und Faenza.

Interessanterweise verhielten sich die Teamduelle bei den zwei Nachzüglern identisch: Zu Saisonbeginn waren jeweils Narain Karthikeyan und Patrick Friesacher in Front, nach einigen Rennen wurden sie jedoch von Tiago Monteiro und Christijan Albers eingeholt und das Kräfteverhältnis umgedreht.

Der mittlerweile ausgetauschte Patrick Friesacher fiel allerdings nicht seinen Leistungen, sondern fehlenden Sponsorengeldern zum Opfer, weshalb sich seit zwei Rennen Jordan-Tester Robert Doornbos als Teampartner von Albers versuchen darf. Dabei kam der zweite Niederländer seinem Landsmann von Beginn an sehr nahe. Es darf also auch im letzten Saisondrittel ein spannendes Duell um die rote Laterne erwartet werden.