Was war die große Lehre des Indianapolis Wochenendes? Auch zwei Wochen nach dem Debakel scheinen manche F1- und FIA-Verantwortliche diese Frage noch nicht beantworten zu können. Dafür bekamen sie in Magny Cours bereits wieder die nächsten wertvollen Lehren präsentiert.

Die Lehre vom Niemandsland

In Magny Cours geht die Post ab., Foto: Sutton
In Magny Cours geht die Post ab., Foto: Sutton

Am Montag vor dem Rennwochenende wurde Red Bull Racing seinem Ruf als Fun-Team mit einer etwas anders gearteten GP-Vorschau gerecht, in welcher man den ungeliebten Frankreich GP als langweilig und uninteressant darstellte. Dabei wurden die "pittoresken" Hotels als "mit maroden Wasserleitungen und gefährlichen elektrischen Leitungen" verseucht dargestellt. Wie wahr diese Aussagen der roten Bullen sind, zeigte sich am Freitag, als das Jordan Team wegen der Entdeckung gefährlicher Bakterien sein Hotel wechseln musste...

Die Lehre von der Normalität

Hinter jedem Mikrofon oder Diktiergerät lauert an diesem Wochenende die Frage nach der Verarbeitung des Indy-Debakels und dem nicht erfolgten Urteil vom Mittwoch auf die Fahrer und Verantwortlichen. Pierre Dupasquier & Co wurden von Journalisten umlagert und die Fotografen scharten sich um alles was rund sowie schwarz war und aus Clermont-Ferrand stammte. Ansonsten galt aber das Motto: Zurück zum ganz normalen F1-Wahnsinn. Und dies bedeutet in der modernen Formel 1 Welt: Kaum Fahraktivitäten in drei der vier Trainings, viele Piloten in der Box oder am Kommandostand und hauptsächlich die Testfahrer auf der Strecke. Es galt also die Symond'sche Weisheit: "Es war ein ganz normaler Standard-Freitag."

Die Lehre vom Staubsauger

Ein friedlicher Bewohner der Boxengasse., Foto: Sutton
Ein friedlicher Bewohner der Boxengasse., Foto: Sutton

In Nordamerika diskutierten motorsport-magazin.com-Kolumnist Jacques Schulz und Marc Surer noch über die Power der Team-Staubsauger in den Boxen. In Frankreich bekamen wir nun den Beweis geliefert, dass die F1-Staubsauger nicht nur mehr Power, sondern auch ein Eigenleben und ein eigenes Gesicht besitzen...

Die Lehre vom Fliegen

Auch wenn das Jordan Team seinen generalüberholten Boliden nur im Freitagstraining einsetzte, gab es natürlich auch in Magny Cours wieder jede Menge neuer Aerodynamikteile zu bestaunen, wobei vor allem die kleinen Winglets an der Ferrari-Radaufhängung die Kreativität der Kollegen anregten. So riefen die Kollegen der großen Tageszeitung mit den vier Buchstaben das Duell von "Raketen-Fernando" gegen "Jet-Schumi" aus. Den Flugunterricht nahm unterdessen jedoch der Indy-Dritte Tiago Monteiro, als er am Freitag im wahrsten Sinne des Wortes durch die Zielschikane flog.

Die Lehre von den Gästen

Ein Heim-GP bringt immer viele Verpflichtungen und zusätzlichen Druck mit sich. Für die Franzosen von Renault brachte das Heimrennen in Magny Cours, trotz der Abgelegenheit des Austragungsortes, also auch viele Sponsoren und Gäste in die ländliche Gegend. Und zwar gleich so viele Ehrengäste, dass man beim Start das T-Car aus der Box in die Boxengasse räumen musste, um zusätzlichen Platz zu schaffen.

Die Lehre vom Speed

Ferraris neuer roter Jet., Foto: Sutton
Ferraris neuer roter Jet., Foto: Sutton

Auch wenn beide Minardi-Piloten vorzeitig mit Reifenschäden ausfielen, führte Christijan Albers eine Tabelle an: Nämlich jene der Top-Speeds. Entsprechend sicherten sich die Cosworth gepowerten Mannen wieder einmal den höchsten Geschwindigkeitswert. Bei den Rundenzeiten half ihnen dies aber wieder einmal nicht allzu viel.

Die Lehre von den Strategen

Im letzten Jahr enthüllte unser motorsport-magazin.com-Kolumnist Jacques Schulz nach dem Vierstopptriumph von Michael Schumacher das neue Motto von Ross Brawn: "Egal ob zwei, ob drei, ob vier - am Ende gewinnen immer wir." In diesem Jahr modifizierten die Chefstrategen am Kommandostand diesen Leitsatz: "Zwei, drei oder vier: Ob ihr wirklich richtig steht, erfahrt ihr, wenn die Hymne angeht." Nick Heidfelds unfreiwillige Sechs-Stopp-Strategie erwies sich hingegen nicht als hilfreich...

Die Lehre von der Spannung

Versprachen die geringen Zeitabstände im Qualifying noch ein packendes und spannendes Rennen, entwickelte sich der Frankreich GP schnell zur gewohnten Prozession. Entsprechend entschieden am Ende wie immer die Strategien über Sieg und Niederlage. Allerdings konnte Kimi Räikkönen beweisen, dass es durchaus möglich ist von Rang 13 auf Platz zwei nach vorne zu fahren.