Rund 70 Prozent der rund 93.000 von der FIA auf deren Website befragten Formel 1-Fans gaben an, dass sie das alte, vor 2003 praktizierte Qualifying-System bevorzugen. Eine mehr als eindeutige Antwort. Bei dem alten Quali-Modus konnten die Piloten innerhalb einer Stunde 12 Runden absolvieren, die schnellste Rundenzeit wurde für die Startaufstellung herangezogen.

Dass man überhaupt erst jetzt, wo die Formel 1 in punkto Image längst einige Schäden davongetragen hat, das Instrument einer Befragung per Internet gewählt hat, spricht Bände. Lange Zeit wurde das weltweite Netzwerk und dessen F1-Medien von den Entschiedungsträgern als "Internet-Blase" diffamiert. Doch immerhin zeigen sich die ehrwürdigen alten Herren der Königsklasse lernfähig - auf der offiziellen Website der Formel 1 darf man jetzt zwischen drei Qualifying-Modi wählen. Vier Möglichkeiten sind es streng genommen - denn zu zwei neuen Vorschlägen und dem aktuellen Modus gesellt sich der Menüpunkt "No Preference". Ob das meistgewünschte System dann auch 2006 zum Einsatz kommen wird, ist jedoch nicht garantiert. Es besteht aber die Hoffnung, dass man sich an den Wünschen der Zuschauer orientieren wird. Und: Die zwei neuen Vorschläge dürften im Sinne der Fans sein.

Vorschlag 1 - das gute alte Low Fuel-Quali!

Eine 60 Minuten-Session, aufgeteilt in zwei Einheiten zu je 25 Minuten, dazwischen 10 Minuten Pause. Die Fahrer dürfen so viele Runden drehen, wie sie wollen - sie müssen jedoch in jeder der beiden Einheiten eine gültige Rundenzeit markieren. Damit möchte man den Schwachpunkt des alten Systems bekämpfen - damals herrschte in den ersten 20 Minuten des Qualifyings kaum Betrieb. Die beiden schnellsten in den beiden Perioden erzielten Rundenzeiten werden addiert und die Gesamtzeit wird für die Startaufstellung herangezogen. Es gibt keine Tankvorschriften - die Autos können während und nach der Session aufgetankt werden. Auf Deutsch: Das gute alte Low-Fuel-Quali!

Vorschlag 2 - auch Low Fuel, plus Ausscheide-Krimi!

Ebenfalls eine 60 Minuten-Session. Allerdings scheiden nach 15 Minuten die letzten 5 Piloten aus, sie qualifizieren sich mit ihren Rundenzeiten für die Startplätze 16 bis 20. Nach weiteren 15 Minuten scheiden abermals die letzten 5 Piloten aus - sie qualifizieren sich mit ihren Rundenzeiten für die Startplätze 11 bis 15. In den letzten 30 Minuten kämpfen die verbliebenen 10 Piloten um die Top 10 der Startaufstellung - die Zeiten der vorhergehenden 30 Minuten werden gelöscht, die Top 10-Piloten müssen also in der letzten halben Stunde abermals eine schnelle Runde zusammenbringen. Die Fahrer dürfen in jeder der drei Perioden so viele Runden drehen, wie sie wollen, es gibt wie im Vorschlag 1 keine Tankvorschriften.

Fazit: Jahrelang wurde für eine Internet-Befragung plädiert - immerhin hat man nun reagiert. Das "moderne" Internet (das gibt es mittlerweile auch schon recht lange) hat die verstaubten Bürokraten aufgeweckt, die FIA-Umfrage war quasi ein Hightech-Weckruf an die Herren Entscheidungsträger. Sogar FIA-Präsident Max Mosley war ob der Umfragergebnisse beeindruckt und scheint nun tatsächlich einen zuschauerfreundlichen Kurs fahren zu wollen. Es gibt Hoffnung, liebe Formel 1-Freunde.